Gesamter Text dieser Seite:
Tiroler Tageszeitung

„Nach zwei Jahren Virus immer noch Chaos“ (Kommentar), Seite 2

Analyse

Nach zwei Jahren Virus
immer noch Chaos

Von Thomas Hörmann

die Gesellschaft. Eigentlich Zeit

genug für Regierungen und Verwaltungsbehörden, um klare Strukturen
und Abläufe zu schaffen, mit denen sich
die Gefahr wirkungsvoll bekämpfen lässt.
Doch das Gegenteil ist der Fall - beim
Erlassen von Verordnungen wie auch bei
deren Umsetzung regiert nach wie vor
das Chaos. Etwa beim Umgang mit der
noch ansteckenderen Omikron-Variante,
die sich seit Wochen explosionsartig im
Vereinigten Königreich, Holland und Co.
ausbreitet.

Dass das Omikron-Problem spätestens mit dem Beginn der Weihnachtsferien und der Ankunft der Skiurlauber
auch ein österreichisches wird, war sogar
für Laien absehbar. Dennoch ließ sich
die Regierung Zeit. Erst am Donnerstag

(23. Dezember) erklärte sie
das Vereinigte Königreich
und weitere Staaten zu
Virusvariantengebieten.

S eit fast zwei Jahren lähmt ein Virus

Lesen Sie dazu mehr
auf Seite 5

thomas.hoermann@tt.com

Am Samstag trat die Verordung in Kraft,
die die Einreise aus Omikron-Gebieten
verhindern sollte. Doch es wäre nicht
Österreich, gäbe es keine Ausnahme von
der Regel. Und die besagt, dass beispielsweise geboosterte und PCR-getestete
Briten weiterhin willkommen sind. Nur
gesagt hat es den Urlaubern niemand
— die Informationsseiten im Internet waren sogar noch am Montag auf dem alten
Stand. Pech für 100 ungetestete Engländer, denen am Sonntag am Innsbrucker
Flughafen die Einreise verweigert wurde.
Aber auch der Innsbrucker Magistrat
hinkt dem Virus als zuständige Gesundheitsbehörde hilflos hinterher. Anstatt
beim Einreisechaos am Sonntag das Heft
in die Hand zu nehmen, erklärte sich
der Journaldienst für nicht zuständig.
Polizeijuristen und das Land mussten
einspringen und Entscheidungen treffen,
für die die Stadt zuständig gewesen wäre.
Bürgermeister Willi spielt den Ball nach
Wien weiter: Das Umsetzen von Verordnungen über Weihnachten sei nicht einfach. Weiters entschuldigt der Stadtchef
den Totalausfall mit Personalmangel. Als
ob zwei Jahre Corona zu kurz seien, um
die Gesundheitsbehörde mit Fachkräften
zu verstärken. Das Virus lernt dazu,
Österreich nicht.

Seite 4 von 28