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Jahr: 2023

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Kronenzeitung

Kronen
Zeitung

„Noch ein Baby-Bier-Protest“, Seite 28
26.5.2023

Foto: DanielLiebl

Eltern nahmen ihre Kinder mit und eine Kiste (alkoholfreies) Bier, damit zeigten sie Solidarität mit GR Bex.

Noch ein Baby-Bier-Protest

Mehr als zwei Dutzend Mütter mit Kindern stürmten den Innsbrucker Gemeinderat - aus

Solidarität mit Grün-GR Bex. Bier-Zischen während Totengedenken hatte ein Nachspiel.

lief die Rückkehr des

Innsbrucker Gemeinderates an seinen angestammten Platz im Rathaus. Zwei
Sitzungsunterbrechungen
binnen einer Stunde zeugen
vom aufgeheizten Klima.

Die „politische Showeinlage des Tages“ (FI-Klubobmann Lucas Krackl) lieferten
Mütter, die die Zuschauerränge in eine Art Kinderkrippe verwandelten und alkoholfreies Flaschenbier
tranken — aus Solidarität mit
Grün-GR Janine Bex, die
ebenfalls wieder ihr Baby
mitgebracht hatte.

BM Georg Willi thematisierte zu Beginn erneut die
Baby-Bier-Affäre und gab
Bex volle Rückendeckung.
Sie sei vorbildlich bemüht,
Kind und Beruf unter einen
Hut zu bringen.

Das Entrollen von Transparenten führte dann zur
ersten Unterbrechung durch
den Bürgermeister, umfal-

z ijemlich chaotisch ver-

PHILIPP NEUNER

Tiroler Politik
Inoffiziell

lende Bierflaschen sowie
technische Probleme mit
Mikrofonen und im Livestream wenig später zur zweiten. Das Offnen von Bierflaschen mit einem Zischen
sollte den Gemeinderat später noch einmal einholen.
Die Baby-Bier-Affäre
nützte der Verein Frauen
Vernetzung, um auf sein Anliegen aufmerksam zu machen: „Sexismus und sexuelle Belästigung gehören im
patriarchalen Tirol für viele
FLINTAS (= Frauen, Les-

ben, inter*, nichtbinäre,
trans und agender Personen)
zum Alltag. Egal ob am
Arbeitsplatz, in der Schule,
an der Uni, im Verein, den
Medien, in der Werbung, in
Bus und Bahn oder in der
Politik. Egal ob mit Kindern
oder ohne“, heißt es in einer

Stellungnahme. GR Bex
sagte, von ihr sei die Aktion
nicht ausgegangen.

Im Innsbrucker Gemeinderat gab und gibt es viele
Mandatare, die während
ihrer Amtszeit Eltern wurden. Aber niemandem ist es
bislang eingefallen, sein Baby zwölf Stunden und länger
in den Sitzungssaal mitzunehmen. Eines ist Bex damit
gelungen: Ihr Bekanntheitsgrad hat sich schlagartig erhöht. Und sie hat darauf
hingewiesen, dass es kein
Karenzgeld für Gemeinderäte gibt und so manche möglicherweise dazu gezwungen
sein könnten, aus organisatorischen bzw. finanziellen

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Gründen ihre Kinder mitzunehmen. Eine Regelung analog jener auf Landesebene
werde angestrebt und sei bereits auf Schiene gebracht.
Auch der zweite Teil nach
der Mittagspause begann
überaus holprig. FI-Klubobmann Krackl beantragte, das
Totengedenken zu wiederholen, da der Beginn der Gemeinderatssitzung kein würdiger Rahmen gewesen Ssei.
Zischend seien Bierflaschen
geöffnet worden. 32 von 40
Mandataren unterstützten
die Idee. BM Willi wehrte
sich anfangs vehement. SP-
Klubobmann Helmut Buchacher kritisierte die „billige
primitive Wahlkampfveranstaltung der Grünen“, mit
der das Totengedenken gestört worden sei, und warf
Willi Versagen bei der Sitzungsführung vor. Nach
einer Unterbrechung stimmte Willi doch zu: Es könne
sein, dass er nicht alles
wahrgenommen habe . . .