Pressespiegel seit 2021
Jahr: 2023
/ Ausgabe: 2023_11_6_Presse_OCR
- S.7
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Tiroler Tageszeitung
„It’s raining men!“, Seite 12
It’s raining
men!
Neun Mal neue Kunst: Die diesjährigen
Premierentage waren verregnet und von Künstlern
dominiert. Die OrganisatorInnen sind zufrieden.
Innsbruck — Seit 1998 zeigen
die Premierentage in Innsbruck einmal jährlich auf,
was die Kunsträume der Stadt
in ihrer geballten Fülle dem
mehr oder weniger kunstinteressierten Publikum zu
bieten haben. Neue Wege zur
Kunst werden da alljährlich
gegraben, über Vernissagen,
Gespräche oder Touren — wer
schon unterwegs ist, will auch
mehr sehen, das verspricht
man sich seit 25 Jahren von
den drei Tagen der offenen
Türen. In der heurigen Auszu Ende ging, waren viele der
offenen Türen mit Regenschirmen zugestellt. Das Tief
„Emir” war ein beständiger
Begleiter der Premierentage.
Zuspruch vom Publikum gab
es dennoch, sagte Premierentage-Organisatorin Magdalena Saxer gestern beim Ziehen
einer ersten Bilanz. Man sei —
ohne genaue Zahlen zu nennen - durchaus zufrieden.
Wiedersehen hinterm Vorhang
Besonders die Neueröffnungen an den Abenden, von
25 teilnehmenden Institutionen sperrten am Premierentage-Wochenende neun Orte
für neue Kunst auf, waren gut
besucht. Es lockten neun Mal
Ungesehenes und Bekanntes
— und vor allem quasi durchgehend männliche Künstler.
Also: It’s raining men? Das
Symptom der Zeit. Es scheint
jedenfalls nicht zu stören.
Dem Publikum gefällt"s — ganz
besonders in den Wiedersehen, etwa mit einem Tiroler,
der als international agierenstets gern gesehener Gast ist.
Es ist die nunmehr sechste
Personale, die Johann Widauer
seit 1998 Peter Kogler in seiner
Galerie ausrichtet.
sind jetzt neue, absolut sehenswerte Arbeiten. Der rote
Kogler-Kosmos ist dieses Mal
zwar keine Lineatur-Tapete,
aber luftiger Vorhang, die Sogwirkung der Kunst bleibt. Davor und dahinter platzierte der
64-Jährige seine ikonischen
Alucore krabbeln und das Hirn
Seine letzte Ausstellung in
Tirol ist bereits etwas länger
her, erzählt Paul Renner bei
der Eröffnung seines Debüts
in der Galerie Rhomberg. Bei
Ursula Krinzinger — sie zog
1993 mit ihrer Galerie nach
Wien — soll es gewesen sein,
dort, wo in den Achtzigern
nicht nur neue spannende
gestellt wurden, sondern eine
Vernissage auch schon einmal in einer Massenschlägerei geendet haben soll - wenn
man blumigen Anekdoten
Renners Glauben schenken
darf. Seine Press- und Ingredenzienbilder versprühen
heute jedoch den Duft einer
längst vergangenen Kunstwelt. Kürbis, Papaya und Co.
werden dort in Harz konserviert. Von dem durchaus reizvollen Produktionsprozess
bleibt am Ende allerdings
bloß Oberfläche.
Wenn glänzend, dann bitte
von Yara Lettenbichlers Keramiken, die heuer gleich zwei-
fach in die Kunst-Sammlung
der Stadt Innsbruck eingingen. Den Arbeiten wohnt ein
Hauch von Hundertwasser
jährigen Ankäufen der Stadt,
Plattform 6020 ausgestellt
sind, aber eine besondere Position ein.
Ans Erinnern erinnern
Der Jury (Christoph Hinterhuber und Rosanna Dematte)
gelang heuer der Mix zwischen Bekanntem (Benjamin
Zanon) und Überraschung
(Vanja Krajnc) - und Künstlerin und Künstler. Als kuratorisches Statement darf die
Platzierung von Franz Wassermanns Fotomontage „Wir
haften für unsere Geschichte”
am Eingang der Schau interfür ein Erinnerungskultur-
Projekt für das Neue Landhaus wurde zwar von einer
Jury prämiert, letztlich vom
Land Tirol allerdings nicht
ausgeführt. Mit dem Ankauf
erinnert nun die Stadt an die
Debatte.
Ein längst überfälliges Wiedersehen gelingt im Rahmen
der Premierentage heuer übrigens außerhalb von Innsbruck: „Im Vektor” in der
Haller Burg Hasegg zeigt Arbeiten des Paul-Flora-Preisträgers Siggi Hofer. Dieser
tastet die historischen Gemäuer mit Balanceakten zwischen Kunst und Design ab.
Dabei wird der Südtiroler
ungewöhnlich gefühlig: Im
Kapitel „Erbe”, aber auch im
Turm gibt es Verweise auf die
eigene Familie. Oder es blitzt
die Sehnsucht nach mehr
vermeintlich so nüchternen
Sprache der Kunst durch.
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