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Jahr: 2022

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Tiroler Tageszeitung

„Die Katar-WM treibt den Wacker in den Ruin“, Seite 37

Die Katar-WM treibt
den Wacker in den Ruin

Der gestrige Polit-Gipfel endete ohne Ergebnisse, aber voller zweifelhafter
Beteuerungen. Man will den Wacker-Nachwuchs unterstützen, Ende
kommender Woche könnte es für den Profibetrieb aber eng werden.

Von Florian Madi

Innsbruck —- Als gestern
Abend im Büro von LHStv. Josef Geisler im Beisein von BM
Georg Willi, Tirols Fußballpräsident Josef Geisler und
Wacker-Präsident Kevin Radi die Zukunft des FC Wacker
erörtert wurde, nannte das
Oberhaupt des finanzmaroden Vereins einen Grund für
das Ausbleiben des Investorgelds: Der Weltverband FIFA,
der mit Thomas Kienle eine
Geschäftsbeziehung pflege,
habe zwar Geld überwiesen.
Aufgrund möglicher Malversationen rund um die WM
2022 in Katar würden die fehlenden 3 Mio. Euro aber laut
Radi nicht ausbezahlt werden. „Soll ich mich mit der
FIFA in Verbindung setzen,
um den Wahrheitsgehalt zu
erörtern?“, fragte TFV-Vize
Geisler in seiner Funktion als
ÖFB-Vize. Der Wacker-Präsident bat jedoch um Geduld —
er wolle vorher Kienle selbst
kontaktieren.

Mittlerweile fällt es jedenfalls schwer, der Argumentation des 33-Jährigen zu folgen, doch eines scheint auch
der Innsbrucker erkannt zu
haben: Lange geht es angesichts ausstehender Forde-

rungen (siehe Kasten rechts)
nicht mehr gut. Radi habe
eingeräumt, dass man beim
Ausbleiben der Investorgelder „bis Ende kommender
Woche“ den Konkurs des Profibetriebs beantragen werde.
Allerdings: „Fünf bis sechs,
teilweise Tiroler Gruppierungen“ seien interessiert, den
Amateurbetrieb zu retten.

‚ ‚ Wir haben nichts

Substanzielles gehört. Bevor Förderungen
fließen, müssen die Karten auf den Tisch.“

Josef Geisler
(LHStv.)

BM Georg Willi und LHStv.
Josef Geisler indes stellten
den Nachwuchs in den Fokus ihrer Bemühungen (250
Kinder und Jugendliche/13
Mannschaften). Sollte es
wirklich zum Vereins-Konkurs kommen, müsste man
die Betroffenen unterstützen,
damit sie weiter ihrer Passion
nachgehen könnten.

Es vergeht jedenfalls kein
Tag ohne Kuriosum beim FC
Wacker: Am Freitag (18.30)
nehmen daheim gegen Horn
(verletzte) Spieler der Zweierund möglicherweise Dreier-

Mannschaft auf der Bank der
Profis Platz. Um die Zahlungen aus dem Österreicher-
Topf nicht zu gefährden, dürfen sich nämlich nicht mehr
als sechs Ausländer im Kader
befinden — und die Inländer
gehen angesichts der Abwanderung eigener Spieler aus.
Weil am Freitag aber nahezu
zeitgleich (19 Uhr) die ohnedies dezimierten Amateure
bei den Regionalliga-Kollegen der WSG gastieren, ist
man auch hier zum Improvisieren gezwungen,

Einer entschloss sich
schweren Herzens, den laufenden Vertrag (wie sieben
andere Akteure) aufgrund
fehlender Gehaltszahlung zu
beenden: Alex Eckmayr — der
22-Jährige gehört dem Verein
seit 16 Jahren an. Der Torhüter hatte sich seine Entscheidung lange überlegt, am Wochenende reifte der Wunsch,
sich zu verabschieden: „Einfach war es für mich nicht,
aber es gibt einfach zu viele
Unsicherheitsfaktoren.”“ Einer davon: dass jemals wieder
Geld fließt - „die Hoffnung
schrumpft, wenn sie überhaupt noch da ist“.

Fit halten sich die vertragslosen Ex-Wacker-Spieler Eckmayr, Clemens Hubmann,

Florian Kopp, Raphael Galle
und Robert Martic in ihrer
sportlichen Heimat, der Fußball-Akademie am Flughafen.
Bei Vertrauenstrainer Thomas Grumser und AKA-Leiter
Roland Kirchler soll die Zeit
bis zum Saisonende überbrückt werden. Kirchler stolz:
„Es freut uns und zeigt, dass
sie sich bei uns wohlfühlen.“
Viele Gläubiger indes wollen sich ihr Geld zurückholen
— etwa die Vermieter. Die Liste derer, die den Rechtsweg
beschreiten, ist lang. Und
—- wiederum kurios —- auch
ein Ex-Spieler soll sich darunter befinden. Zumindest
das Freitagsspiel scheint gesichert — die Security-Firma
lässt sich auf eine weitere Vorauszahlung ein.

Nach 16 Jahren FC Wacker zog Tormann Alex Eckmayr die Reißleine.
Leicht fiel es dem 22-Jährigen nicht.

Z

Foto: Kristen

Zahlen rund um den FC Wacker

Minus:

GmbH (bis 30.6.): 1,912.892 €
Verein (bis 30.6.): 970.542
Ausstehende Zahlungen (Auszug):
u.a. Prämien: 6000 €/Punkt
Mögliche Rückforderungen der
Investoren Matthias Siems und
Michail Ponomarev ca. 3,4 Mio. €
Löhne Mitarbeiter 47.000 €/Monat
(seit Februar offen)

Gehälter Spieler, Trainer, Betreuer

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(seit April offen) 95.000 €/Monat

Olympiaworld 300.000 €
Ausrüster 180.000 €
Caterer 47.000 €
Sozialabgaben 90.000 €

(Stand 5. April)
Steuerberater 20.000 €
Fa. Stasto 120.000 €
Bus (bis Anfang April) 15.000 €
Sanatorium Hochrum 43.000 €
Stadionbanden 20.000 €

Refundierungen/Sponsoring
Land (2. Tranche): 202.500 €
Stadt (2. Tranche): 102.500 €
Österreicher-Topf der Fußball-
Bundesliga: 72.000
Tiwag 100.000 €
Nicht mehr fällig:

Lizenz-Bonus (Zahlung der Bundes-

liga an Vereine, die den Kriterien

gerecht werden, aber nicht aufstei-
300.000 €