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Jahr: 2022

/ Ausgabe: 2022_12_3_Presse_OCR

- S.30

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Universität Innsbruck

tauchen in entscheidenden Momenten wie aus dem Nichts auf, manchmal Jahre

später. Diese Akteure setzen dann entscheidende Impulse.

Ein Beispiel ist ein überparteiliches Frauen-Netzwerk im U.S. Kongress. Es hat sich
vor der entscheidenden Abstimmung der Gesundheitsreform von Präsident Barack
Obama als letzte Brücke zwischen Demokraten und Republikanern erwiesen; dank
dieses informellen Clubs konnte im entscheidenden Moment noch eine Mehrheit für
das Reformpaket organisiert werden.

Ein anderes Beispiel sind die Fora für Begegnung und Austausch in der Welt der
Kultur und Kunst zwischen Ost und West, bereits während des Kalten Kriegs
entwickelt und gepflegt werden konnten. Sie haben sich rund um die Ereignisse

1989/91 als belastbar erwiesen, wenn wir etwa an Vaclav Havel denken.

Sie werden auf der Tagung über nachhaltige Entwicklung in Europa sprechen. Welche

Thesen werden Sie dabei präsentieren?

Europa wird zwar oft von innen als bürokratisch und abstrakt gesehen, doch genau

diese regulatorische und kooperative Identität der Europäischen Union hat sie

international zu einer „supermacht von Normen und Standards“ gemacht. Was sich

die EU in Sachen Nachhaltigkeit zutraut, hat eine wesentliche Signalwirkung, das

habe ich persönlich in den Ländern des Westbalkans erlebt oder etwa am Baikalsee.
Es ist richtig, dass die EU vor der großen Herausforderung steht, die Nachhaltigkeit
sowohl zuhause als auch in der Welt gerecht und inklusiv zu gestalten. Doch es
scheint dringend und wichtig, dass man hier vorangeht: der European Green Deal ist
ein weitreichende und tiefgreifendes Gesetzes- und Maßnahmenpaket, das die
Dekarbonisierung des Wirtschaftskreislaufs und den konsequenten Natur- und
Ressourcenschutz erreichen soll. Die Regierungen von 27 Staaten haben es
beschlossen. Sind hier, etwa in Fragen des CO:-Grenzausgleichssystems, der
Taxonomie - noch profunde Konflikte auszutragen und ist hier eine globale
Governance zu schaffen? Ja! Doch im Großen ist Europa am Weg, zur globalen
Garantiemacht für Nachhaltigkeitsinteressen zu werden.

Welche zentralen Herausforderungen sehen sie aktuell auf dem Weg zu einer

nachhaltigen Entwicklung?
Ich sehe drei Herausforderungen:

Wir haben das Problem des „short-termisms“, das bedeutet, dass viele Systeme
heute kurzatmig, im dauernden Feuerwehrmodus sind. Doch die nachhaltige
Entwicklung folgt per se einer Logik der Langfristigkeit. Einige Forscherinnen und
Experten sagen, wir müssten die Folgen all unserer Entscheidungen an der siebten

Generation nach uns messen.

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