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Jahr: 2023

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- S.16

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Kurier

„Das Landesmuseum wird zur Großbaustelle‘‘, Seite 16

Das Landesmuseum wird zur Großbaustelle

Innsbruck. Nach jahrelangen Verzögerungen kommt der Umbau des Ferdinandeums auf Schiene.
Die Kosten für das Land werden sich auf 58,9 Millionen Euro belaufen — vielleicht aber auch auf mehr

VONCHRISTIAN WILLIM

Karl C. Berger standen am
Dienstag die Tränen in den Augen. Der interimistische Ge-

schäftsführer der Tiroler Lan- 3
desmuseen (TLM) war die &@
Erleichterung anzusehen, dass &}
nach Jahren der Verschlep- 3

pung der Um- und Ausbau des
Haupthauses Ferdinandeums
in die Gänge kommt.

„Jetzt haben wir es doch
noch geschafft“, kommentierte Landeshauptmann Anton
Mattle (OVP) bei einer Pressekonferenz einen Beschluss
der Landesregierung zur Freimachung der notwendigen
Mittel. Die Kosten werden aktuell auf 47,8 Millionen
kalkuliert. Bis zur geplanten
Fertigstellung im Jahr 2027
werden aufgrund der erwarteten Bauindex-Anpassungen
58,9 Millionen Euro daraus.

Keine Obergrenze
Mattle vermied es, Begriffe
wie Obergrenze in den Mund
zu nehmen: „Wir sind gut beraten, wenn wir bei den Kosten vorsichtig sind.“ Der Kalkulation fehle noch „der notwendige Tiefgang. Das ist der
aktuelle Stand.“ Damit traf
der Landeshauptmann Vorsorge für Debatten, sollte das
Geld doch nicht reichen.

Er und sein roter Stellvertreter Georg Dornauer, der
für den Hochbau verantwort-

lich ist, haben das Projekt von 3
der schwarz-grünen Vorgän- &®
gerregierung geerbt. 2020 3
waren die Kosten auf 38,9 3

Millionen Euro geschätzt worden. Die erwarteten Kostensteigerungen und die auf
2022 vorgezogenen Landtagswahlen —verschleppten
eine politische Entscheidung.

Im vergangenen Herbst
hatte Peter Assmann überraschend und zwei Jahre vor Vertragsende die Kommandobrücke bei den Tiroler Landesmuseen verlassen. Zuvor war sein
Unmut über die unklare Situa-

EPWNARIAKIRCHNER

tion klar durchgeklungen. Eigentlich hätte die Neugestaltung des Ferdinandeums im
heurigen 200. Jubiläumsjahr
des Hauses bereits abgeschlossen sein sollen.

Nach dem überraschenden Abgang von Assmann

Dsde?mumbtohuvoutandodun.ßashtdnandonhlonntchm.ßüsltll

sprang Berger vorübergehend
in die Bresche. Der sieht im
Siegerentwurf von 2021 des
Vorarlberger Architekturbüros marte.marte „ein Projekt,
das in die Zukunft weist.“

Im Moment kann man das
von dem zentral in der Innen-

stadt gelegenen Kulturbau
nicht behaupten. „Wir sind im
20. Jahrhundert verhaftet geblieben“, attestierte Franz Pegger, der Obmann des Vereins
„Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum“, dem Liegenschaft
und Sammlungen gehören.

Seite 16 von 42

WARTENARTE ARCHITEKTEN ZT

Der Befund, dass das Museum nicht den Ansprüchen
des 21. Jahrhunderts gerecht
wird, ist eigentlich vernichtend. Denn es ist gerade einmal 20 Jahre her, dass das
Ferdinandeum nach umfangreicher Sanierung wieder eröffnet wurde. Die hat damals
16,3 Millionen Euro gekostet
— doppelt so viel wie ursprünglich veranschlagt.

Vergebene Chance

Und der Umbau kann nachträglich nur als Murks bezeichnet werden. Die damals
gepriesene räumliche Offenheit im Inneren des Hauses
erwies sich als nicht kompatibel für die Schaffung eines
für den Schutz der Kunstwerke notwendigen Mikroklimas

in den Ausstellungsräumen.
Zuletzt gab die Klimaanlage
überhaupt den Geist auf.
Noch ein Manko von damals:
Auf die Barrierefreiheit
wurde gepfiffen. Dass gehbehinderte Besucher mit dem
Lastenlift fahren müssen, sei
„eine Demütigung“ für Betroffene, befindet Berger.

Nach außen öffnen

Künftig soll das Haus barrierefrei besuchbar sein, sich
nach außen öffnen und so
neues Publikum anziehen. Im
Eingangsbereich, von drei
Seiten betretbar, ist ein konsumfreier Raum geplant, den
Mattle mit einer Passage vergleicht. Zudem soll es — wie
schon bisher - ein Cafe geben.

Die Ausstellungsflächen
sollen an modernen Standards angepasst werden. Auf
dem Dach des Gebäudes,
dessen Fassade denkmalgeschützt ist, ist ein Veranstaltungssaal für bis zu 250 Personen geplant. Berger erhofft
sich dadurch unter anderem
Raum für Kooperationen.

Als nächster Schritt geht
es nun an die Entwurfs- und
Einreichplanung. Der Baubeginn ist für Herbst 2024 geplant, die Fertigstellung fü
März 2027. Das Ferdinandeum mit seinen verschiedenen Sammlungen ist das
Flaggschiff der Tiroler Landesmuseen, zu denen auch
das Volkskunstmuseum, die
Hofkirche, das Zeughaus und
Tirol Panorama mit Kaiserjägermuseum — Hort der Tiroler Heldentümelei - zählen.

Ab Dezember erhält der
Museumstanker mit dem Vorarlberger Andreas Rudigier
einen neuen Chef, Berger
wechselt dann zurück ins
Volkskunstmuseum, das er
seit 2015 leitet. Der auch für
Kultur verantwortliche Landeshauptmann erhofft sich
indes, dass sich der Um- und
Ausbau auch in den Besucherzahlen niederschlägt.