Pressespiegel seit 2021

Jahr: 2022

/ Ausgabe: 2022_11_6_Presse_OCR

- S.5

Suchen und Blättern in über 500 PDFs und 44.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Dokument

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 2022_11_6_Presse_OCR
Ausgaben dieses Jahres – 2022
Alle Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
Tiroler Tageszeitung

„Wie Diana von ihrem Geburtsland als Heldin entdeckt wurde“, Seite 20

Wie Diana von ihrem Geburtsland

als Heldin entdeckt wurde

Gedenken ist schwierig. Ein Film
zeigt das Ringen um eine Tafel für
die Tirolerin Diana Budisavljevic,
die 12.000 überwiegend serbische
Kinder aus Lagern rettete.

Von Alexandra Plank

Innsbruck — Selten schaffen es Berichte der Tiroler Tageszeitung in die
Hauptnachrichten des
serbischen Fernsehens.
Anlässlich der geplanten
Gedenktafel für die gebürtige Innsbruckerin Diana
Budisavljevic, einst Obexer, war dies im Sommer
2020 der Fall. Mehr als
12.000 Kinder rettete die
mutige Frau während des

, Es ist wichtig,
viele Perspektiven zu hören, auch
wenn man lieber
sofort eine klare
Antwort hätte.“

Nicola Nagy
(Politologin) Fotn: Lecking
Zweiten Weltkriegs aus
den Lagern des faschistischen Ustascha-Regimes.
Über die Textierung der
Gedenktafel entbrannte rasch eine heftige Debatte. Der Außenminister Serbiens Ivica Dacie
forderte wie der Serbisch
Orthodoxe Jugendverein
in Tirol, dass auf der Tafel nicht einfach Kinder,
sondern serbische Kinder
als Opfer benannt werden
müssten.

Die Zeitungsberichte
erweckten auch die Aufmerksamkeit der Innsbrucker Politologin und
Filmemacherin Nicola
Nagy. Sie interessierte
nicht nur diese unglaubliche Geschichte, sondern
auch das Paradox, dass
Diana Budisavljevic in
Österreich nicht bekannt
war. Wichtig war ihr auch,
die Überlebenden zu
Wort kommen zu lassen:
„Wir haben viel Zeit mit
ihnen verbracht. Am Balkan ist es nicht so wie bei
uns üblich, dass die Opfer
ihre Geschichte an Schulen erzählen.“ Zeitzeugin
Jelena sei anfangs sehr
skeptisch gewesen.

Nagy hat aber auch
die Debatte interessiert,
die losgetreten wurde:
„Sie zeigt, wie wichtig es
ist, viele Perspektiven zu
hören, auch wenn man
lieber sofort eine klare
Antwort hätte.“ Die Diskussionen seien manchmal chaotisch und an-

Die Zeitzeugin Jelena berichtet, wie ihr die gebürtige Innsbruckerin das Leben rettete. Fimskit/Nicob Nagy

strengend gewesen, das
Ergebnis spreche aber für
sich. Der Film wird nach
der Premiere (siehe unten) in Schulen gezeigt,
soll dann bei Festivals
am Balkan laufen und
schließlich wieder zurück
in Tirols Kinos kommen.
Die Doku zeigt auf, dass
die Sprachbarriere dafür sorgte, dass die Heldin des Balkans bei uns
immer unter dem Radar
der Wahrnehmung blieb.

Seite 5 von 12

Als die ersten Artikel auf
Deutsch erschienen, war
rasch klar, dass man die
stille Heldin mit einer
Tafel auf dem einstigen
Wohnhaus in der Maria-
Theresien-Straße würdigen wollte.

Ein erster Text wurde
formuliert, der aber dem
Serbisch Orthodoxen Jugendverein und den FreiheitskämpferInnen, die
die Ehrung initiiert hatten, unkorrekt erschien.

Kritisiert wurde, dass vom
„ehemaligen Jugoslawien“ und allgemein „Kindern“ die Rede war.

Letztlich holte man eine neutrale Expertise ein.
Ulf Brunnbauer von der
Universität Regensburg
bestätigte, dass es richtig
wäre zu erwähnen, dass
es sich um „mehrere tausend vorwiegend serbische Kinder“ handle. Das
ist nun auf der Tafel zu
lesen.