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Jahr: 2023
/ Ausgabe: 2023_10_20_Presse_OCR
- S.21
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Kurier
„Bürgerliche gehen gespalten in die Wahl“, Seite 16
Bürgerliche gehen gespalten in die Wahl
Innsbruck. Mit Florian Tursky an der Spitze wollten ÖVP und Für Innsbruck als wiedervereinte Bürgerliche in
die Wahl ziehen. Nun tritt ÖVP-Vizebürgermeister Johannes Anzengruber mit einer Konkurrenz-Liste an
VON CHRISTIAN WILLIM
Kaum zu glauben, aber am
Donnerstag ist die für Außenstehende praktisch undurchschaubare Innsbrucker Stadtpolitik noch ein wenig unuber
sichtlicher geworden.
einem Wirtshaus kundlgte
O"P -Vizebürgermeister Johannes Anzengruber gemeinsam
mit ÖVP-Gemeinderätin Mariella Lutz an, dass man bei
den Gemeinderatswahlen im
kommenden Frühjahr „als
eigene, breite, bürgerliche Bewegung antreten“ werde.
Wenige Wochen nachdem
die Spitzen der Stadt-ÖVP und
der 1994 vom späteren ÖVP-
Landeshauptmann — Herwig
van Staa gegründeten Liste
Fur Innsbruck (FI) ihre Wie-
„Wir haben uns
entschlossen, dass
wir als eigene, breite,
bürgerliche Bewegung
antreten werden“
dervereinigung zelebriert und
ÖVP-Staatssekretär Horian
Tursky zum Spitzenkandidaten des „bürgerlichen Bündnisses“ auserkoren hatten, splittert es an anderer Stelle — aller-
gruber in den vergangenen
Wochen trotz der im Hintergrund laufenden und von der
Landes-ÖVP orchestrierten
Gespräche für die ÖVP/FI-Fusion den Anspruch erhoben,
die Volkspartei selbst in die
Wahl führen zu wollen.
Zu einer vom schwarzen
Vize-Stadtchef zunächst angekündigten Kampfkandidatur gegen Tursky beim ÖVP-
Stadtparteitag am 3. November um den Posten des ÖVP-
Stadtparteiobmannes wird es
Anzengruber ist laut ÖVP
etzt kein Parteimitglied mehr
nun nicht kommen. Allgemein wurde erwartet, dass
die Listengründung zum Parteiausschluss der beiden Rebellen führt.
Parteiausschluss
Darauf bei seiner Pressekonferenz angesprochen meinte
Anzengruber noch: „Davon
gehe ich nicht aus.“ Und sollte
sich irren. Wenige Stunden
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versöhnte sich mit der ÖVP
später verkündete ÖVP-Landesgeschäftsführer Sebastian
Kolland: „Mit der heutigen
Ankündigung von Johannes
Anzengruber und Mariella
Lutz, bei der Bürgermeisterund Gemeinderatswahl in
Innsbruck mit einer eigenen
Liste anzutreten, ist ihre Mitgliedschaft in der Volkspartei
und damit auch in allen Gremien kraft Statut automa-
APWEIPEL OMI ROR
wird nun ohne
-Parteiobmann
Florian T
Konkurrenz
tisch erloschen.“ Beide hätten
„den Weg des bürgerlichen
Miteinanders verlassen“.
ÖVP und die FI von Ex-Bürgermeisterin Christine Oppitz-
Plörer, die laut Lutz offenbar
in Anspielung auf die Wiedervereinigung „die Puppen tanzen lassen“ habe, waren in den
vergangenen Jahrzehnten
über längere Phasen tief zerstritten, hatten sich jüngst
® meisters,
£ aber wieder deutlich angenä-
3 hert. Nicht zuletzr das Ziel, das
5 2018 vom Grünen Georg Willi
gewonnene Amrt des Bürgerdas im Selbstversumdms beider L|sten burger
Rechnung ohne Wirt
Diese Rechnung hatten die
Parteispitzen aber ohne den
ehemaligen Wirt Anzengruber gemacht. Der harte schon
in der Vergangenheit mehrfach gezeigt, dass er sich
nicht an Regieanweisungen
aus der Parteizentrale hält.
Seine Bekanntheit als
Pächter einer beliebten Innsbrucker Alm wusste er 2018
aks Polit-Quereinsteiger im
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derart zu nutzen, dass er von
Platz sieben gestarter zum
Vorzugsstimmenkaiser der
Stadtpartei wurde.
Als 2020 der Sessel des
ÖWVP-Vizebürgermeisters vakant wurde und eigentlich
Stadrparteiobmann Christoph
Appler für die Nachfolge vorgesehen war, zettelte Anzengruber erfolgreich eine Palastrevolte im Klub an und
stieg selbst in das Amt auf.
Machtspiele
Das will er auch jetzt nicht
aufgeben, nachdem er mit
einer eigenen Liste gegen seine Partei aufbegehrt. „Ich bin
demokratisch gewählt“, erklärte der 44-Jährige.
In der ohnehin chaotischen Innsbrucker Stradrpoli-
„Mit dieser Ankündigung
ist ihre Mirgliedschaft in
der Volkspartei kraft
Statut automatisch
erloschen“
Sebastian Kolland
nkwnrdesmdenkommen
wahl noch komplizierter:
Die ÖVP verliert mit Anzengruber ihren Sirz im Stadtsenat. Und auch der Klub ist
nun gespalten. Keine Premiere
im Gemeinderat. In den vergangenen Jahren sahen sich
FPO, SPO und Grüne mit Abtrünnigen konfrondtiert.
Anzengruber strebt nichts
Geringeres an, al Bürgermeister zu werden. Prozentziele für
seine noch namenlose Liste
wollte er sich am Donnerstag
nicht entlocken lassen. Aber
dass ein Antreten dem
ÖVP/FI-Bündnis schadet, darf
angenommen werden. Das hat
mit Neos und Liste Pritz ohnehin weitere Konkurrenz.
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