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Jahr: 2022

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Tiroler Tageszeitung

„Streik legt heute Bahnverkehr lahm“, Seite 3

Streik legt heute Bahnverkehr lahm

Nach der geplatzten Lohnrunde streiken heute die Eisenbahner, der Zugverkehr steht bis Mitternacht still.
Gewerkschaft und Arbeitgeber beschuldigen sich gegenseitig. Bahnbranche spricht von 20 Mio. Euro Schaden.

Wien, Innsbruck — Auch gestern ging nichts mehr. Nachdem am Sonntagvormittag
auch die fünfte Lohnrunde
der Bahnbranche scheiterte,
werden die 50.000 Eisenbahner heute Montag österreichweit den ganzen Tag streiken.
Damit fallen laut ÖBB bundesweit bis 24 Uhr alle Züge
aus. „Laut derzeitigem Kenntnisstand fahren bestimmte
Busse und kommunale Verkehrsbetriebe, aber keine Regional-, Fern- und Nachtzüge
oder S-Bahnen”, informierte
auch Verkehrs-LR Rene Zumtobel (SPÖ). Die Innsbrucker
Verkehrsbetriebe (IVB) rechnen auch mit Busausfällen
in Innsbruck (siehe unten),
Die Zillertalbahn und großteils auch Regionalbusse seien vom Streik laut Zumtobel
nicht betroffen.

In Tiroal trifft der Bahnstreik
laut ÖBB rund 45.000 Pendler.
Ein Schienenersatzverkehr ist
in Tirol laut ÖBB in diesem
Ausmaß nicht möglich. Auch
der Verkehrsverbund Tirol
(VVT) teilte auf Nachfrage
mit, am Montag „ganz normal* zu fahren. Aufgestockt
werde nicht. „Wir verstärken
nichts, weil wir nicht wüssten, wo anfangen.”

Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter gaben sich
gegenseitig die Schuld. Die
Gewerkschaft vida kritisierte,
dass die Arbeitgeberseite ihr
Angebot von plus 200 Euro
(und Einmalzahlung von 1000
Euro) zuletzt nur um 8 Euro
erhöht hätte. „Acht Euro wenden keinen Warnstreik ab”“, so
vida-Chefverhandler Gerhard
Tauchner: Die Verantwortung für den Warnstreik liege
bei der Wirtschaftskammer.
„Hätte sie sich in den letzten
zwei Monaten bewegt und
ernsthaft verhandelt, hätten
wir schon lange einen Abschluss”, so Tauchner.

Solange es bei der Eisenbahn noch 40-Stunden-Jobs
gebe, wie im Nachtzug, mit
einem Einstiegsgehalt bei
nur 1356 Euro netto im Monat, gebe es im Kollektivvertrag noch massiven Aufhol-

Bundesweiter Stillstand: Weder S-Bahnen noch Regional-, Fern- und Nachtzüge setzen sich heute in Bewegung.

bedarf, so Tauchner. „Wir
fordern weiterhin einen monatlichen Fixbetrag in Höhe
von 400 Euro auf KV- und Ist-
Löhne.”

Die Arbeitgeber teilten mit,
dass sie ihr Angebot von plus
8% auf plus 8,44 % erhöht
haben. Arbeitgeber-Chefverhandler und IVB-Prokurist
Thomas Scheiber fragte, warum niedrigere Gehaltsabschlüsse von der vida in anderen Branchen „abgefeiert”
werden, aber bei der Bahn
gestreikt werde. „Die Gewerkschaft nimmt mit ihren
unrealistischen Forderungen
die gesamte Branche und ihre Kunden in Geiselhaft”, so
Scheiber: „Wir haben ein Angebot auf den Tisch gelegt,
das höher ist als sämtliche
KV-Abschlüsse in diesem Jahr
in allen anderen Branchen.”

Die Forderung der Gewerkschaft hätte ihr zufolge eine

„ vr

’‚ Die Verantwortung
für diesen Warnstreik liegt ausschließlich bei der Wirtschaftskammer.“

Gerhard Tauchner (Chetverhandler Gewerkschaft vida)

durchschnittliche Lohnerhöhung von rund 12 Prozent
bedeutet — laut Arbeitgebern von gut 13 Prozent. In
den unteren Gehaltsklassen
handle es sich um fast ein
Viertel mehr.

Es sei „ein mutwilliger
Streik der Gewerkschaft”, kritisierte ÖBB-Chef Andreas
Matthä. Die ÖBB werde den
Betrieb so rasch wie möglich
hochfahren. Bis Dienstagfrüh
könne es zu Ausfällen bei den
Nightjet-und EuroNight-Verbindungen kommen. Laut
ÖBB bleiben Standardtickets
und Sparschiene-Tickets bis

Seite 5 von 24

‚ Die Gewerkschaft
nimm(t mit unrealistischen Forderungen
die ganze Branche samt
Kunden in Geiselhaft.“

Thomas Scheiber (Arbeitgeber-
Verhandier und IVB-Prokurist)

5. Dezember gültig oder werden refundiert. Alle Bahnunternehmen versuchen laut
Verhandler Scheiber, Tickets
zu ersetzen oder weiter gelten
zu lassen.

Der Eisenbahn-Branche
(60 Unternehmen) entstehe
durch den heutigen Stillstand
ein direkter Schaden von geschätzten 20 Mio. Euro, teilten die ÖBB auf Nachfrage
mit. Zu bedenken sei auch der
gesamtwirtschaftliche Schaden, weil Menschen nicht zur
Arbeit kommen oder Produkte nicht transportiert werden
können.

Fun: TT/Böe

Die mehrheitlich private Westbahn zeigte sich „erschüttert, dass der Streik
nicht vermieden wurde”. Sie
fordert die Entflechtung von
Infrastruktur und Personenverkehr. Die Infrastruktur,
die den staatlichen ÖBB gehört und von der Westbahn
genützt wird, müsse zwar in
staatlicher Hand bleiben. Es
müsse aber möglich sein, den
Betrieb aufrechtzuerhalten,
selbst wenn die Sozialpartner
hart verhandelten. „Mittels
Infrastrukturbereitstellung
durch eine staatliche Behörde, unabhängig von den ÖBB,
können Situationen wie die
aktuelle vermieden werden”,

so Westbahn-

Chef Thomas
Im Internet:

Posch. (mas, APA)
Aktuele Informationen finden Sie
auf www.tt.com