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Jahr: 2022

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Tiroler Tageszeitung

„Wohnmisere in Innsbruck beherrscht Stadtpolitik“, Seite 27

Wohnmisere in Innsbruck
beherrscht Stadtpolitik

SPOÖ will mit städtischem Kautionsfonds den Mittelstand entlasten. Die
ÖVP wirft BM Willi „Untätigkeit“ in Sachen Vorbehaltsflächen vor.

nnsbruck ist und bleibt ein

teures Pflaster zum Wohnen. „Wir haben zwar keine
generelle Lösung für das Problem am Wohnungsmarkt,
aber ein fertiges Modell, um
finanzielle Hilfe zu leisten“,
sagt SPÜ-Gemeinderat Benjamin Plach. Er präsentiert
gemeinsam mit Kollegin und
StR Elisabeth Mayr den so
genannten Kautionsfonds.
Was in anderen Bundesländern bereits angeboten wird,
will man — angepasst an die
Preise in Innsbruck — auch
in Tirol verwirklichen. Nach
langem Tüfteln, Rechnen
und in Zusammenarbeit mit
dem Fachamt liege nun ein
beschlussreifer Antrag vor.

Geplant ist eine Unterstützung der Kautionszahlung.
Die Hälfte des Betrags — bis
zum Maximalwert von 1500
Euro — soll die Stadt für neue
Mieter vorstrecken. Die ersten drei Monate ist der Mieter entlastet, danach erfolgt
die Rückzahlung in zinsfreien Monatsraten auf bis zu
drei Jahre. Plach nennt zwei
Beispiele: Ein Paar mit 3500
Euro monatlichem Einkommen zahlt 1500 Euro Miete.
Die Kaution kostet 4500 Euro, wovon die Stadt 1500 Euro vorstrecken würde. „Das
wären dann 45 Euro pro Monat für das Paar als Rückzahlung”, sagt Plach. Für eine Alleinerzieherin mit 1400 Euro
Einkommen, die eine Stadtwohnung um 550 Euro mietet, würden 1650 Euro Kaution anfallen. „Sie erhält nach
unserem Modell 825 Euro
Zuschuss, den sie monatlich
mit 25 Euro zurückzahlt”,
sagt er.

Wer kommt für diese Unterstützung in Frage? „Es
gibt schon viele Fördertöpfe,
doch es gibt eine Lücke, die

Die SPÖ-Stadtpofitiker Ellsabeth Mayr und Benjamin Plach wollen mittets
Kautionsfonds der Tewerungswelle entgegenwirken.

wir damit schließen wollen
für jene, die keine Sozialleistungen erhalten, aber für die
die Kaution dennoch schwierig zu stemmen ist”, erklärt
Mayr. Voraussetzung für das
Ansuchen ist, dass der Mieter entweder in Summe zehn
Jahre in Innsbruck gewohnt
hat oder drei Jahre ununterbrochen. Weiters liegt die
Einkommensgrenze wie bei
der Wohnbauförderung bei
5000 Euro für zwei Personen.
„Damit decken wir den Mittelstand ab. Leute, die ein
bisschen zu viel für Sozialleistungen verdienen, aber
doch zu wenig für eine neue
Wohnung mit allem Drum
und Dran”, sagt Plach.

Posc Yamkdananr

Im Budget sind für den
Kautionsfonds 50.000 Euro
veranschlagt. Für nächstes
Jahr 100.000 Euro. „Damit
könnten wir heuer im Durchschnitt noch etwa 50 Wohnungen unterstützen”, sagen
die beiden SPO-Politiker.

m November vergange-

nen Jahres kündigte Innsbrucks Bürgermeister Georg
Willi (Grüne) an, in Sachen
Vorbehaltsflächen einen neuen Vorstoß zu wagen und den
Gemeinderat erneut damit
beschäftigen zu wollen. Ein
halbes Jahr später wirft die
ÖVP dem Bürgermeister nun
Untätigkeit vor. Die Ankündigung Willis sei wohl nicht
mehr als ein „PR-Gag” gewe-

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sen, sagt ÖVP-Wohnbausprecher Andreas Wanker. Willi
habe weder einen modifizierten Vorschlag auf den Tisch
gelegt noch das Gespräch mit
der ÖVP dazu gesucht, die bei
den Vorbehaltsflächen die
Hand ausgestreckt habe. „Es
liegt uns zudem kein einziges Gesprächsergebnis von
den von Willi angekündigten Verhandlungen mit den
Grundstückseigentümern
vor. Es scheint, Bürgermeister Willi hat die populistische Forderung nach Vorbehaltsflächen immer wieder
als schnelle Ausrede genutzt,
wenn es darum ging, warum
der Wohnbau in Innsbruck
nicht stärker forciert wird“,
sagt Wanker.
Einen Richtungswechsel
in der Wohnungspolitik
fordert die Alternative Liste Innsbruck (ALI}. „Immobilienspekulanten sind im
Goldrausch, während junge
Familien in die Umlandgemeinden verdrängt werden”,
ärgert sich ALI-Gemeinderat
Mesut Onay über die „jahrelang praktizierte Investorenfreundlichkeit” der Stadtführung. „Die Stadt ist in der
Verantwortung, für die Deckung des Wohnbedarfs aller
Menschen in Innsbruck zu
sorgen”“, sagt Onay.

Beim leistbaren Wohnbau
fordert er eine soziale Durchmischung in den Stadtteilen.
Die in den vergangenen Tagen intensiv diskutierten
Vergaberichtlinien für Stadtwohnungen müssten gelockert werden, fordert Onay.
„Die Stadtwohnungen müssen breiteren Kreisen zugänglich gemacht werden,
wenn Innsbruck nicht weiter
politisch soziale Brennpunkte schaffen möchte”, betont
Onay. (emf, dd)