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Jahr: 2023

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Kurier

KURIER

„Immo-Spekulation für den guten Zweck“, Seite 20

8.9.2023

Immo-Spekulation für den guten Zweck

Tirol. Anleger haben in Innsbruck die Wohnpreise mit nach oben getrieben. Ein umstrittenes

Investorenprojekt zeigt, dass auch die Kirche und eine gemeinnützige Stiftung Teil der Spirale sein können

VON CHRISTIAN WILLIM

Gemeinnützige Wohnbauträger können in Innsbruck
schon lange nicht mehr mitspielen, wenn am freien
Markt Baugründe angeboten
werden. Zu groß waren die
Summen in den vergangenen
Jahren, die private Investoren
zu zahlen bereit waren. Die
Preise für Eigentumswohnungen und in weiterer Folge die
Mieten sind entsprechend in
die Höhe gegangen.

Für Anleger war diese Spirale ein Versprechen von hohen Renditen. Mit diesem
Versprechen haben auch die
Projektbetreiber des politisch
umstrittenen Stadtcarre&s zuletzt geworben. Und „Microapartments“ mit 28,5 Quadratmetern um bis zu 320.000
Euro zum Verkauf angeboten.

Wie berichtet, hat sich ein
einziger Investor in dem Bau
am Westbahnhof 45 Wohnungen gesichert. Doch der Blick
ins Grundbuch hat noch weitere Überraschungen parat.

Fünf Wohnungen gekauft
Als Käufer scheinen unter anderem die Pfarre Reith bei See-
Innsbrucker Klocker Stiftung,
die vor allem als Kunstförderer
auftritt und ein Museum in
Hall mit eigener Sammlung
betreibt, auf. Es sind also zwei
Institutionen, die eigentlich
den guten Zweck im Fokus haben müssten. Sie haben fünf
bzw. vier Wohnungen im
Stadtcarre erworben.

Bei der Diözese Innsbruck
erklärt man den Kauf mit
einem ihrer Grundsätze, wonach Erlöse aus Immobilienverkäufen, die nur im Ausnahmefall bewilligt würden,
wieder in Immobilien zu veranlagen sind. „Die Pfarrkirche
in Reith hat sich dazu entschlossen, Erlöse aus einem
solchen außergewöhnlichen
Immobilienverkauf in die
Wohnungen im Stadtcarre zu

Eine Tiroler Pfarre kaufte im Stadtcarr& fünf Wohnungen um 1,74 Millionen Euro. Und folgte damit einem Grundsatz der Diäzese Innsbruck

„Wenn katholische
Rechtsträger Wohnungen
kaufen oder bauen, tun
sie das nicht aus
Spekulationsgründen“
Rainer Kirchmair
Ökonom der Diözese Innsbruck

investieren, um laufende Einnahmen für den Pfarrhaushalt erwirtschaften zu können“, erklärt Rainer Kirchmair, Ökonom der Diözese.
Die diözesanen Gremien
hätten im konkreten Fall auch
„darauf gedrängt, dass hier
möglichst sozialverträgliche
Mi hältni f hl
sen werden.“ Der Gesamtkaufpreis für die fünf Woh-

nungen habe — ohne Nebenkosten — 1,74 Millionen brutto betragen. „Das sind leider
Preise, die mittlerweile in
Innsbruck im unteren Durchschnitt liegen“, so Kirchmair.
Als Teil der Preisspirale
sicht man sich aber nicht und
ortet auch keinen Gewissenskonflikt. „Wenn katholische
Rechtsträger Wohnungen
kaufen oder bauen, tun sie
das nicht aus Spekulationsüberlegungen, sondern um
die Wohnungen auch tatsächlich ä:lcnnictcn.“
ton Klocker, Wer Klockcr Stiftung: „Wir sind keine
bili ..ankulamrn Wir
legen langfnsug an und lassen
auch keinen Leerstand.“ Man

könne eben nur gemeinnützig
tätig sein, wenn es Erträge aus
dem Stiftungsvermögen gibt.
Das wäre ansonsten irgendwann aufgebraucht.

markt.“ Laut Stiftungssatzung sci man jedoch an halten, langfristig „en
Bundesanleihen oder in lmmobilien anzulegen“, erklärt
er. Hätte man auf Anleihen
gesetzt, wäre man au

der langjährigen N u:dngznns-fxmnd
phase „schön langsam in der
Situation, dass wir unseren
Stiftungszweck nicht mehr erfüllen könnten“, so Klocker.

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Leerstand

Monitoring

Rund die Halfte

des Innsbrucker
Wohnungsbestands
wird inzwischen auf
Leerstand überwacht. Mit 1. Juli
waren über 35.000
Wohnungen mindestens ein halbes Jahr
Im Monitoring. So
lange oder noch
länger standen
3.07 1 Wohnungen
leer. Das ergibt eine
Leerstandsquote von
8,7 Prozent

Bauträgervergleich
100 dieser ungenutzten Wohnungen
wurden 2022
errichtet. Nur neun
dieser Einheiten
wurden von gemeinnützigen Bauträgern
errichtet. Der Rest
stammt von gewerblichen (69) Bauträgern oder Privatpersonen (22)