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Jahr: 2024
/ Ausgabe: 2024_01_28_Presse_OCR
- S.3
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Tiroler Tageszeitung
TirolerseTageszeitung
„Geheimer Millionen-Deal um Grundstücke für neuen Sportplatz“, Seite 8
28.1.2024
Geheimer Millionen-Deal um
Grundstücke für neuen Sportplatz
Im Westen Innsbruck ist Großes
geplant: das Sportareal Kranebitten.
Dafür erwarb die Stadt 4 Hektar —
großteils Freiland - für acht Mio.
Euro. Das Projektrisiko ist groß.
Von Manfred Mitterwachauer (Gemeinderat am 14. Dezember. Unter Ausschluss
Innsbruck — Plötzlich hat der Öffentlichkeit. Inzwi-
es die Stadtführung eilig. Schon am Dienstag
will! Bürgermeister Georg
Willi (Grüne) das Projekt
„Areal Sportplatz Kranebitten“ der Öffentlichkeit präsentieren. Zuvor
herrschte aber über gut
eineinhalb Jahre eisernes Stillschweigen zu den
Plänen. Genauer gesagt:
zu dem Millionen-Deal,
welcher der Stadt und der
Immobilien-Tochter 1G
erst die Verfügungsgewalt
über das Areal verschafft
hat. Recherchen der 77
machten Willi und Co.
nun aber Beine.
Sowohl das Grundstücksgeschäft als auch
die Projektdetails werfen
nämlich Fragen auf. Unangenehme. Für die gesamte Stadtpolitik. Denn
der Kauf ist bereits vollzogen worden. Bewilligt
vom Stadtsenat am 6. Dezember, abgesegnet vom
Die Anbindung des Parkplatzes
an die B171 hat die Stadt zu
errichten und zu zahlen. fes: Fa
schen ist auch der Kaufvertrag unterschrieben
worden. Ob das Projekt
jedoch umgesetzt werden
kann — dahinter stehen
noch viele Fragezeichen.
Neues „deck47“, großer
Parkplatz und Fußball
Es sind gleich mehrere Grundstücke, die in
diesem Deal den Besitzer wechseln. Am westlichen Ende des Flughafens gelegen, im Zwickel
zwischen Inn, dem markanten „roten Haus“,
Radweg und B171. In
Summe 40.000 Quadratmeter — großteils Freiland, landwirtschaftlich
genutzt. Die Verhandlungen ziehen sich seit 2022.
Als Grundeigentümer
tritt kein Unbekannter
auf. Es ist vielmehr Josef
Nocker. Ehemaliger Wirt
des bekannten, aber vor
Jahren abgerissenen Kranebitterhofs, Inhaber des
gleichnamigen Campingplatzes. Und Bauer. Die
„Nockerhof GmbH“ mit
dem Zweck der Führung
eines land- und forstwirtschaftlichen Betriebs
wurde erst Ende September 2023 gegründet. Just
für den nunmehrigen
Grundstücksverkauf. Um
die Flächen vor dem Verkauf in diese Gesellschaft
einzubringen — aus steuerrechtlichen Gründen.
Verkäufer sind somit die
GmbH und Nocker selbst.
Lediglich ein Zaun trennt das künftige Sportplatz-Areal vom Nachbam Flughafen. Wasserschongebiet, Flugsicherheitszone und Widmungsfragen - die Projektrisiken sind nicht unerheblich. Fı Fı
Der Kaufpreis wurde
mit 7,8 Millionen Euro _ festgelegt. Inklusive Grunderwerbssteuer
und Eintragungsgebühr
kostet der Deal die Stadt
rund 8,2 Mio. Euro. Dafür
muss die Stadt Rücklagen
auflösen. Nocker selbst
bestätigt auf 77-Anfrage,
, Der Inn ist schr
beliebt geworden. Die Politik
wünscht sich eine
rasche Umsetzung.“
Josef Nocker
(Grundverkäufer)
dass das Geld bereits geflossen sei — allerdings
vorerst auf ein Treuhandkonto.
Nacker will auf den ihm
verbleibenden Grundstücksteilen u.a. eine
Gastro und eine Liegefläche errichten —- nahe am
Inn. Dort wurde bereits
vor Jahren vergeblich versucht, „Stadtstrand“ zu
spielen. Nocker denkt an
ein zweites „deck47“ — so
wie jenes am Baggersee.
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Dazu will er einen öffentlichen Großparkplatz
bauen. Wie groß der wird
— ob bis zu 155 oder gar
180 Stellplätze —, dazu differieren die Infos, die der
TT vorliegen. Die Zufahrt
muss die Stadt finanzieren und bauen. Die Einnahmen des Parkplatzes
fallen indes Nocker zu.
Die Politik habe Interesse
an einer „raschen Umsetzung“, sagt er.
Stadt und 1IIG wollen
indes östlich davon eine Fußballplatz-Anlage
bauen. Mitsamt kleiner
Tribüne, einem Kleinspielfeld und Clubhaus.
Projektkosten? Unklar.
Ebenso die Umsetzung.
Stadtintern wurden Senat
und Gemeinderat im Vorfeld davor gewarnt, dass
die einzelnen Projektteile zwar grundsätzlich als
genehmigungsfähig erscheinen, dies allerdings
nicht garantiert werden
könne. Speziell der östlichste Teil des Kaufareals
sei möglicherweise überhaupt nicht verwertbar.
Und es kommt noch di-
cker: Sollte der Sportplatz
nicht umsetzbar sein, habe die Stadt eine schwer
verwertbare Liegenschaft
zu einem hohen Kaufpreis erworben, heißt es.
Zumindest eine Hürde wurde inzwischen genommen. Eine Umweltverträglichkeitsprüfung
(UVP) ist für das Gesamtprojekt auf einer Fläche
von 2,6 Hektar nicht vonnöten. Diesen Bescheid
der Umweltschutzabteilung des Landes hat die
Stadt mit 10. Jänner bereits in Händen.
Umwidmungen und
Auflagen bergen Risiken
Um das „Sportareal“
umzusetzen, braucht es
Änderungen im Raumordnungskonzept und
der Flächenwidmung.
Auch werden Auflagen
der Luftfahrtbehörde erwartet — hinsichtlich einer Flutlichtanlage. Auch
wenn diese bewilligt würde — spätere Einschränkungen im Betrieb könnten nicht ausgeschlossen
werden, wird befürchtet.