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Jahr: 2023
/ Ausgabe: 2023_10_28_Presse_OCR
- S.3
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Tiroler Tageszeitung
TirolerseTageszeitung
„Muss Geburtstermin nach dem Schulkalender geplant werden?“
(Leserbrief), Seite 7
28.10.2023
Muss Geburtstermin nach dem
Schulkalender geplant werden?
Thema: Kinderbetreuung in Tirol.
Bereits vor 1% Jahren habe
ich einen Leserbrief geschrieben, wie unmöglich es
ist, für ein einjähriges Kind einen leistbaren Kinderkrippenplatz zu bekommen. Grundsätzlich sollte man sich über
die Schwangerschaft und das
bevorstehende Glück nur
freuen, doch stattdessen plagt
einen die Ungewissheit, was
nach dem Karenzjahr passiert.
Hat mein Kind einen Betreuungsplatz? Wenn nein, was
passiert mit meinem Job, wer
nimmt mein Kind, wie soll
man das bewerkstelligen?
Ich hatte das Glück, dass
mein Erstgeborenes im Oktober auf die Welt gekommen ist,
und bekam, auch nur durch
Vitamin B, einen Kinderkrip-
penplatz. Warum ich das Geburtsmonat extra erwähne?
Ich bin nun in freudiger Erwartung eines zweiten Kindes,
welches im März auf die Welt
kommen wird. Ich bin wieder
auf die unglaubliche Hürde
eines Betreuungsplatzes gestoßen, mit noch schlechteren Aussichten als beim ersten
Kind. Denn so wie in Schulen
gibt es auch in Kindergärten
und Kinderkrippen ein Startdatum, den 01.09.2023.
Mein Kind, welches also
im März auf die Welt kommt,
würde somit sieben Monate
einen Platz blockieren, damit es dann mit einem Jahr
in die Kinderkrippe darf. Die
Antwort war seitens der Betreuungsanstalten einheitlich
ein Nein und ich müsse mich
bis September mit einer Ta-
gesmutter über Wasser halten
bzw. meine Karenz doch einfach verlängern. Tagesmütter
gibt es auch nicht wie Sand am
Meer und wenige bieten eine
Ganztagesbetreuung an. Die
Karenz einfach zu verlängern
ist ebenfalls leichter gesagt als
getan. Geld bekommt man nur
ein Jahr, wie soll man in einer
Stadt wie Innsbruck ein halbes
Jahr mit nur einem Elterngehalt auskommen? Ich möchte
auch zurück in meinen Job.
Es ist schon lästig genug,
dass es so eine Hürde ist, generell eine Kinderkrippe zu
finden, die einjährige Kinder
nehmen. Dann wird es zur
Herausforderung, einen Platz
zu ergattern. Jetzt muss man
offensichtlich noch den Geburtstermin so planen, dass es
zum Schulkalender passt?
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Überall wird gepredigt, dass
Frauen Karriere und Kind unter einen Hut bringen können und sollen, doch wie soll
das funktionieren, wenn man
keine Betreuungsplätze bekommt? Stattdessen soll man
sich anhören, doch die Karenz zu verlängern oder sich
einfach eine Tagesmutter zu
suchen. Das in einer Stadt, wo
man mit einem Elterngehalt
nicht auskommt und Tagesmütter noch teurer sind als
Kinderkrippen. Wie soll das
System funktionieren, wenn
ein im März geborenes Kind
keine Chancen auf einen Kinderkrippenplatz hat, weil es
im falschen Monat zur Welt
kommt?
Franziska Lechner
6020 Innsbruck