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Jahr: 2023
/ Ausgabe: 2023_04_26_Presse_OCR
- S.5
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Tiroler Tageszeitung
Die gestohlene Figur vom Leopoldsbrunnen bei der Begutachtu
ng im Stadtarchiv. Ka
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ssians furban (r.) wurde längst entfernt.
„Schlechte Scherze auf Kosten der Denkmäler“, Seite 5
Fotos: Böhm, Kristen
Schlechte Scherze auf
Kosten der Denkmäler
Annasäule, Goldenes Dachl, Rudolfs- und Leopoldsbrunnen locken
regelmäßig Trophäenjäger an. Meist wird die Beute retourniert.
Innsbruck — Der Diebstahl
einer Bronzefigur vom Leopoldsbrunnen war nur der
letzte Streich, aber kein Einzelfall. Wie Stadtarchivar
Lukas Morscher versichert,
werden Innsbrucks Denkmäler regelmäßig Ziel von
Vandalen, Dieben und Spaßvögeln. Besonders beliebt
ist der Rudolfsbrunnen am
Bozner Platz. „Hier wurden
vor allem die Standarten in
einer Endlosschleife gestohlen“, erinnert sich Morscher.
„Meist von Fußballfans, die
die Stangen bei Schlägereien
als Waffen einsetzten.“ Das
ging sogar so weit, „dass wir
Ersatzstandarten auf Vorrat
gießen ließen“. Ähnlich er-
ging es dem heiligen Vigilius
auf der Annasäule, der mehrfach seinen Bischofsstab Dieben überlassen musste. Vigilius’ Annasäulen-Kollege, der
heilige Georg, büßte 2015 sogar einen Arm ein. Der mit einem Metallstift gut gesicherte Unterarm dürfte mit einem
schweren Gegenstand abgeschlagen und gestohlen worden sein. Der Schaden betrug
damals etwa 5000 Euro.
Fast harmlos war im Vergleich dazu der Hotdog, den
ein Scherzbold Vigilius in die
Hand gab. Oder das bunte
Tuch, das im Advent 2016 wie
ein Turban das Haupt von
Kassian, einem weiteren Annasäulen-Heiligen, wärmte.
Aber auch das Goldene
Dachl weckt Begehrlichkeiten. Meist dann, wenn ein
Baugerüst die vergoldeten
Schindeln in greifbare Nähe
rückt. So geschehen 2012, als
acht Schindeln über Nacht
verschwanden, dann aber in
Raten zurückgegeben wurden. Auch 1998 erleichterte
ein Baugerüst den Weg auf
das Goldene Dachl. Prompt
verschwand eine Schindel,
die ebenfalls retourniert wurde. „Habts scho gschwitzt?“,
hieß es im beigefügten Bekennerschreiben. Ein Scherz
war wohl auch der Diebstahl
einer Schindel des Dachls, die
2007 im Rahmen einer Kunstaktion auf einem Valser Sta-
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del angebracht wurde. Später
ist das Beutestück auf einem
anderen Stadel aufgetaucht.
Gruppendynamik, Mutproben und Alkohol: Das sind für
Morscher die häufigsten Auslöser für die Diebstähle und
Sachbeschädigungen. Aber
manchmal können auch die
ideologischen Motive zu Vandalenakten führen. Wie etwa
die Schmieraktion am Armenierdenkmal in Mariahilf.
Übrigens: Die vom Leopoldsbrunnen gestohlene
und am Montag sichergestellte Figur ist von der Polizei ins
Stadtarchiv übersiedelt. „Die
Diebe sind mit der Figur sorgsam umgegangen“, so Morscher. (tom)