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Jahr: 2023
/ Ausgabe: 2023_02_17_Presse_OCR
- S.3
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Tiroler Tageszeitung
TirolerseTageszeitung
„Grüner Strahlemann im freien Fall“, Seite 2
17.2.2023
Von Denise Daum
ie Erwartungen an den ersten
D grünen Bürgermeister waren groß,
die Bevölkerung erteilte großzügig
Vorschusslorbeeren. Die InnsbruckerInnen
fühlten sich angesprochen von dem Bild, das
Georg Willi abgab: interessiert, charmant,
unprätentiös. Und was viele an ihm am besten fanden: Er schien ein bürgerlicher Linker zu sein. Ein Bürgermeister, wie gemacht
für eine Stadt mit Tausenden hippen Studierenden, die sich alpin-urban nennt, aber im
Herzen doch ein bisschen konservativ ist. Es
begann vielversprechend.
Fünf Jahre nach seinem Amtsantritt als
Innsbrucker Bürgermeister ist vom Image
nicht mehr viel übrig. Georg Willi wirkt
LEILATUKGI
Grüner Strahlemann im freien Fa
Das Ansehen Georg Willis in der Bevölkerung schwindet von Tag zu Tag. Seine Erzählung der rechtskonservativen Sabotage, die schuld am desaströsen Zustand der Stadtpolitik ist, nützt sich ab. Willis größter Feind scheint er selbst zu sein.
abgekämpft, seine Beliebtheitswerte sind im
Sturzflug. Nicht nur das Vertrauen der Bevölkerung schwindet, auch grüne Weggefährten
wenden sich ab. Zuletzt kam es sogar zur
Spaltung im grünen Gemeinderatsklub.
Keine Frage, Willis politische Mitbewerber, die sich massiv von seiner Beliebtheit
und seiner verbindlichen Art bedroht
fühlten, ließen keine Gelegenheit aus, ihm
zu schaden. Erste Reihe fußfrei ließen vor
allem Für Innsbruck, ÖVP und FPÖ — mal im
Team, mal jede Partei für sich allein - den
Bürgermeister immer wieder ausrutschen.
Mit Freude. Und opferten dafür nicht selten
Sachpolitik und Fortschritt für die Stadt.
Die meisten Trümpfe hat Georg Willi aber
ganz allein verspielt. Peu ä peu. Zunächst
nahm er sich die Handlungsfähigkeit, indem
er die Koalition ohne Not platzen ließ. Seit
dem von ihm ausgerufenen freien Spiel der
Kräfte kann Willi politisch so gut wie nichts
mehr um- und durchsetzen. Schuld sind
in seinen Augen die anderen — die rechtskonservative Achse, die gegen ihn arbeitet.
Dieser Erzählung wird er nicht müde, die
ZuhörerInnen sind es wohl schon lange.
Ein zweifelhaftes Demokratieverständnis legte Georg Willi mit seiner letztlich
missglückten Umstrukturierung des Personalamts an den Tag. Mit dem Verteilen
von Sonderverträgen an seine MitarbeiterInnen und dem Gewähren einer unbefristeten Topgage für seine Ex-Personalchefin
verspielte der Bürgermeister seinen letzten
Trumpf: seine Glaubwürdigkeit.
Georg Willi wird zur veritablen Belastung
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für seine ohnedies schon angeschlagene
Partei. Die Grünen, die so gern „schwarzen
Filz“ und „Freunderlwirtschaft“ anprangern,
die Transparenz predigen, haben im harten
politischen Tagesgeschäft in Innsbruck
ihre Werte verraten. Bürgermeister Georg
Willi, dessen Amtszeit so vielversprechend
begann, wird verbrannte Erde im Rathaus
hinterlassen. Und den Weg für
das Comeback der Bürgerlichen bereiten.
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auf Seite 25
denise.daum@tt.com
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