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Tiroler Tageszeitung

TirolerseTageszeitung

„Ein Drittel der Tiroler Buslenker will Job wechseln“, Seite 12

21.8.2022

Ein Drittel der Tiroler

Fahrer unter Stress: Das Ergebnis einer Umfrage der Gewerkschaft
vida ist alarmierend. Mehr Verkehr und Pönalen nerven besonders.

Von Alexandra Plank

Innsbruck - Die Umfrage
unter Tiroler BuslenkerInnen, die der TT exklusiv
vorliegt, birgt Sprengstoff:
Eine enorme Unzufriedenheit der Beschäftigten trifft
auf einen akuten Mangel
an Interessenten. Die Gewerkschaft vida sieht „die
Aufrechterhaltung des öffentlichen Verkehrs in Tirol akut gefährdet“. Laut
Umfrage, an der sich 234
FahrerInnen aus Tirol beteiligt haben, ist ein Drittel
der Befragten eher nicht
oder gar nicht mit der Situation zufrieden. Fast zwei
Drittel verspüren während
der Fahrt mittleren oder
starken Stress. Als besonders belastend werden
das Verkehrsaufkommen
(40,17 %), schwierige Fahrgäste (39,74 %), drohende Pönalen (32,48 %) und
einzuhaltende Fahrpläne (31,2 %) genannt. Mit
den Taktzeiten zeigte sich
fast die Hälfte der Befragten (46%) eher nicht oder
gar nicht zufrieden. Über
30% gaben an, ihren Beruf nach zwei Jahren nicht
mehr ausüben zu wollen.
Für Richard Mair, Betriebsratsvorsitzender
der IVB, ist die Studie ein
Warnschuss: „Schon jetzt
können wir offene Stellen nur sehr schwer besetzen.“ Einst wurden bei
den IVB fünf bis acht Personen pro Monat eingestellt, nun komme man in
sechs Monaten auf diese
Zahl. Das sei vor allem angesichts des angestrebten
Ausbaus des öffentlichen
Verkehrs problematisch:
„Es gibt keine Mobilitätswende ohne die Lenke-

@

rInnen.“ Vorkehrungen
für weniger Stressfaktoren
seien überfällig. Mair lobt
diesbezüglich sein Unternehmen: Die IVB bieten faire Rahmenbedingungen. Laufend würden
Benefits erarbeitet: „Wir
schauen auf unsere Kolle-

‚ , Pönalstrafen
werden oft auf
die MitarbeiterInnen
abgewälzt, damit
muss sofort Schluss
sein.“
Florian Guggenbichler
(Gewerkschaft vida)

gInnen. Der Ball liegt bei
Stadt und Land. Auch die
Wirtschaftskammer sollte
Zugeständnisse machen.“

Er nennt die größten
Belastungen: „Massive
Hitze ist ein großes Pro-

Busfahren ist Stress: Die IVB bieten gute Bedingungen, so Betriebsratsvorsitzender Mair.

blem, auch die Aggressionen der Fahrgäste gegenüber Fahrern haben stark
zugenommen. Immer
wieder haben Menschen

das Tragen des Mund-
Nasen-Schutzes verweigert und ihren Frust über
die Verordnungen an den
Fahrern ausgelassen.“ Eine massive Verdichtung
des Verkehrs mache es
zunehmend schwieriger,
die Taktung einzuhalten:
„Hinkt man dem Fahrplan hinterher, ist ein Aufholen kaum möglich und
bedeutet puren Stress für
die LenkerInnen.“

Für Tirols ÖGB-Vorsitzenden Philip Wohlgemuth ist die Lage prekär:
„Wenn wir nicht bald etwas tun, droht uns eine
ähnliche Situation wie
in der Pflege.“ Die Gewerkschaft fordert daher eine Evaluierung der

Seite 3 von 7

Foto: Böhm

Fahrplangestaltung: „Die
Routen sind sehr knapp
getaktet, Faktoren wie
Baustellen und Stoßzeiten nur unzureichend

Buslenker will Job wechseln

miteinbezogen. Man
könnte fast vermuten,
dass von einer planmäßigen Verspätung ausgegangen wird.“

Untragbar seien Pönalstrafen. Diese kann der
VVT an Unternehmen etwa im Fall massiver Verspätungen verhängen. Oft
würden diese auf die MitarbeiterInnen abgewälzt.
„Beschäftigte dürfen
nicht für eine Verkehrsüberlastung verantwortlich gemacht werden. Damit muss sofort Schluss
sein“, sagt Fachbereichssekretär Florian Guggenbichler. Nötig sei auch ein
Sicherheitskonzept zum
Schutz der FahrerInnen.
Bedarfsgerechte Arbeitszeitmodelle müssten in
den Ausschreibungsprozessen verankert werden.
Fahrscheine soll es künftig
nur noch über Automaten
oder online geben.

Auch Geld drücke Wertschätzung aus. Guggenbichler fordert einen Corona-Bonus von 500 Euro.
„Es besteht wohl kein
Zweifel, dass LenkerInnen
Svstemerhalter sind.“