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Jahr: 2023

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- S.15

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Kronenzeitung

Eine gute Nachbarschaft
zu pflegen ist immer
begrüßenswert. Es gibt
aber auch Senioren, die
ihre Ruhe wollen. Auch das
muss respektiert werden.

Hubert || b

„ ISD-G

un liegt das Obduk-
N tionsergebnis vor: Jene
94-jährige Frau, deren
Leichnam Polizeibeamte
kürzlich in deren Innsbrucker Wohnung fanden, starb
an einer CO-Vergiftung
(Kohlenmonoxid) — die
„Krone“ berichtete. Wie lange sie dort unentdeckt gelegen hat sowie die genaue
Ursache seien noch Gegenstand von Ermittlungen.
Laut dem Bericht der Exekutive habe ein Nachbar
wegen der sich anhäufenden
Post Alarm geschlagen. Dieser Version widerspricht ein
Angehöriger, der sich zwischenzeitlich bei der „Tiroler Krone“ meldete. „Die
Rettung hat ein Familienmitglied gerufen, nachdem
sich die Verstorbene nicht
gemeldet hat“, betont er.

Foto: Innsbrucker Soziale Dienste GmbH

„‚Allein sterben kommt immer wieder mal vor!‘“, Seite 16/17

In diesem Haus in Innsbruck wurde die 94-jährige Tote entdeckt. Die Obduktion
ergab nun, dass sie - wie vermutet - an einer Kohlenmonoxidvergiftung starb.

Foto: DanielLiebl

„Alleine sterben kommt
immer wieder mal vor!“

Nach dem Tod einer 94-Jährigen in Innsbruck stellt sich die Frage:

Wie oft sterben eigentlich bei uns Menschen einsam und alleine?

Wie dem auch sei: „Dass
Personen — auch jüngere —
allein in ihrer Wohnung
sterben, kommt zwar nicht
jeden Tag, aber immer wieder vor“, sagt Hubert Innerebner, der Geschäftsführer
der Innsbrucker Soziale
Dienste GmbH (ISD). Bei
den Klienten der ISD habe
man durch die mobile Hauskrankenpflege einen guten
Überblick, wie es um den

Gesundheitszustand der Senioren bestellt ist. „Wir stellen auch täglich 700 Essensportionen zu“, _rechnet
Innerebner vor. Dadurch sei
ebenfalls gewährleistet, dass
jemand ein Auge auf die Betagteren in der Gesellschaft
hat. „Einfach so Zutritt in
eine Wohnung können wir
uns natürlich nicht verschaffen“, sagt er. Dass jemand
einsam in seiner Wohnung

Seite 15 von 28

sterbe, lasse sich nicht verhindern. „Es muss aber niemand zehn Tage oder länger
unentdeckt tot in der Wohnung liegen“, betont Innerebner, „es gibt für Senioren
genügend Angebote, damit
sie ein Netzwerk haben, das
nach dem Rechten sieht.“
Als Beispiel nennt er ein
vor einigen Jahren durch die
ISD ins Leben gerufenes
Hilfsangebot, das Ehren-

amtliche machen: „Es funktioniert wie eine Art Nachbarschaftshilfe.“

„Gepflegte Nachbarschaft
ist immer begrüßenswert“

Apropos Nachbarn: „Eine
gute Nachbarschaft zu pflegen, bei der man gegenseitig
auf sich schaut, ist natürlich
immer begrüßenswert.“ Es
gebe aber auch Senioren, die
„einfach ihre Ruhe haben
wollen. Auch das muss respektiert werden“.
Abschließend verweist Innerebner noch darauf, dass
„ein überlaufender Briefkasten natürlich auch daraus resultieren kann, dass jemand
auf Urlaub oder im Krankenhaus ist. Man darf es der
Nachbarschaft nicht vorwerfen, wenn sie das mehrere
Tage ignoriert“. M. Schwaiger

Foto: DanielLiebl