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Jahr: 2023
/ Ausgabe: 2023_05_7_Presse_OCR
- S.5
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Tiroler Tageszeitung
„Berührt vom puren Wahnsinn“, Seite 22
*
Quinteto Beltango eröffnete „La Locura“, Musiker und Gäste reisten teils von weit her an. Fernando und Viviana aus Argentinien (Bild r. unten) leben in Innsbruck. Fotos: Falk
Berührt vom puren Wahnsinn
Ein internationales Musikfestival zum Zuhören und Mittanzen: „La Locura“
versetzt Innsbruck in ein dreitägiges Tango-Fieber. Achtung, Ansteckungsgefahr!
Von Michaela S. Paulmichl
Innsbruck - Die Faszination des Tangos: „Wer
einmal von ihr erfasst ist,
kann sich ihr kaum entziehen. Man möchte ihr
am liebsten sein ganzes
Leben widmen.“ Joachim
Tschütscher aus Innsbruck hat es vor 25 Jahren
erwischt. Im Gegensatz zu
anderen, die ein bereits
ungesundes Suchtverhalten entwickelt hätten,
indem sie für nichts anderes mehr Zeit fanden,
sei es ihm aber gelungen,
sich wieder zu „entwöhnen“. Zumindest zum Teil
— denn einmal mit dem
Tango-Fieber infiziert,
kommt offensichtlich niemand mehr so ganz davon
los. Und so organisiert er
einmal im Jahr im Haus
der Musik in Innsbruck
ein dreitägiges Tango-
Musik-Festival, wie es in
dieser Größenordnung
und Qualität weltweit kein
zweites gibt. So haben viele etwas davon. Dieses
Wochenende ist es zum
vierten Mal so weit.
„Tango ist mehr als nur
ein erotischer Tanz mit
allen damit verbundenen Klischees. Die Tänzer nehmen Eeine Verbindung
zueinander
auf“, beschreibt
Tschütscher. Er
habe „ein gesundes Maß“
gefunden, mit
seiner Sucht
umzugehen,
die dieser Tanz
auslösen kann,
Tango sei ein
Ausgleich zu seinem Beruf als Rechtsanwalt geworden. Und doch heißt
das bereits nach 24 Stunden ausverkaufte Festival
„La Locura“, auf Deutsch
„der Wahnsinn“. Bis heute
Abend werden dort 14 En-
Fotos und Videos
dazu finden Sie
auf www.tt.com
sembles mit 60 Musikern
und Sängern auftreten,
darunter Mariana Mazü,
in Argentinien als beste
Tangokünstlerin ausgezeichnet, oder die preisgekrönte Violonistin Machiko Ozawa, die auf großen
Bühnen in London und
New York gefeiert wird.
Aber schon
lange bevor es
am Freitag dann
endlich losging,
hatte sich die
Tanzfläche gefüllt. Die eintreffenden Besucher
beeilten sich, in
ihre Tanzschuhe zu schlüpfen.
Und noch bevor Organisator Tschütscher zur Begrüßung ansetzen konnte
und die ersten Musiker die
Bühne betreten hatten,
begannen viele zu klatschen und ertönten laute
„Bravo“-Rufe.
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Die Gäste kommen -
neben einer Tiroler Gemeinschaft von rund 100
passionierten Tänzern,
die ebenfalls keinen Wert
darauf legen, vollkommen
von ihrer Tango-Sucht
geheilt zu werden - aus
vielen Teilen Österreichs,
Europas und sogar aus
den USA. Die Wertschöpfung ist bei rund 500 Besu-
‚ ‚ Tango ist mehr
als nur ein
erotischer Tanz, die
Tänzer nehmen eine
Verbindung zueinander auf.“
Joachim Tschütscher
(Organisator) Foto: Falk
chern, die mehrere Tage
in Innsbruck verbringen,
auch für die Stadt sehr
groß. Gefördert werden
bisher aber nur 25 Prozent
der Kosten.
Die überschwängliche
Freude der Besucher, dabei sein zu können, tröstet darüber hinweg, dass
die Wertschätzung im eigenen Land etwas größer
sein könnte: Die Begeisterung war bisher jedes Mal
so groß, dass viele zum Abschluss Schlange standen,
um sich beim Organisator zu bedanken. Und der
wird sich wohl auch diesmal über Aussagen freuen
können, wie „so etwas habe ich noch nie gesehen,
noch nie davon gehört,
ich hätte mir so ein Festival selbst im Traum nicht
vorstellen können“ oder
„davon werde ich noch
meinen Enkelkindern erzählen“. Und natürlich:
„ein Wahnsinn!“