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Jahr: 2022
/ Ausgabe: 2022_03_4_Presse_OCR
- S.4
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Tiroler Tageszeitung
„Lachen lernen im Konjunktiv“, Seite 16
Lachen lernen
im Konjunktiv
Am Samstag sperrt das Innsbrucker Treibhaus
wieder auf. Mit Filmkomödien will Norbert Pleifer
„das Virus weglachen“. Das findet nicht jeder lustig.
Innsbruck — Das Virus weglachen. Dieses Vorhaben treibt
Norbert Pleifer schon länger
um. Weil Witz gerade in dunkeln Zeiten Trost spendet.
Und, ganz frei nach Friedrich Dürrenmatt, der Wirklichkeit sowieso nur mit der
Komödie beizukommen ist.
Im besten Fall können Pointen Anstoß zur Erkenntnis
sein. Im Normalfall sind sie
wenigstens unterhaltsam.
Ein ganzes Kleinkunstfestival
hatte der Treibhaus-Chef für
Jänner und Februar dieses
Jahres geplant und programmiert. Das Motto lieh er sich
von Karl Valentin: „Hoffentlich wird’s nicht so schlimm,
wie’"s jetzt schon ist.” Es wurde schlimmer. Nur einige Veranstaltungen fanden statt. Am
16. Jänner nahm Pleifer das
Treibhaus aus der (Omikron-)
Welle. Seither waren Wirtsund Kulturhaus geschlossen.
Die Witze mussten vorerst
warten. Das dürfte nicht jedem gefallen haben. Er habe
von einem „Schuss“ aus dem
städtischen Kulturausschuss
gehört, sagt Pleifer: Wenn das
Treibhaus freiwillig kein Programm anbiete, sollten auch
die Subventionen für die Kulturinstitution hinterfragt werden. Das Treibhaus wird von
der Stadt mit 90.000 Euro gefördert. „Sie können gerne
kommen und das Geld wieder
abholen — ein Quadratmeter
Pflasterstrand fürs neue Kulturquartier geht sich damit
aus“, sagt Pleifer - und unterstreicht: „Unser Hauptsponsor ist nicht die Stadt, sondern
das Publikum.“
Am Samstag sperrt die
Weiberwirtschaft des Treibhauses wieder auf. „Es kearat
oanfach wieder viel mehr
glacht”“, sagt Pleifer. Auch auf
Plakate hat er den Satz drucken lassen. Auf dem Konjunktiv beharrt er. Auch das
Lachen will erst wiedererlernt werden. Die Weltpolitik
macht das Unterfangen derzeit nicht einfacher.
‚ Die Stadt kann
gerne kommen und
das Geld abholen. Unser
Hauptsponsor ist das
Publikum.“
Norbert Pleifer
(Treibhaus-Chef)
Das Treibhaus jedenfalls
soll zunächst zur „Lach-
Akademie“ werden. Die erste — restlos ausverkaufte —
Lehrveranstaltung findet am
Montag aber außer Haus statt:
Josef Hader kommt mit „Hader on Ice“ in den Congress.
Danach wird im Treibhaus-
Turm das Lachen geübt. Alle
schon für das Kleinkunstfestival angekündigten Veranstaltungen sollen in den nächsten Monaten nachgeholt
Norbert Pleifer ging mit dem Treibhaus Mitte Jänner vor der Omikron-Welle
In Deckung. Jetzt spent er wieder auf. Fotn: Rache
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werden- selbst der Maschek-
Jahresrückblick. Für den fand
sich allerdings erst im Juni ein
Termin. Davor kommen unter anderem Christoph Grissemann und Christan Dolezal
mit ihrem Programm „Buh”
nach Innsbruck (7. April) und
Manuel Rubey startet nach
acht pandemiebedingten Absagen den nächsten Versuch,
sein Solo „Goldfisch“ auf die
Treibhaus-Bühne zu bringen
(13. und 14. April).
Absagen und verschieben
musste Norbert Pleifer in den
vergangenen zwei Jahren viel.
In der näheren Zukunft will er
das verhindern. „Die Pointen
kommen vorerst aus der Konserve", sagt er. Bis Mitte April
wird der Turm zum Kino. „Die
lustigsten Filme aller Zeiten”
will Pleifer zeigen. Den Anfang
macht am Dienstag „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Es
folgen Klassiker wie Chaplins
„Großer Diktator“, aber auch
Seelenschmeichler jüngeren
Datums — etwa „Little Miss
Sunshine“ - und der eine oder
andere Schenkelklopfer des
Schreckens, „Dr. Seltsam oder
Wie ich lernte, die Bombe zu
lieben“ zum Beispiel. Für sein
Lach-Kino kooperiert Pleifer
mit dem Innsbrucker Metropol. Gezeigt werden BluRays,
der Eintritt ist frei — freiwillige
Spenden sind erwünscht. Alles, was nach Abzug der Kosten für die Filmrechte übrig
bleibt, gehe an den Verein für
Obdachlose, sagt Pleifer.
Schon die Ankündigung
der Filmreihe hat mancherorts auch für Irritation gesorgt. Die Besucherzahlen
in den Kinos liegen deutlich unter Vorkrisenniveau.
Dass weitere Konkurrenz die
Geschäfte beleben wird, ist
unwahrscheinlich. Er habe
nicht vor, das Treibhaus
zum Lichtspielhaus zu machen, versichert Pleifer: „Das
Lach-Kino ist eine dramaturgisch gebaute Reihe. Das
Programm erzählt eine Geschichte — und die muss ich
jetzt erzählen." (jole)