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Jahr: 2022
/ Ausgabe: 2022_12_14_Presse_OCR
- S.6
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Tiroler Tageszeitung
„Ein bisschen Strategie auf der Zielgeraden“, Seite 16
Ein bisschen Strategie auf der Zielgeraden
Die Kulturstrategie 2030 kommt in den Gemeinderat: Von manchen großen Vorhaben blieb wenig übrig.
Innsbruck — Aus März wurde
Juni. Aus Juni Mitte Dezember
— die Zielgerade, auf der sich
die Kulturstrategie Innsbruck
2030 seit Monaten befindet,
wurde zuletzt immer länger.
Morgen nun wird ein finales
Strategiepapier auf Empfehlung des Kulturausschusses
dem Innsbrucker Gemeinde-
Seiten, die im März als „Zwischenergebnis“ auf dem Weg
zum finalen Strategiepapier
veröffentlicht wurden. Letzteres soll, das bekräftigte Kulturstadträtin Uschi Schwarzl
(Grüne) mehrfach, als „Handlungsvorgabe“ der künftigen
Kulturpolitik dienen.
Der partizipative Teil des
rat zur Absti ‚g vor 6€:C6[.
Zeit, um kurz zu rekapitulieren: 2019 startete der Prozess, der mit einem Budget
von 120.000 Euro und mittels
Beteiligung der Kulturszene
das kulturelle Profil der Stadt
Innsbruck schärfen sollte. In
Interviews sowie öffentlichen
Workshops wurden Ideen,
Wünsche und auch Missstände z ıgetragen. Mehr
als 100 VertreterInnen der
hiesigen Szene nahmen daran teil. Eine siebenköpfige Arbeitsgruppe erarbeitete daraus
schließlich sieben Handlungsfelder, dazugehörige Ziele und
konkrete Vorschläge, wie sich
diese erreichen lassen könnten. Nachzulesen auf knapp 50
Hintergrund
Prozesses war mit Ende der Begutachtungsfrist im April abgeschlossen. Nun war die Politik
am Zug. Dass sich die Erstellung des finalen Strategiepapiers hinzog, hat viele irritiert.
Fragen, wie es mit der Kulturstrategie weitergehen solle,
blieben lange unbeantwortet.
Im Kulturausschuss jedenfalls wurden der Forderungsund Maßnahmenkatalog der
Szene sowie rund 30 im Zuge
der Begutachtung eingebrachte Einwände in gleich zwei
Strategiepapier-Entwürfe ver-
dichtet. Der eine stammt von
der Ausschussvorsitzenden
Irene Heisz (SPÖ), der andere
von Stadträtin Schwarzl, die
Heisz’ Text mit zahlreichen Anmerkungen und Ergänzungen
versah. Beide Versionen liegen
der TT vor. Dem Gemeinderat wird die Fassung von Irene
Heisz zum Beschluss vorgelegt. In der Kulturausschusssitzung vom 16. November fand
sich dafür eine Mehrheit.
In manchen Punkten unterscheiden sich die Fassungen deutlich. So fand sich im
Grundlagenpapier etwa die
von VertreterInnen der Kulturszene immer wieder geäußerte
Forderung nach einem ExpertInnengremium, das Politik
und Verwaltung in den Kulturbereich betreffenden Fragen
berät. Einen solchen Kulturbeirat gibt es beim Land Tirol,
aber auch in der Stadt Salzburg
oder in Linz. In Irene Heisz’
Fassung wurde das Ansinnen
zur vagen „Arbeitsgruppe“
mit Vorschlagsmöglichkeit.
Schwarzls Version ist konkre-
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ter: Angedacht sei ein „‚Beirat‘
mit Geschäftsordnung“. Dem
Mehr an Mitsprache erteilte
der Kulturausschuss eine Absage.
Die Kulturstrategie hat im
Ausschuss schon in den Monaten davor für - dem Vernehmen nach — durchaus hitzige
Debatten gesorgt. Die im Kulturamt für das Projekt verantwortliche Rita Hebenstreit gab
ihre Funktion vorzeitig auf.
Dass das Grundlagenpapier
von Teilen des Ausschusses
mit „großer Skepsis“ bewertet
worden sei, machte sie noch
davor öffentlich. Auch andere
am Prozess Beteiligte berichten - freilich hinter vorgehaltener Hand —, dass die Erhebung
als „bloßer Wunschkatalog“
abgetan wurde.
Partizipation, sagt eine am
Strategieprozess beteiligte
Person, sei offenbar nur so
lange erwünscht, bis tatsächlich Entscheidungen getroffen
werden. Dann überwiege parteipolitisches Kalkül. Andere
Kulturschaffende gehen noch
einen Schritt weiter: „Die Kulturstrategie ist tot“, hörte man
am Rande von Veranstaltungen zuletzt immer wieder.
Ein Wörtchen mitzureden
hatte im finalen Strategiepapier auch der Innsbruck Tourismus. Die engere Zusammenarbeit von Kultur und
Tourismus war einer der zentralen Aspekte des Grundlagenpapiers. Schon der erste
Slogan des Kulturstrategieprozesses — „Kulturstadt/statt Berge“ — dachte die Intensivierung
der Beziehung beider Branchen an. Im Grundlagenpapier
vorgeschlagen wurde die Einführung eines „Kultureuros“,
als mit der Ortstaxe vergleichbare, zweckgewidmete Abgabe. Der Tourismusverband
lasse sich nicht vorschreiben,
was mit der Tourismusabgabe zu geschehen habe, ließ der
Ex-TVB-Obmann und heutige Tourismus-LR Mario Gerber (ÖVP) schon im April auf
Nachfrage der 7T wissen. Ins
Strategiepapier schaffte es der
„Kultureuro“ nicht. (bunt, jole)