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Jahr: 2023
/ Ausgabe: 2023_03_10_Presse_OCR
- S.5
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Tiroler Tageszeitung
„Weg zur Neugestaltung des Bozner Platzes wird steinig“, Seite 21
Dass der Bozner Platz derzeit ein tristes Bild bietet, darüber sind sich alle Fraktionen in Innsbruck einig - über viel mehr aber auch nicht.
Fote: Domanig
Weg zur Neugestaltung des
Bozner Platzes wird steinig
Bis 23. März stehen weitere Verhandlungsrunden an - ob sich Mehrheiten
für eine Umsetzung des Siegerprojektes finden, scheint aber fraglich.
Innsbruck —- In der heiklen
Frage, wie es mit der Neugestaltung des Bozner Platzes
in Innsbruck weitergehen soll
— die entscheidende Gemeinderatssitzung „steigt“ am 23.
März -, verspüren BM Georg
Willi und die ressortzuständige Stadträtin Uschi Schwarzl
(Grüne) jetzt Rückenwind für
die weiteren politischen Verhandlungsrunden. Prominente Wirtschaftsvertreter fordern, wie berichtet, vehement
eine rasche Umsetzung des
Siegerprojekts ohne größere
Abstriche. Die Grünen sehen
das genauso - trotz der massiven Erhöhung bei den geschätzten Gesamtkosten auf
bis zu 9,3 Mio. Euro (inklusive
Sicherheitspolster).
Der Appell zeige, „wie essenziell die Neugestaltung für
die lokale Wirtschaft ist“, sagt
der grüne Klubobmann Dejan
Lukovic, er sieht die Chance
auf „beispielhafte Synergien
zwischen Ökologie und Ökonomie“. BM Willi verweist
auf die 2,7 Mio. Euro an Förderungen, die bereits auf dem
Stadtkonto liegen, und weitere Förderungen, die man
abholen könne: „Tatsächlich
kostet der Bozner Platz die
Stadt etwa die Hälfte der jetzt
kolportierten Summe.“
Schwarzl tritt verbreiteter
Kritik entgegen, wonach der
Platz versiegelt werde: Viel-
mehr werde durch das Siegerprojekt die versiegelte Fläche
am Platz - den man von Fassade zu Fassade betrachten
müsse, nicht nur die „Mittelinsel“ - von knapp 5500 m*
auf ca. 4800 m® reduziert.
„Dort, wo die über 30 Bäume
nach dem Schwammstadt-
Prinzip stehen sollen, kommt
eine wassergebundene Schotterdecke —- und bei den Steinen am Platz eine offene Fugenverlegung mit Sand statt
Zement, sodass Wasser versickern kann.“ Bis zum 23.3.
will Schwarzl Überzeugungs-
arbeit leisten - bei den Gegnern der Neugestaltung, vor
allem aber bei Für Innsbruck,
ÖVP und NEOS, „die diese immer mitgetragen haben“.
Aufdem Weg zu einer mehrheitsfähigen Lösung liegen
aber wohl ähnlich viele Steine
wie auf der derzeitigen Schotterfläche im Osten des Platzes: So ist für Klubobmann
Lucas Krackl (FI) fraglich, „ob
sich für die geplante Begegnungszone überhaupt eine
Mehrheit findet“. Schließlich
sei die ÖVP dagegen. Ohne
die Zone „steht aber das Projekt als Ganzes in Frage“. Eine von den Grünen ebenfalls
vorgelegte „Schrumpfvariante“ kommt für FI keinesfalls
infrage, Asphaltstreifen statt
Pflaster seien undenkbar. Zugleich sei die Frage, ob man in
Sachen Klimafitness nachbessern müsse, ergänzt Krackl —
Stichwort: mehr Grünflächen.
Grundsätzlich stehe FI zum
Wettbewerbsergebnis — „aber
nicht um jeden Preis“.
ÖVP-Klubobmann Christoph Appler wiederholt, dass
„Schnellschüsse hier vollkommen fehl am Platz“ seien. Mit
den Informationen aus einem
gestrigen Parteiengespräch
mit dem Bürgermeister wolle man im Klub in Ruhe die
nächsten Schritte beraten.
„Gerade wenn die Wogen
hochgehen, braucht es eine
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Politik der ruhigen Hand.“
Appler hatte zuletzt betont, es
dürfe in Sachen Bozner Platz
„keine Denkverbote“ geben.
VP-intern brisant: Sein Parteikollege Christoph Walser hat
sich als Wirtschaftskammerpräsident klar der Forderung
nach Umsetzung des Siegerprojekts angeschlossen.
Die NEOS unterstützen
die Forderung der Wirtschaft
nach einer raschen Ausschreibung: Nur diese bringe
„korrekte Zahlen“ und eine
„fundierte Fakten- und Diskussionsbasis“, sagt GR Julia
Seidl. „Ohne Ausschreibung
mit einer Reserve von 1,7 Mio.
Euro ein Projekt abstimmen
zu wollen“, sei nicht sinnvoll.
BM Willi müsse jedenfalls „in
die Gänge kommen“, was Verhandlungen angeht. Warte
man zu, werde das Projekt nur
noch teurer, so Seidl — übrigens in Übereinstimmung mit
WK-Präsident Walser.
Apropos NEOS: Deren Vorstoß, wonach eine Verlegung
der Zentrumsgaragen-Einfahrt in die Meinhardstraße
und eine Fußgängerzone am
Bozner Platz geprüft werden
sollen, freut Für Innsbruck:
Klubobmann Krackl verweist
auf einen Antrag seiner Liste vom April 2022 mit genau
derselben Stoßrichtung. Bisher sei dieser Antrag nicht abschließend behandelt. (md)