Pressespiegel seit 2021
Jahr: 2023
/ Ausgabe: 2023_05_23_Presse_OCR
- S.8
Suchen und Blättern in über 500 PDFs und 44.000 Seiten.
Gesamter Text dieser Seite:
Tiroler Tageszeitung
„Sind wir in der Bronx von Innsbruck?“, Seite 19
——
SN
z
E E a an z E - { e
ınd Schattenseiten. Michael Klemenc von der Kunstpause (kleines Bild) fühlt sich in
seinem Gastgarten wie am Bahnhof.
„Sind wir in der Bronx von Innsbruck?“
Die Museumstraße in Innsbruck galt einmal als Prachtstraße. Heute stehen mehrere Geschäfte leer, gleichzeitig
werden aber auch Häuserzeilen revitalisiert. Der Zentrumsverein sieht den Branchenmix als Hauptproblem.
Von Denise Daum
Innsbruck - Museumstraße. Montag. 9 Uhr. Lieferautos stehen auf den Gehsteigen, Busse dröhnen durch
die Straße, die Straßenbahn
klingelt einen Radfahrer an,
Menschen eilen aneinander
vorbei.
Am Anfang der Museumstraße stehen gleich mehrere
Geschäfte leer. Die Schaufenster sind verklebt: mit
Holzbrettern, Kartons oder
Werbung von Immobilienmaklern. „Mieten“ prangt
in dicken Lettern auf einem
roten Plakat. In der Museumstraße 6 gibt es statt dem
traditionsreichen Spielwa-
rengeschäft „Heiss“ schon
bald „Sweets and Toys“. Gegenüber, auf der Nordseite,
steht das große Ecklokal leer.
Ein Plakat auf der Glasfront
gibt Hinweis darauf, dass
nach einem Fleischkäse-,
Grill-, asiatischen und griechischen Lokal demnächst eine Sportsbar in die Geschäftsräume einzieht. Entlang der
Museumstraße finden sich
unter anderem mehrere Friseurläden, Lebensmittelgeschäfte, Bäcker, Fast-Food-
Lokale, ein Wettlokal und
sogar ein Kino. Im letzten
Drittel der Straße wirbt eine
deutsche Billigshop-Kette mit
Sonnenhüten und Flipflops
um einen Euro.
Vor dem Landesmuseum
hat die Stadt Innsbruck vergangenes Jahr „Grüninseln“
mit Sitzgelegenheiten aufstellen lassen. Daneben baut Michael Klemenc von der Kunstpause seinen Gastgarten auf.
„Hier geht’s zu wie am Bahnhof. Jede Minute fährt ein Bus
vorbei“, sagt Klemenc.
Wenn es um die Museumstraße geht, wird der Gastronom fatalistisch. „Die Straße
stirbt jeden Tag ein Stückchen.“ Unter der Woche
würden die Einheimischen
durchlaufen, ohne nach
links und rechts zu schauen, am Wochenende sei es
wie leergefegt, die Geschäfte geschlossen. „Sind wir in
der Bronx von Innsbruck?
Werden die Touristen in Reiseführern vor der Museumstraße gewarnt? Es traut sich
jedenfalls keiner hierher“, bemerkt Klemenc sarkastisch.
Nachsatz: „Es ist ja auch wenig einladend.“
Das sieht auch Michael
Perger, Obmann des Zentrumsvereins, so. Die Museumstraße sei nicht mehr die
Einkaufsstraße, die sie einmal
war. Für Perger gibt es zwei
Probleme: den öffentlichen
Verkehr und den Branchenmix. Ersteres wird sich kaum
lösen lassen, die Museumstraße ist die Hauptachse für
die Öffis. Zweiteres muss laut
dem Zentrumsverein-Ob-
Seite 8 von 13
mann die Politik in die Hand
nehmen. Die Stadt Innsbruck
müsse in eine Revitalisierung
investieren und auf die Vermieter der Geschäftslokale
einwirken. „Die meisten Eigentümer leben nicht mehr
selbst in den Häusern und
interessieren sich nur dafür,
die höchstmögliche Miete
einzustreifen. An wen sie vermieten oder gar die Stadtentwicklung ist ihnen egal“, sagt
Perger.
Auch Michael Klemenc berichtet, dass die Mieten zu
hoch seien. Er wollte in der
Museumstraße einen zweiten
Betrieb eröffnen, ein Brunch-
Lokal. Eine geeignete Geschäftsfläche hätte es gegeben.
„Aber das kannst vergessen.
Die Miete war viel zu hoch.“
Eine vergessene Straße
ist die Museumstraße aber
nicht. Einzelne Häuser wurden in den vergangenen Jahren aufwändig saniert und
aufgestockt. Das Eckgebäude
neben dem Ferdinandeum
gehört dem Innsbrucker Immobilieninvestor Rene Benko und wird ebenfalls demnächst um- und ausgebaut.
Dort soll die Lebensraum Tirol Holding des Landes einziehen.
Auch das prominente Gebäude Museumstraße 1 beim
Burggraben erfährt eine Revitalisierung mit Aufstockung
und Fassadengestaltung.