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Jahr: 2022
/ Ausgabe: 2022_07_13_Presse_OCR
- S.3
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Tiroler Tageszeitung
TirolerseTageszeitung
„Ratlos in Innsbruck“, Seite 2
13.7.2022
Von Peter Nindler
ie Innsbrucker ÖVP ist das Spiegelbild für den Zustand der Volkspartei
im urbanen Raum. Lienz, Kufstein,
Schwaz, Hall, Völs, Rum oder Zirl: Lokalpolitisch hat die ÖVP dort abgewirtschaftet,
einzig in Wörgl konnte sie mit dem jungen,
aber anfangs in der Partei ungeliebten
Bürgermeisterkandid Michael Riedhart
den Stadtsessel zurückerobern. Das spricht
Bände für das leichtsinnige Vernachlässigen
der städtischen Wählerschichten. Vor allem
in der Inntalfurche mit und ab dem Großraum Innsbruck.
Die Schwäche der ÖVP in den Städten
zieht sich zwar quer durch Österreich,
doch speziell in Tirol fand Günther Platter
Leitartikel
Ratlos in Innsbruck
Was sie jahrelang verabsäumt hat, kann die Tiroler Volkspartei vor der Landtagswahl wohl schwer aus dem Hut
zaubern: ein attraktives Angebot an städtische Wählerschichten - vor allem in der Landeshauptstadt Innsbruck.
als langjähriger Chef der Tiroler Volkspartei selten einen emotionalen Zugang zu
den städtischen Milieus. Schließlich sollte
Platter traditionell am Land funktionieren.
Damit ließ er die Urbanität einfach links
liegen. Zwar hat der Landeshauptmann seine Politik in der Koalition mit den Grünen
deutlich offener und moderner ausgerichtet,
doch in den Ballungszentren ist das (bisher) nicht angekommen. Weil es dort kaum
schwarze Verstärker gibt, um die weniger
religiös, nicht im agrarischen Sektor tätigen,
tendenziell eher liberal und politisch mobileren Wählerschichten anzusprechen, wie es
der Politikwissenschafter Laurenz Ennser-
Jedenastik ausdrückt.
In der Landeshauptstadt wird dieses
politische Versagen schonungslos entlarvt.
Die ÖVP „schnorrt“ politisch in der Stadtregierung mit und präsentiert sich nach außen
als jämmerliches Anhängsel der vereinigten
Mitte-rechts-Opposition gegen Bürgermeister Georg Willi (Grüne). Und beinahe im
Jahrestakt liefern sich die Stadt-Schwarzen
interne Scharmützel. Deshalb steht der neue
ÖVP-Chef Toni Mattle vor dem Dilemma,
dass plötzlich vor der Landtagswahl in Innsbruck etwas möglich sein soll, was seit Jahren
nicht gelingt: eine personelle Erneuerung der
ÖVP als Basis für eine Entwicklung hin zu
einer weltoffenen großstädtischen Partei.
Die Landtagswahl am 25. September
wird wie immer in den Bezirken Kufstein,
Innsbruck-Land und in der Landeshauptstadt entschieden. Angesichts der für Mattle
„alarmierenden Umfragewerte“ zwischen 30
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und 32 Prozent benötigt er gerade in diesen
„Battleground states“ (umkämpfte Wahlkreise) attraktive Angebote an die WählerInnen und Mobilisierungskraft. In den
ländlichen Regionen kann die ÖVP naturgemäß auf den Bauernbund-Turbo vertrauen,
in den Ballungsräumen sind urbane Zugpferde vonnöten. Bisher überwiegt jedoch
die selbst verschuldete Not.
Nicht nur für die Landtags-
wahl, sondern auch für die
Innsbruck-Wahl 2024.
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peter.nindier@tt.com