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Jahr: 2024
/ Ausgabe: 2024_02_19_Presse_OCR
- S.4
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Tiroler Tageszeitung
„Der öffentliche Verkehr muss nicht gratis sein“, Leserbrief, Seite 20
Thema: Diskussion über die Forderung von Gratis-Offis und über
die VVT-Ticketanpassung.
ommt doch bitte end-
lich weg vom unsolidarischen Gießkannenprinzip
und hin zur Bedarfserhebung.
Jetzt ist es also wieder da,
das Gratis-Öffi-Gespenst, es
steht ja eine Wahl vor der Tür.
Frau Haselwanter-Schneider
wollte zuerst Gratis-Öffis für
Innsbruck. Sie ist auch vom
ÖPNV-Modell (Öffentlicher
Personennahverkehr, Anm.)
in Luxemburg, dem reichsten Staat in Europa, und vom
Augsburger Modell sehr angetan. Sie ist überzeugt davon,
dass das eine gute Möglichkeit ist, um die Stadt und somit die Menschen zu entlasten. Nur, wie sieht das Modell
in Augsburg aus? Weit und
breit keine Gratis-Öffis für die
ganze Stadt, nein! Nur neun
Haltestellen in der City-Zone
rund um den Königsplatz sind
gratis, also umgelegt auf Innsbruck quasi rund ums Goldene
Dachl. Einnahmenverlust dort
pro Jahr ca. 500.000 Euro.
Jetzt will Haselwanter-
Schneider für ganz Tirol
Gratis-Öffis! Das hört sich
ja so an, als schwimme Tirol im Geld. Aber: Das Geld
fehlt an allen Ecken und Enden, gleich wie das Personal!
Nebenbei erwähnt, zählt beim
ÖPNV das Angebot und nicht
vorrangig der Preis, und für ein
gutes Angebot und gutes Personal braucht man eben Geld.
Warum allerdings soll das
komplett vom Steuerzahler kommen? Die Öffi-Nutzer nehmen eine Dienstleistung in Anspruch, damit sie,
so oft sie wollen, von A nach
B gebracht werden, warum
soll sie das nichts kosten?
Bei genauem Hinsehen sind
die VVT-Ticketpreise unschlagbar. Das Klima-Ticket
Tirol kostet, umgerechnet auf
das Jahr, monatlich 44,48 Euro, für U26, für Pensionisten
65+ und Menschen mit Behinderung oder Ausgleichszulage
22,68 Euro, Pensionisten 75+
11,35 Euro. Das Schul- bzw.
Lehrticket 8,32 Euro usw. Wer
sich diesen Unkostenbeitrag
— mehr ist es nämlich nicht —
wirklich nicht leisten kann,
soll unterstützt werden (Bedarfserhebung), aber nur der,
nicht alle.
Die meisten Veranstaltungen verzeichnen einen
Besucherrekord nach dem anderen. Die Menschen standen
für das Freizeitticket im VVK
um 686 Euro Schlange. Die
Urlaubsbuchungen sind voll
angelaufen usw. Das Freizeitvergnügen kann kosten, was es
wolle. Nur die Öffis, die dürfen
nichts kosten, dafür soll ruhig
Der öffentliche Verkehr
muss nicht gratis sein
wieder einmal der Steuerzahler aufkommen.
Dabei wäre es viel, viel wichtiger, dass sich die gesamte
Politik erstens um gerechte
Verteilung der Steuergelder
kümmert und zweitens darauf schaut, dass die Menschen mit ihrem Einkommen
auch das Auskommen haben.
Ja, und da wäre auch noch der
eklatante Personalmangel.
Verschärfend zu allem gibt
es den Trend zur Work-Life-
Balance, der in unserer mittlerweile fast zum Großteil freizeitsüchtigen Gesellschaft zur
Life-Work-Balance mutiert.
Ich denke, die Politik wäre gefordert genug! Mit gerechtem
Lohn, guten Arbeitsbedingungen und genügend Personal
ließen sich sicher mehr Wähler ansprechen als mit Gratis-
Öffis für alle!
Barbara Heiss, 6068 Mils
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