Pressespiegel seit 2021
Jahr: 2023
/ Ausgabe: 2023_02_25_Presse_OCR
- S.4
Suchen und Blättern in über 500 PDFs und 44.000 Seiten.
Gesamter Text dieser Seite:
Tiroler Tageszeitung
„Wettbewerbskultur, das war einmal“, Seite 2
Analyse
Wettbewerbskultur,
das war einmal
Von Manfred Mitterwachauer
nnsbruck will viel sein. Sportstadt zum
Beispiel. Nun ist das mit zweimalig
vollwertigen Olympischen Spielen
nicht von der Hand zu weisen. Auch
Kulturstadt. Da wird’s schon schwieriger
zu argumentieren, würd’ ein streitbarer
Treibhaus-Chef Norbert Pleifer bissig
kommentieren. Plakatiert wurde vor Jahren
die „Weltstadt“. Eine Lachnummer, mehr
nicht. Auf alle Fälle war Innsbruck für lange
Zeit Anlaufstelle von Weltklasse-Architektur. Doch diese Fassade bröckelt mittlerweile gewaltig.
Ein Rathaus, gestaltet vom französischen Stararchitekten Dominique
Perrault. Zaha Hadid, die weltbekannte irakisch-britische Architektin, gab Innsbruck
mit der hochgelobten Bergisel-Sprungschanze ein neues Wahrzeichen und mit
der neuen Hungerburgbahn indirekt den
Anstoß zum heutigen alpinurbanen Markenauftritt.
Nicht zu vergessen das vom
Lesen Sie dazu mehr
auf den Seiten 1, 4
Engländer David Chipperfield (in Koproduktion mit Dieter Mathoi) in die Neuzeit
überführte Kaufhaus Tyrol. Geboren aus
Architekturwettbewerben, setzte sich die
politische Überzeugung durch, der so
gewonnene Mehrwert dieser Bauten für
die Öffentlichkeit halte länger an, als die
Rückzahlung der Errichtungskosten dauert.
Umstritten waren sie mehr oder weniger
alle. Aus unterschiedlichsten Gründen.
Freilich: In Zeiten explodierender Baukostenindizes und einer galoppierenden
Inflation ist der Fokus auch beim gebietskörperschaftlichen Bauen ein anderer
geworden. Das in letzter Zeit um sich
greifende, mitunter politisch motivierte
Herumdoktern bis hin zum schlichten
Ignorieren wettbewerblicher Siegerentwürfe gibt jedoch zu denken. So gerät der
MCI-Neubau (übrigens im zweiten Anlauf)
unter den Kalkulations-Rasenmäher des
Landhauses. Dort wird auch munter die
NS-Erinnerungskultur ins wettbewerbliche Aus bugsiert, wenn das Ergebnis
nicht passt. Die Stadtpolitik hält zwar jetzt
dem Land beim MCI den Wettbewerbs-
Spiegel vor, ist aber in den eigenen Reihen
um keinen Deut besser: siehe jüngst die
(vorerst gescheiterte) Neugestaltung des
Bozner Platzes. Wettbewerbskultur? Das
manfred.mitterwachauer@tt.com war einmal.
Seite 4 von 19