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Jahr: 2022
/ Ausgabe: 2022_12_3_Presse_OCR
- S.26
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6020 Stadtmagazin
„Im urbanen Bereich haben viele Leute
mittlerweile kaum mehr Bezug zu Tieren.
Wie man richtig mit Wildtieren umgeht,
wissen sie erst recht nicht.“
weiß der Experte. Woran das liegt? „Ganz
einfach: Die Tiere haben in dieser menschenarmen Zeit gemerkt, dass es in der
Stadt eigentlich ganz gemütlich ist. Hier
ist es wärmer und man findet immer was
zu essen. An so einem Ort lässt man sich
doch gerne nieder.” In Berlin etwa gäbe
es mittlerweile mehr Füchse in der Stadt
als außerhalb. Auch in Innsbruck kommt
es regelmäßig zu Fuchssichtungen — nicht
nur bei stadtnahen Spazierwegen, sondern
auch direkt im Zentrum. Aber was tun,
wenn einem Reineke Fuchs über den Weg
läuft? Ganz einfach: Pfoten weg und Ab-
In die Falle gehen: Ratten versucht man im
In seiner Funktion als Wilduerbeauftragter
will er nun auch vermehrt Aufklärungsarbeit an Schulen leisten und dort den
richtigen Umgang mit Tieren vermitteln.
An Ideen mangelt es ihm dabei nicht. So
könnte er sich vorstellen, Kids als kleine
„witzige” Mensch-trifft-Tier-Selfies zu
machen. Weitaus schlauer ist es, sich so
rasch wie möglich an die Magistratsabteilung V, Abteilung Gesundheit, Markt- und
Veterinärwesen, zu wenden und nach
Thomas Klestil zu verlangen. Der kommt
dann zwar nicht persönlich vorbei, um die
animalischen Besucher abzuholen, aber
er kann in der Sekunde Tipps geben, wie
man sich richtig verhält, und weiß überdies, wen es im Fall der Fälle zu kontaktierten gilt. Schließlich ist er bestens mit
Amtstierärzt:innen, Kammerjäger:innen
und Wasenmeister:innen vernetzt. Je nach
Auftragslage helfen diese verletzten Tieren
aus der Patlsche, rücken an, wenn etwa in
Form eines Wespennests Feuer am Dach
ist, oder kümmern sich um verirrte ViecherIn, Und manchmal leider auch um die
Entsorgung deren sterblicher Überreste.
EGOSPUREN IM SCHNEE.
Immer mehr totes Wild - sogenanntes
Fallwild - apert im Frühjahr auf den
Bergen rund um Innsbruck aus. Nicht
ganz unschuldig daran sind die übermotivierten Tourengeher:innen, die längst
auch des Nachts ihre Spuren durch den
Forscher:innen durch die Stadt zu schicken
und sie Wildtierspuren fotografieren und
dokumentieren zu lassen. Klestil: „Die
Arbeit mit Kindern find’ ich unglaublich
wichtig: Oft glauben die Eltern ihrem Nach-
wuchs ja dann mehr als irgendweichen
Expert:innen,”
Aber was sagt der Experte zur hitzigen Diskussion um den vermeintlich
bösen Wolf: Müssen sich Städter:innen vor
Isegrim fürchten? Klestil stockt ein wenig,
„Das ist ein extrem schwieriges Thema,
bei dem die Emotionen hochkochen. Aber
es ist eine Tatsache, dass er immer näher
rückt: Früher oder später wird wohl auch
ein Wolf in Innsbruck landen.”
Gar nicht blöd: Sobald Ratten Wind davon
kriegen, dass es wo liegen gebliebenes
Taubenfutter zu kolen qibt, kriechen sie aus
ihren Löchern und (aben sich an der kulinasischen Beute.
Schnee ziehen. „Auf der Seegrube und am
Patscherkofel wird der Berg mitlerweile
eigentlich rund um die Uhr befahren: Für
die Wildtiere ist das der totale Stress”,
weiß Klestil, der auch hier als Aufklärer
in Aktion treten will. Wichtig ist ihm, dass
Tourengeher:innen auf Wildruhezonen
achten und obendrein ein bisserl ihr Hirn
einschalten. „Wenn mir Leute Videos
zeigen, auf denen eine völlig verschreckte
Gams aus dem Schnee hüpft, dann find‘
ich das alles andere als lässig“, sagt der
Tierfreund, der auf menschliche Einsicht
hofft. „Eine Gams lässt sich im Winter
oft absichtlich einschneien und kann in
dieser Position tagelang fast ohne Nahrung
verharren, weil der Stoffwechsel ganz nach
unten gefahren ist. Wenn dann ein Tourengeher bei ihr vorbeibrettert, schreckt
sie auf und muss den Energiehaushalt
wieder voll nach oben fahren. Wenn sie
das öfter machen muss, überlebt sie den
Winter nicht“, erklärt Klestil anschaulich.
„Früher oder später
wird wohl auch ein Wolf
in Innsbruck landen."
OD00 DD ONM
Wären wir jetzt in einem John-Woo-Film,
würde ein Schwarm weißer Tauben himmelwärts fliegen, Weil wir aber in Inns-
bruck sind, gurrt eine grau gesprenkelte
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Taubengang in der Novembersonne am
Marktplatz um die Wette. Das Get-together
sieht irgendwie gemütlich aus. „Tauben
sind ein bisschen wie wir Menschen:
g’scheit und faul. Deshalb lassen sie sich
dort nieder, wo sie es gemütlich haben und
genug zu essen finden”, sagt Klestil. Ach
wo: So sind wir doch nicht ... m