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Jahr: 2022
/ Ausgabe: 2022_01_26_Presse_OCR
- S.41
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Stadtblatt
„Es begann in Innsbruck“, Seite 22
Es begann in Innsbruck
In einer legendären
Kunsthandlung in Innsbruck erfolgte 1919 der
Karrierestart des Bergmalers Oskar Mulley.
INNSBRUCK. Oskar Mulley hat
seine Karriere mit Ausstellungen
(ab 1919) in der legendären Kunsthandlung Franz Unterberger
(Ecke Burggraben/Museumstraße) begonnen. Das Landesmuseum Ferdinandeum und das Stadtarchiv Innsbruck sind im Besitz
von Mulley-Bildern.
Kunsthandlung Unterberger
Bereits 1825 eröffnete Franz Maria
Unterberger eine eigene Kunsthandlung, die, ab 1847 im neu
errichteten Haus in der Museumstraße situiert, weithin bekannt
wurde. Aufgeschlossen gegenüber neuen druckgraphischen
Techniken, stellte er neben klassischer Malerei auch Lithographien
und Chromophotographien aus.
Zudem betrieb er einen eigenen
Verlag, in dem er Lithographien
und Stahlstiche von berühmten
Tiroler Landschaften herausgab.
Die Kunsthandlung blieb bis ca.
1976 im Besitz der Familie.
Werdegang
Oskar Mulley kam 1891 in Klagenfurt zur Welt. Schon in seiner
Schulzeit war das Zeichnen und
Malen seine große Leidenschaft
und er studierte zwei Semester
an der Fachschule für gewerbliche Malerei in München. Ab 1910
Franziskanerpatz und Hofkirche
um 1919
besuchte er die Akademie der
bildenden Künste in Wien. Nach
Abschluss der Kunstakademie
trat der akademische Maler Oskar Mulley seinen Präsenzdienst
an. Ende 1914 erfolgte die Einberufung in den Krieg, der ihn 1916
an die Südwestfront nach Südtirol führte, wo er das Hochgebirge
und die obersten Siedlungen der
Bauern aus nächster Nähe kennenlernte; diese Eindrücke hat
er später in seinen Bergbildern
verarbeitet. Zu Kriegsende 1918
erfolgte die Versetzung von Mulley zum Stationskommando Kufstein.
Künstlerisches Schaffen
Ab ı1920 waren Mulleys Werke,
vom Wiener Secessionismus inspirierten und vom Publikum
ebenso wie von der Presse hervorragend beurteilten Bilder in zahlreichen Ausstellungen zu sehen.
„Eine reiche, aber wohl gezügelte
Phantasie und ein ausgeprägtes,
liebevolles Naturempfinden unterstützen den Künstler in seinem Schaffen sehr vorteilhaft
und geben seinen Bildern einen
ganz eigenen, nachhaltigen Reiz,
der uns diesen Künstler lieb und
wertvoll macht“, war zum Beispiel
am 23. Jänner 1920 in den „Innsbrucker Nachrichten” zu lesen. Bei
der Wanderausstellung „Tiroler
Künstler“, die 1925/26 in mehreren großen deutschen Städten
zu sehen war, wurde das erste
„pastose“ Bild von Mulley gezeigt
- „Holzschuhe“. 1925 entstanden
auch die ersten Bilder hochalpiner
Werbeplakat für die Patscherkofelbahn, 1931
Oskar Mulley gilt heute neben Alfons Walde und Albin Egger-Lienz als führender Vertreter der klassischen Moderne in Tirol.
Landschaften, bei denen die mit
Pinsel und Spachtel, zum Teil sogar direkt mit der Tube dick aufgetragene Ölfarbe geradezu in Materie des Dargestellten übergeht.
Mächtig aufragende Felswände,
bedrohliche Abgründe, einsame
bäuerliche Gehöfte, Bergdörfer,
Kapellen und Bildstöcke sind
hauptsächliche Motive dieser
meist großformatigen Gemälde,
die in ihrer Art innovativ und so
bisher nicht gesehen waren. Entsprechend sorgten sie für enorme
Aufmerksamkeit und waren so
begehrt, dass sie der Familie Mulley einen erheblichen materiellen
Wohlstand bescherten.
„Egger-Lienz der Landschaft“
1927 wurden Mulley-Bilder preisgekrönt: In der Wiener Secession
war sein Bild „Bergsee“ ausgestellt, das ihm die „Goldene Staatsmedaille für bildende Kunst”“ einbrachte und in Budapest wurde ein
dort gezeigtes „Bergbauernhaus“
mit der „Königlich ungarischen
Staatsmedaille in Gold“ gewürdigt. Im gleichen Jahr wurde er in
den elitären Kreis der Künstlervereinigung „Wiener Secession” aufgenommen; als „Egger-Lienz der
Landschaft“ wurde Mulley später
in der Presse bezeichnet, wo über
seine Kunst in dieser Zeit auch zu
lesen war: „Mulley ist ein Gestalter von wahrhaft überzeugender
Kraft; seine Bilder sind breit und
pastos gearbeitet, in allen gehen
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Fotot: Merbert Ascherbauer
die Farben zu wundervoller Harmonie zusammen und sie treten
uns im wechselvollen Spiel der
Lichteffekte entgegen - das alles
macht sie zum ungemein starken
Erlebnis. Man steht bei seinen Bildern vor etwas Erst- und Einmaligem; man erinnert sich nicht, das
schon einmal so oder ähnlich gesehen zu haben.“ In seiner letzten
Schaffensphase kam er ab etwa
1942 von der Spachtelmalerei ab
und widmete sich in seinen Motiven fortan der stimmungsvollen Voralpenlandschaft, die er in
feiner Pinselführung und meist
kleineren Formaten meisterlich
portraitierte. Außerdem entstanden in dieser Zeit einige wunderbare Stillleben - weitere Zeugnisse
vom malerischen Können dieses
außerordentlich begabten Künstlers.
Klassische Moderne
Mulley gilt heute neben Alfons
Walde und Albin Egger-Lienz als
führender Vertreter der klassischen Moderne in Tirol und wird
von vielen Experten als der - auch
international - „beste Bergmaler”
des 20. Jahrhunderts gesehen.
Die in den 1990er-Jahren erschienenen beiden Bücher über Oskar
Mulley sind schon lange vergriffen. Urenkel und Nachlassverwalter Herbert Ascherbauer hat im
„130. Geburtsjahr“ von Mulley ein
neues Werk verfasst. Informationen: www.mulleyv.eu