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Jahr: 2023

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Tiroler Tageszeitung

„‚Eine Stadt lebt 24 Stunde‘“, Seite 14

Das heute beginnende Bogenfest ist der Beginn einer Reihe von S



im Freien. Die Orte dafür sind in Innsbruék rar, wissen die Kulturschaffenden.

Foto: Böhm

„FEine Stadt lebt 24 Stunden“

Alle Sommer wieder: Wo gefeiert wird, da gibt es in Innsbruck Lärmbeschwerden,
Kulturinitiativen suchen dringend nach neuen Orten

Von Barbara Unterthurner

Innsbruck - Rund 20.000
Menschen wurden beim Bogenfest in Innsbruck gezählt,
das 2022 zum ersten Mal
über die Bühne ging. Heute
ab 15 Uhr verwandelt sich die
Ausgehmeile der Stadt einmal
mehr in eine frei zugängliche
Feierzone. Fünf Bühnen zwischen Messe und Sillparkunterführung laden zum Tanzen
oder Verweilen. Nach dem
erfolgreichen Auftakt wurde
das Fest heuer eher zurückhaltend beworben - da und
dort munkelt man, dass die
Stadt Innsbruck als Veranstalterin die Werbetrommel
wohl bewusst nicht gerührt
hat. In der Stadt weiß man
natürlich um die Probleme
mit AnrainerInnen, die mit
Veranstaltungen im Freien
einhergehen. Lärmbeschwerden gab es schon beim ersten
Bogenfest, ebenso wie beim
„Alles Gute“-Festival am Ne-

benplatz des Landestheaters
— und das, obwohl bei beiden Veranstaltungen um 22
Uhr die Musik ausging. Und
auch heuer ausgehen wird,
das steht auch für das „Alles
Gute“ im August fest.

Wo kann im öffentlichen

‚ ‚ Es gibt auch in
Innsbruck nicht
die perfekte Fläche zum
Veranstalten, sie muss

geschaffen werden.“

Frederik Lordick
(Innsbruck Club Commission)

Raum in Innsbruck eigentlich
sorgenfrei und sicher veranstaltet werden? Die „perfekte
Fläche“ gibt es laut Frederik
Lordick von der Club Commission in Innsbruck gar
nicht. Sie müsse erst geschaffen werden, sagt Lordick. Seit
bald zwei Jahren sucht die
Innsbruck Club Commission
als Vertreterin der heimischen

Clubs in Zusammenarbeit mit
der städtischen Geschäftsstelle für BürgerInnenbeteiligung nach Orten für Veranstaltungen, aber auch private
Feiern — bisher ohne wirklichen Erfolg. Deshalb setzt die
Club Commission zusätzlich
auf Bewusstseinsbildung. „In
Innsbruck muss klar werden,
dass eine Stadt nicht nur zwölf
Stunden lebt“, meint Lordick,
„sondern 24 Stunden.“ Und:
Gerade für eine Studierendenstadt wie Innsbruck gehören
Freiflächen, wo es auch mal
laut werden kann, eben dazu.
„Sie müssen aber auch politisch geschaffen werden“, so
Lordick weiter.

Zustimmung in Sachen Bewusstseinsbildung bekommt
Lordick von Daniel Sailer.
„Menschen müssen akzeptieren, dass Lärm nicht nur von
der Musikkapelle oder vom
Sportevent kommt“, sagt er
zur Situation der VeranstalterInnen in Innsbruck. Seit zehn

Seite 7 von 10

. Oder hilft Bewusstseinsbildung?

Jahren organisiert Sailer nicht
nur das Sonnendeck, sondern
auch das Bonanza-Festival
mit. Letzteres hat sich 2022
überhaupt ganz in Richtung
Seefeld verabschiedet. Und
auch nächste Woche wird das
Bonanza-Team im Seefelder
Playcastle wieder die Bässe
brummen lassen. Auch wenn
der Ortswechsel mit etlichen
Mehrkosten verbunden ist.
Für Anreisende muss schließ-
Menschen müssen

‚ akzeptieren, dass
Lärm nicht nur von der
Musikkapelle oder vom
Sportevent kommt.“

Daniel Sailer
(Bonanza-Festival, Sonnendeck)

lich ein Shuttledienst zur Verfügung gestellt werden.
Schlechter sieht es da heuer nur für das Sonnendeck
selbst aus, das ausgerechnet
zum Zehnjährigen der Initia-

tive an der Franz-Gschnitzer-
Promenade hinter der Uni
nicht stattfinden kann. Noch
bis Herbst wird die Mauer am
Innufer erneuert. Und das
Sonnendeck, das besonders
bei den Studierenden beliebt
war, steht bis dato ohne (Alternativ-)Heimat da.

Dass es generell zu wenig
Veranstaltungsorte gibt, weiß
auch Gregor Huber aus der
Kulturbackstube „Bäckerei“,
die heuer Teil des Bogenfestes sein wird. Veranstaltungsanfragen von Initiativen und
Vereinen bekomme er täglich, erzählt Huber. Viele
wüssten nach dem Aus von
Hafen und Weekender nicht,
wohin. Eine Halle für 500 bis
1000 Menschen fehlt, bestätigt auch Sailer. Ein Innsbrucker Problem übrigens, das
sich nicht nur auf die warmen
Monate beschränkt.

Lesen Sie zu diesem Thema die
Analyse auf Seite 2