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Jahr: 2022
/ Ausgabe: 2022_07_3_Presse_OCR
- S.9
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Gesamter Text dieser Seite:
Tiroler Tageszeitung
„Ich bin schon mit
meiner Oma im
Kinderwagen hier oben
gewesen.“
Mathias Bonauer, Ranger
im Nirgendwo. In der Inventarliste
der Stadt heißt das Biotop schlicht
„Stehendes Gewässer südöstlich
Arzler Alm“. Der Ranger hat mehr
zu berichten: „Das ist nicht natürlich entstanden. Als der Lawinendamm dort aufgeschüttet wurde,
sind diese Senke und das Gewässer
entstanden. Das gibt es schon, seit
ich mit der Oma da heraufgekommen bin“, erinnert er sich.
Jetzt vergleicht er anhand von Fotos der vergangenen Jahre, wie sich
das Gewässer verändert hat. Einige
Pflanzenarten wie die Weiße Seerose sind gefährdet und müssen
geschützt werden. „Hineingehen
zum Erfrischen, aber genauso den
Hund drinnen baden zu lassen, das
ist ein No-Go.“
An diesem Tag trifft er niemanden an, dem er die Bedeutung des
Biotops erklären könnte. Er verwehrt sich in der ganzen Diskussion um die Nutzung der Natur, nur
aufdie „bösen Biker“ zu schimpfen.
Es gibt „böse Partytiger“, die an
diesem Ort Corona-Feste gefeiert
haben. Es gibt „böse Griller“, die im
Wald ein Feuer entzünden. Es gibt
die „bösen Hundehalter“, die ihren
Vierbeiner von der Leine lassen.
Und selbst bei den Bikern müsse
man differenzieren, weil es E-Biker
jeden Alters gebe, „die oft zu schnell
unterwegs sind“.
Am Weg in den Westen schießt
so einer in einer Kurve an Bonauer
vorbei. Der weicht gerade noch aus.
Auf eine Verfolgungsjagd im Wald
lässt er es nicht ankommen. Doch
wenn Biker auf Wegen fahren, die
- wie die Schilder deutlich machen
- nur für Wanderer gedacht sind,
greift er ein und bittet darum, die
legale Strecke zu nehmen.
Es geht weiter in den Westen,
vorbei an der Umbrüggler Alm,
wo der Ranger im beeindruckenden Naturschauraum Halt macht.
Bei einem Relief des Karwendels
kann man interaktiv Wege, Hütten
oder Naturgefahren einblenden
lassen. Draußen beim Brunnen
sind gerade drei Kollegen von ihm
beschäftigt. Jemand hat vor ein
paar Tagen den Hahn abgerissen.
Die Zeiten haben sich seit 1880, als
Harry Yount Vandalismus im Yellowstone-Nationalpark bekämpfen
sollte, nicht einmal so sehr verändert. An einer anderen Stelle an
der Nordkette sind Wegschilder gestohlen worden. „Das nehmen sich
manche als Souvenir mit“, vermutet Bonauer.
Ruhezonen in „Hötting Hills”
Die zwei Damen, die auf einem
Weg nahe des Höttinger Bilds Ruhe
suchen, werden es nicht gewesen
sein. Bonauer schiebt sein Rad an
ihnen vorbei. Hier haben schnelle
Biker nichts verloren. Eigentlich.
Auf Online-Foren wird diese Gegend als „Bikepark Hötting Hills“
beworben. Bonauer schwingt sich
auf einem Forstweg wieder aufs
Rad. Am Boden sieht er sie, nicht
eine Blindschleiche oder Neophyten, es sind Spuren eines Bikers,
der in einen der illegal angelegten
Trails abgebogen ist. „Da gehen
Leute mit Schaufel, Pickel und
Motorsäge in den Wald und bauen
das“, deutet der Ranger auf meterhohe Sprünge und mit Totholz
verstärkte Abschnitte. Der Borkenkäfer lässt grüßen. „Weil das nicht
fachmännisch gebaut wurde, kann
das Wasser nicht richtig abrinnen“,
zeigt er auf eine kleine Pfütze im
Trail. An manchen Stellen sind
Wurzeln sichtbar freigelegt.
Man will die Szene nicht vergraulen, sondern aufklären und
„verschieben“. Ein paar Meter weiter entsteht seit einigen Tagen ein
neuer Trail, legal. Mitte August soll
der erste Teil geöffnet werden. So
lenkt man die Biker in die richtigen Bahnen. Aus Rücksicht auf die
Natur. „Denn die steht bei mir an
erster Stelle“, sagt Mathias Bonauer. Und Harry Yount wäre sicher
stolz aufihn. ”
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