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Jahr: 2023

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- S.23

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Kronenzeitung

„Haiminger 5-Euro-Mieter klagen an“, Seite 28,

Die Mieter im Zwieselweg gehen auf

die Barrikaden, die NHT relativiert

war durchaus eine
E kleine Revolution

beim Thema
„Leistbares Wohnen“, die
so genannten „5S-Euro-
Wohnungen“, Erdacht
vom Land Tirol sollte für
sozial Schwache durch
einen möglichst günstigen
Bau von gemeinnützigen
Wohnungen die Quadratmetermiete bei rund fünf
Euro liegen. 2017 wurden
die ersten von der gemein-

klagt Christian Strasser,
„und das in einer unglaublichen Dimension. Die
Steigerung bei mir ist fast
50 Prozent, das hat mit Sozialwohnung nichts mehr
zu tun.“ Sahin Özdemir
spricht sogar von einer
Verdoppelung. Man hatte
bereits im Juni im Beisein
der Bürgermeisterin eine
Mieterversammlung abgehalten. „Der Sozialausschuss und ich haben an-

nützigen Wohnt

schaft Neue Heimat Tirol
(NHT, im Eigentum des
Landes Tirol und der Stadt
Innsbruck) in Schwaz realisiert, 2020 wurden 23
Mietwohnungen im Haiminger Zwieselweg übergeben — übrigens bis dato das
einzige derartige Projekt
im Tiroler Oberland.
Mieter kontaktiert Georg
Dornauer via Facebook
Dort rumort es allerdings
schon länger. „Die Miete
ist heuer bereits zum zweiten Mal erhöht worden“,

d mit der NHT
Kontakt aufgenommen,
wir konnten allerdings
nichts erreichen“, schildert
BM Michaela Ofner.

Auch Herr Strasser hat
Kontakt aufgenommen —
und zwar via Facebook mit
dem Wohnbaureferenten
des Landes, LHStv. Georg
Dornauer. Dieser leitete offenbar den „Fall Strasser“
an die NHT weiter und bekam prompt die finanziellen Details retour. Der
Schriftwechsel wurde der
„Krone“ von Strasser offengelegt. Demnach hätten

die 67 Quadratmeter bei Bezug vor drei Jahren 342,36
Euro „all inklusiv“ gekostet,
jetzt sei man bei einer Miethöhe von 495,67 Euro. Der
Bankkredit sei von anteilig
165 auf 271 Euro gestiegen,
Betriebskosten und Heizung
von 121 auf 145 Euro (Passivhaus) und der Parkplatz
von 30 auf 35 Euro. Bemerkung des NHT-Mitarbeiters
am Ende der Ausführungen:

29

„Eine Dreizimmerwohnung
unter 500 Euro dürfte wohl
leistbar sein, oder?“

„5-Euro-Wohnen“ wurde

zum „7,3-Euro-Wohnen“

Diese detaillierten Infos habe Strasser nicht bekommen: „Ich habe etwa zehn
Mal angerufen und bin immer abgeblockt worden.“
NHT-Geschäftsführer Markus Pollo kann das nicht

GF Pollo erinnert, die
Kirche im Dorf zu
lassen. Die Miete im
Haimin;

„sehr günstig“.

glauben: „Wir haben ein
Kundencenter. Die Anrufe
bekommen sogar ein Ticket
und es wird zurückgerufen.“
Pollo weiß um die Aufregung in der Mieterschaft generell, beschreibt aber eine
gewisse Machtlosigkeit:
„Rund 95 Prozent der Zahlungen der Mieter sind für
uns Durchlaufposten. Wir
wissen, dass Energie- und
Darlehenskosten enorm ge-

Seite 23 von 37

Fotos: Daum Hubert, Birbaumer Christof

stiegen sind. Wir mussten
mit den Akontovorschreibungen heuer reagi um

©

Die zwei Kostenfaktoren
Darlehen und Energie
zwangen uns, die
Akontierungen zu
erhöhen. Nur so können
wir hohe Nachzahlungen
bei den Betriebskosten
verhindern.

Markus Pollo, GF der Neuen Heimat Tirol

Bereich. „Die angebliche
Verdoppelung der Miete
von Herrn Özdemir stimmt
nicht“, so Pollo weiter, der
aufgrund des Datenschutzes
lediglich ein Referenzbeispiel einer Wohnung am

kann: „49-Quadratmeter-
Wohnung bei Bezug im November 2020 235, 1. Jänner
des Jahres 298 und heuer am
1. Juli 358 Euro. Die Miete
pro Quadratmeter ist also
von 5 auf 7,3 Euro brutto
warm gestiegen, seit Bezug
wohlgemerkt. Das gilt auch
bei Herrn Özdemir.“

Eine Neubauwohnung
komme auf eine Miete von
rund 12 €/m°. Die NHT habe beispielsweise die Ver-

hohe Nachzahl zu ver-

heuer nicht

meiden.“ Man müsse die
Kirche im Dorf lassen und
realisieren, dass dieses Wohnen immer noch „extrem
günstig“ ist. Und man müsse
mit absoluten Zahlen arbeiten. 100 Euro seien im 500-
Euro-Bereich prozentual das
Doppelte als im 1000-Euro-

erhöht. Und man habe historisch erstmalig 26 Mio.
Euro für mietdämpfende
Maßnahmen in die Hand genommen. „Sie können mir
glauben“, so Pollo abschlie-
Bend, „wir kämpfen Tag für
Tag um leistbares Wohnen
in Tirol.“ Hubert Daum