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KURIER

„Scharfe Kritik an Wohnungsvergaben“, Seite 16

20.12.2022

Scharfe Kritik an Wohnungsvergaben

Tirol/Oberösterreich. In Innsbruck soll für den Mittelstand der Zugang zu leistbaren Wohnungen erleichtert
werden. Das geht auf Kosten von Bedürftigen. In Linz steigt die Nachfrage nach sozialem Wohnraum stark

VON CHRISTIAN WILLIM
UND JOSEF KLEINRATH

Peter Grüner vom Innsbrucker Sozialverein Dowas,
duMmsdeanohnungs»
not berät, bemühte am Montag ein Bibelzitat: „Wer hat,
dem wird gegeben.“ Diesen
sogenannten Matthäus-Effekt
sicht er durch neue Vergabe-

In den am vergangenen
Donnerstag im Gemeinderat
mit einer Mitte-Rechts-Mehrheit beschlossenen Kriterien
ortet Grüner einen „Akt der
Entsolidarisierung“. Die neuen
Regeln, mit denen auch der
Mittelstand Zugang zu Stadtwohnungen erhalten soll,

Experte bei einer Pressekonferenz Mmit Sl’0$tadtpanel
obmann Benjamin Plach.

Zwei Listen, ein Kuchen

Konkret soll es ab 1. März
zweul
meldehsu:nfiu$o-

geben. Antragsteller aus dem SO-
genannten Mil — also
grundsätzlich bereits anspruchsberechtigt, wenn ihre

Mietbelastung 25 Prozent des
Nettofamilieneinkommens
übersteigt. Auf der zweiten
Liste gellen weiter die alten
Kriterien, hier muss die Mietbelastung 40 Prozent des Ein-

kommens übersteigen.
„Jemand, derweni.gcrver

senen und einem Kind mit
einem Moı von
40()05ummusel°00[-.uro

aufdleneuehstemkmn
men. Wird die Familie nicht
dem

Mittelstand zugerechnet, müsse sie bei einem Ein-

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„Die neuen Richtlinien
fi1r die Wohnungsvergabe

Trotz seiner Kritik teilt
Plach den Ansatz, dass der
Mittelstand Zugang zu Stadtwohnungen erhalten soll:
„Das sind Leute, die uns aus
Innsbruck wegbrechen.“ Das
Grundproblem in der Tiroler
Landeshauptstadt: Das Woh-

//I

nen ist hier derart teuer, dass

Menschen mit durchaus pas-

sablen Gehältern sich Mieten

können, aber bisher auch

keinen Anspruch auf Sozialhatten.

Das neue Modell sieht
aber vor, dass ausgerechnet
ein Drittel der ausfinanzierten
und somit günstigsten Stadt-

an den Mittel-

e1neder

Massiv gestiegen sind
Druck und auch
in Linz. Zwar gibt es in

der 06. Hauptstadt mit
120.100 Wohneinheiten so
viele wie noch nie, aber auch
die Nachfrage ist groß wie nie.
Das zeigen die Zahlen, die der
Linzer städtischen Wohnbaugesellschaft GWG vorliegen.

4.000 Anmeldungen

Bei der GWG, dem größten
jeter in Ober-

österreich und Linz, wohnt

Oktober dieses Jahres wur-

dmmltfast4.000um33l’;z

mehr Anmeldungen

im Jahr davor verzeichnet,
Insgesamt sind über
10.000 Wohnungssuchende
bei der GWG in Linz voretwas mehr als
4.000 suchen aktiv nach

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einer neuen Wohnung, bei
der Hälfte davon geht es um
dringlichen Wohnbedarf — etwa nach Trennungen oder

Semester
dem Umland in die Stadt zurückziehen wollen — etwa
wegen der besseren Gesundhensvusorgum,sodeW(‘.
Zurückzuführen sei die
massive Steigerung bei der

weniger Einfamilienhäuser
gebaut werden als früher
— der Rückgang von 70 Prozent bei der Errichtung von
Einfamilienhäusern müsste

Zahlen

auch mit Wohnungen, häufig
pensiert werden, betonen
Vertreter der GWG.

Laut kürzlich veröffentlichter Zahlen des Städtebundes hat Linz den größten
Anteil an öffentlichem und

gemeinnützigem Wohnbau
von allen Städten mit mehr
als 11.000 Einwohnern in

Österreich. 55 Prozent dller
Wohnungen sind das in Linz,

knapp gefolgt von Kapfenberg (52 Prozent) und Knittelfeld (51 Prozent). In Innsbruck liegt der Anteil knapp
unter 25 Prozent, in Graz
unter 20 Prozent. Wien hält
inklusive der 220.000 Gemeindewohnungen bei einem Anteil von 40 Prozent.