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Jahr: 2023
/ Ausgabe: 2023_03_8_Presse_OCR
- S.25
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Gesamter Text dieser Seite:
Bezirksblätter Innsbruck
„Blick in die Stadtteilarbeit‘“, Seite 12
8.3.2023
Blick in die Stadtteflarbe1t
Stadtteilarbeit bringt
Menschen zusammen.
Bereichsleiter Paul
Klumpner gibt den BezirksBlättern Einblicke.
VON MICHAEL STEGER
Paul Klumpner ist Geograf und
hat sich auf den Bereich soziale
Stadtteilentwicklung spezialisiert.
Er war anfangs für den Stadtteiltreff in der Reichenau zuständig.
Seit zwei Jahren ist er Bereichsleiter der Stadtteilarbeit der ISD.
Mit den BezirksBlättern spricht er
über deren Entwicklung.
BezirksBlätter: Im vergangenen Jahr hat die Stadtteilarbeit
mit der Stadtteiltour sehr viele
Menschen erreicht. Seit wann
gibt es denn eigentlich die Stadtteiltreffs?
Paul Klumpner: Angebote für
Stadtteile und Nachbarschaften
gibt es bereits seit über 20 Jahren.
In den Sozialzentren der Innsbrucker Sozialen Dienste (ISD)
wurde in einigen Stadtteilen ein
ähnliches Angebot umgesetzt.
In der aktuellen Form gibt es die
Stadtteilarbeit seit 2017. Als Neustart kann die Gründung des
Stadtteilzentrums in Wilten gesehen werden. 2020 wurden die
ehemaligen Sozial- und Stadtteilzentren zusammengeführt und
arbeiten jetzt als Stadtteiltreffs in
neun Stadtteilen. Zusätzlich gibt
es in weiteren Stadtteilen Kontaktbüros „Leben im Alter“ und
die mobile Sozialarbeit für ältere
Menschen, die nicht mehr mobil
sind, und ihre Angehörigen.
Was hat sich konkret in den vergangenen Jahren verändert?
Zuvor gab es den Fokus auf bestimmte Zielgruppen. Jetzt arbeiten wir mit allen Akteuren zusammen. Privatpersonen genauso wie
Vereine, lokale Gewerbetreibende
und Institutionen. Wir haben also
das ganze Quartier im Blick. Die
Stadt hat die Entscheidung getroffen, dass diese Arbeit ein wichtiges Standbein ist. Daher sind auch
die Ressourcen dafür gestiegen.
In den vergangenen vier Jahren
ist unser Team gewachsen. Wir
haben jetzt gut 20 Mitarbeiter
und Mitarbeiterinnen, die vor Ort
organisieren, Projekte umsetzen
und Menschen begleiten. Dinge
wie die Stadtteiltour, die uns sichtbar macht, waren jetzt auch dank
einer guten Zusammenarbeit mit
dem Innsbruck Marketing möglich. Wir haben aber natürlich weiterhin Luft nach oben.
INTERVIEW
Was passiert in den Stadtteiltreffs?
Ganz simpel gesagt, sind es Räume für Menschen, die sich für ihre
direkte Umgebung engagieren
wollen. Wenn ich eine ehrenamtliche Hausaufgabenbetreuung,
einen Lese- oder Spieleabend für
die Nachbarschaft organisiere,
braucht es Räume. Die haben wir
und können sie unter gewissen
Kriterien vergeben. Das Ziel ist
es, dass es einen Ort gibt, wo sich
Menschen, Institutionen, Akteure
für ihren Stadtteil engagieren. Der
Großteil der Veranstaltungen wird
nicht von uns organisiert, wir helfen aber bei der Bewerbung, denn
es geht nicht nur um die Umsetzung, es braucht auch Menschen,
die das Angebotene nutzen.
was ist die Intention dahinter?
Wir haben ganz viele Themen, die
heiß diskutiert werden, das weißt
du besser oder genauso gut wie
ich und das ist auch gut so. Wichtig ist, dass dieser Austausch auf
Augenhöhe passiert. Es gibt einen
gesellschaftlichen Wandel und
Menschen diskutieren in sozialen
Netzwerken in ihren Filterblasen.
Wir wollen einen Rahmen für
Austausch schaffen, gerade zwischen Menschen, die sich sonst
nicht begegnen würden.
Kannst du mir ein Beispiel nennen, wo das konkret sichtbar
wurde?
Wir haben beispielsweise in der
Stadtteiltreff
Dreiheiligen
Paul Klumpner und Lydh Rudigkeit leiten die ISD Stadtteilarbeit. Mit Paul
haben die BezirksBlätter über deren Bedeutung gesprochen. roto: Michael Steger
Reichenau einen Stadtteilspaziergang gemacht, der vom dortigen
Schützenkompanie-Hauptmann
geführt wurde. Durch das neue
Campagne-Areal ziehen aktuell
viele junge Familien und neue
Nachbarn mit vielfältigen Hintergründen ins Quartier. Wenn ein
Alteingesessener neue Bewohner
willkommen heißt und ihnen
„seine Welt“ zeigt und gleichzeitig ein Austausch stattfindet,
dann sind das die gelungensten
Veranstaltungen, weil teilweise
künstliche Grenzen, die in sozialen Medien aufgezogen werden,
durchbrochen werden.
Gibt es noch andere Aufgaben,
die im Stadtteiltreff wahrgenommen werden?
Wir sammeln Themen, die im
Stadtteil relevant sind, und geben
sie an Ämter und die Politik weiter. Es gibt auch Veranstaltungen,
bei denen die Verwaltung oder Politik in die Stadtteile kommt und
sich dort mit Bürgern austauscht.
Wir haben mit der Politik parteiübergreifend Raumnutzungskriterien vereinbart. Beispielsweise
sind parteipolitische Veranstaltungen und jegliche Form der Religionsausübung in den Stadtteiltreffs nicht möglich. Dafür gibt es
andere Orte. Was schon passieren
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soll, ist, dass zu Themen, die die
Menschen bewegen, wie beispielsweise der Verkehr, Diskussionen
stattfinden können. Wenn der Impuls von einer Partei kommt, ist
das okay, sofern alle Parteien und
Interessierten eingeladen sind,
sich zu beteiligen. Darüber hinaus
ist es selbstverständlich, dass gewählte Politiker mit der entsprechenden _KRessortzuständigkeit,
die in einen fachlichen, inhaltlichen Austausch mit den Bürgern
gehen wollen, die Stadtteiltreffs
dazu nutzen können.
Ist man als Stadtteiltreff auch
teilweise der städtische Ersatz
zu Vereinen am Land?
Unser Job ist es, alle Akteure zu
unterstützen, die sich für das Gemeinwohl im Stadtteil einsetzen.
Die Vereine, die es in manchen
Stadtteilen vermehrt, in anderen
weniger gibt, sind Partner, die wir
stärken wollen und mit denen wir
auch zusammenarbeiten. Gleichzeitig gibt es aber auch eine größere Gruppe an Menschen, die zu
klassischen Institutionen nicht
den Bezug haben. Es gibt ein neues Ehrenamt, das stark auf Flexibilität setzt, wo sich Leute auch nur
einmal engagieren können, zum
Beispiel beim Stadtteilfest Bierbänke tragen, und dann wieder
verschwinden können, ohne dass
das System zusammenbricht. Für
solche Menschen können wir den
Rahmen setzen. Es ist also kein
Entweder-oder, sondern ein Sowohl-als-auch.
Paul, vielen Dank für das Gespräch.