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Jahr: 2023

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Tiroler Tageszeitung

„Eisiger Gegenwind zum Start“, Seite 2

Von Markus Schramek

Leitartikel

Eisiger Gegenwind zum Start

Die neue Landestheater-Intendantin Irene Girkinger muss mit Anfeindungen und Querschüssen fertig werden.
Die Politik signalisiert Unterstützung. Letztlich entscheidet aber das Publikum über Girkingers Wohl und Wehe.

sind schön und gut. Doch beim Start
Girkingers auf der Brücke des Kulturtankers
Taneak

er Landeshauptmann und bemüh
D Kulturreferent erklomm in seiner

Begeisterung für das Tiroler Landestheater gleich dessen Schnürboden.

Der Innsbrucker Bürgermeister zeigte sich

bei der gestrigen Programmpräsentation
kribbelig nervös wie anno dazumal als

Chorknabe bei den Wiltener Sängerknaben.

Eigentlich sollte angesichts einer derart
freudvollen Einbegleitung nichts mehr
schiefgehen für Irene Girkinger, die im
Herbst als neue Intendantin das Ruder in
Tirols größtem Kulturtempel übernimmt.

Politische Unterstützung, weichgeklopfte
Schultern sowie ein ehrgeiziger, anspruchs-

voller Spielplan mit 30 Neuproduktionen

herrscht eisiger Gegenwind.
Neuankömmlingen werden für gewöhnlich Vorschusslorbeeren überreicht. Die
von den Vereinigten Bühnen Bozen nach
Innsbruck wechselnde Girkinger sieht sich
hingegen seit Monaten offener Anfeindung
ausgesetzt. Ihre — in der Branche übliche —
Entscheidung, ein neues Führungsteam zu
bestellen, führte auch zur Ablöse von Tanz-
Zampano Enrique Gasa Valga. Der Kult um
dessen Person gipfelte in einem Online-
Protest mit Tausenden Unterschriften.
Immer noch macht Gasa Valgas Fanklub Stimmung gegen Girkinger: Abo-
Kündigungen stehen im Raum. Die Neo-
Intendantin geht selbst davon aus, dass sie

die aktuelle Auslastung des Hauses, die mit
Publikumsrennern wie „Hamlet“ zuletzt
stark zulegte, anfangs nicht erreichen wird.

Gasa Valga sinnt indessen auf Rache. Per
Schwarmfinanzierung will er seine eigene
Tanzcompany in Innsbruck aus dem Boden
stampfen und mit dieser auch öffentlich
auftreten. Man stelle sich vor: Girkingers
neues Team bittet zum Tanz ins Landestheater, Gasa Valga und Co. tanzen schräg
gegenüber im Congress auf.

Das Landestheater war unter der Ägide
des nach elf Saisonen amtsmüden Intendanten Johannes Reitmeier ein solide geführtes Haus mit viel Zuspruch und beachtlichem Erfolg, auch kommerziell.

Mit Irene Girkinger hält nun eine jüngere
Garde Einzug in die Spielstätten am Renn-

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weg. Mit Verspätung wird das Theater in
die Zukunft geführt, mit dem Aufbrechen
gewohnter Muster, einem stark weiblich geprägten Team, kollegial geführt, mit neuen
Zugängen zu Klassikern und dem Aufgreifen
brennender gesellschaftlicher Fragen.
Girkinger benötigt für ihre Aufgabe jede
Unterstützung. Auch sie wird
letztlich daran gemessen, ob
sie das Publikum für sich gewinnen kann. Eine Chance
hat sie sich verdient.

Lesen Sie dazu mehr
auf den Seiten 14 und 16

markus.schramek@tt.com