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Jahr: 2023

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- S.26

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6020 Stadtmagazin

Busfahren
mal anders

Alles einsteigen, bitte! Von selbst fahrenden

Shuttles —- und ein bisschen Neid.

Text: Leonie Werus

le sind uns einfach Immer elnen Schritt voraus, so scheint
es, Denn: Nicht zum ersten
Malist es ein nordisches
Land, von dem wir uns an
dieser Stello etwas abschau
en wollen. Das Baltikum gilt
als Vorreiter ın Digitalisierung. Wirtschaft und Mobilitat. Letztere ist
€s auch, womit sich das Start-up Auvetech
aus Tallınn seit 2019 beschaftigt — und
damıt gleichzeitig das Verkehrskonzept
er ostnischen Hauptstadt auf den Kopf
gestellt hat. Was in Österreich aktuell noch
1Ur ungläubige Blicke sorgt, gehört dort
nämlich dank Auvetoch bereits zum Alltag-
Kleinbusse, die die Menschen von A nach B
bringen. Und zwar ganz ohne Fahrerin.

ERKLÄRTES ZIEL.
Wiie das geht? Viele kluge Köpfe und eine
klare Ansage: Es gidt zu viele Autos in
dger Stadt. Zwar leben in Tallinn mit rund
437.000 Menschen weit weniger als in

d

gleichzeitig sind die zurückzulegenden

Wege vergleichsweise
weit. Nicht alle Orte sind
mit Bus odor Bahn erreichbar — das Auto war somit
haufig die erste Wahl,

Doch das hat sich geandert

Nach der Entwicklung ei

nes Prototyps im Jahr 2018 standern 2020
bereits erste Testfahrten mit dem selbst
fahrenden Shultle auf öfentlichen Straßen
an. Nachdem diese Testphase — bis auf
einen einzigen, auf menschliches Versagen
voller Erfolg verbucht worden war, etablierten sich die selbst fahrenden Shuttles Immor mehr als fixer Bestandteil dos Tallinner
Stactbilds.

DIE LETZTE MEILE,

MiCa heißt nun die neueste, Ende 2022
vorgestellte Varlante des Fahrzeugs, das
ursprünglich in Zusammenarbeit mit Studierenden der Universität Tallinn entwickelt
worden war. Mit einem Elektromotor chauffiert MiCa bis zu acht Personen durch die
Stadt - bevor es nach sechs Stunden für

Sie alle
machen mit.
Griechenland,

Finnlend, Schweden,

Dänenark und Polen
sind nur ein pser
der Länder, in denen die sutanomen
Fahrzeuge van Auvetech zurzeit zum
Einsatz kommen.

„Busfahren mal anders“, Seite 36/37

vun

In Österreich

wird es wohl noch
stwas davern,

kehrsteilnehnern

werden, Pläne gibt

es zwer bereits
ec|

muss ellerdings

erst en diese neue
Form der Mobilität
angepasst werden,

knapp vier Stunden an die Steckdose muss.
Taxi soll der autoname Kleinbus abor keoi
nes seln, sondern vielmehr eine Ergänzung
zu Bus unc Bahn. „Wir wollen die letzte
Moilo zum öffentlichen Porsonennahvorkehr sein und etwa Menschen aus abgelegenen Vororten zur nächsten Bushaltestelle bringen”, so heißt es von Auvetech,
MiCa soll also vor allem dort zum Einsatz
kommen, wo sich eine reguläre Verbindung
nicht lohnt oder wo die Straßen zu schmal
sind, Immerhin macht seine Breite von

‚weit weniger als zwei Metern den Minivan
Nlexibler als so manchen Pkw.

NEUE ÄRA.

Mit einer Maximalgeschwindigkeit von

25 kmih setzt sich der Shuttle dann in

Bewegung - ein bisschen wie ein überfühl

sich an. Fast lautlos gleitet MiCa uber die
Straßon, kein Lenkrad, koine Podale — und
keine Fahrer:in. Zumindest, wenn man die
Begleitperson außer Acht lasst, die aus
Sicherheitsgründen aktuoll noch mit an
Bord sein muss. In Zukunf: soll das Gefänrt
Aur mehr über Kameras von einem Kontrollzentrum aus überwacht werden, Nicht
‚ganz so einfach ist die Wegfindung des
autonomen Autos, denn MICa kann sich
nicht über i i ©
Google Maps orientieren. Statidessen Muss
Auvetech im Vorfeld ein 3D-Modell jener
Umgebung erstellen, in der der Shuttle fahsen soll - gegebenenfalls also einer ganzen

Seite 26 von 34

„Wir wollen die letzte Meile zum
öffentlichen Personennahverkehr sein,
und etwa Menschen aus abgelegenen
Vororten zur nächsten Bushaltestelle

bringen.“

Auvetech

Großstadt. Mitnilfe dieses digitalen Abbilds

navigiert MiCa dann aber von ganz alleine,

anhand i Ka-

Mmeras, die dafür sorgen, dass das Fahrzeug
und andere

mende erkennt,

All die Technik hat ihren Preis — rund
200.000 Euro sind für MiCa aktuell zu
bezahlen. Dieser Preis soll in Zukunft aber
deutlich günstiger wergen, und schließlich
würde sich das Ganze für Verkehrsbetriebe sowleso lohnen, da kunftig zur Überwachung nur mohr oine Persan pro zehn
Fahrzeuge nötig Ist.

Für dıe Passaglerinnen lohnt sich MiCa
schon heute — zumindest in Tallinn, Die ost-
Nnische Hauptstadt lässt ihre Bevölkerung
namlich bereits selt 2013 kostenlos mit den
öffentlichen Verkehrsmitteln fahren — noch
so ein Punkt, in dem der Norden zeigt. wie
€s richtig geht. Aktuell sind die autonomen Gefährte von Auvetech in 15 Ländern
unterwegs, ab 2025 sall dann die Massen
produktion starten. Ob wir bis dahin auch

In Innsbruck bereit sind für die Mobilität der
"

Zukunft, das wird sich zeigen,

DIESE SERIE WIRD
DURCH UNTER-
STÜTZUNG DES
VVT ERMÖGLICHT.

Smarte Lösungen
für die Stadt der
Zukunft gibt es
viele, Die Serie „Hey
Innsbruck, schau dir
das mal an” widmet
sich Best-Practice-
Beispielen aus aller
Welt und zeigt, was
andere Städte für
eine nachhaltige
Zukunft tun.