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Jahr: 2023
/ Ausgabe: 2023_11_23_Presse_OCR
- S.4
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Tiroler Tageszeitung
„Tratters 18 Wochen Urlaub sind nicht nachvollziehbar‘“, Seite 4
„Tratters 18 Wochen Urlaub
sind nicht nachvollziehbar“
Opposition fordert Rückzug als Neue-Heimat-Geschäftsführer. Für Verwaltungsexperten Bußjäger widerspricht Urlaubsanspruch jeglicher Logik.
Von Peter Nindier
Innsbruck — Dass ein Regierungsmitglied als außer
Dienst gestellter Landesbeamter während dieser Zeit
trotzdem noch Urlaubsansprüche erwerben kann, lässt
selbst Experten den Kopf
schütteln. Wie Peter Bußjäger. Er ist Leiter des Förderalismusinstituts sowie Verfassungs- und Verwaltungsjurist
an der Universität Innsbruck.
„Das widerspricht jeglicher
Logik und ist für mich nicht
nachvollziehbar.” Schließlich
könne ein Landesrat ebenfalls auf Urlaub gehen, fügt
Bußjäger hinzu.
Bekanntlich trat Ex-Landesrat Hannes Tratter (VP)
nach seiner Rückkehr in den
Landesdienst im Oktober
2022 sofort einen bezahlten
18-wöchigen Erholungsurlaub bis 7. März an. Auf Basis von Ansprüchen aus den
Jahren 2021, 2022 und 2023.
Im Gegensatz zur Personalabteilung des Landes sieht
der Landesrechnungshof dafür jedoch keine rechtliche
Grundlage und kritisiert außerdem die fehlende schriftliche Dokumentation über die
Genehmigung des Urlaubs.
Selbst das elektronische Zeiterfassungssystem blieb für
Tratter inaktiv gesetzt.
Aktiv war er jedoch als ÖVP-
Landtagsabg, ter, dafür
erhielt er ein weiteres Gehalt. Im Urlaub war allerdings
schon klar, dass Tratter Geschäftsführer der gemeinnützigen Baugesellschaft Neue
Heimat werden möchte. In
der Ausschreibung setzte er
sich durch, seit 1. Juli ist Tratter der Neuen Heimat zugewiesen. Denn er bleibt weiter
Beamter mit allen Pensionsprivilegien, die Neue Heimat
refundiert das Gehalt.
Der vorliegende Sonderbericht des Landesrechnungshofs führt jetzt zu Rücktrittsaufforderungen. Für
FPÖ-Chef Markus Abwerzger
müsse Tratter Konsequenzen
ziehen und als Geschäftsführer der Neuen Heimat zurücktreten. „Als Beamter des
Landes unberechtigt Urlaube
auf Kosten der Steuerzahler
Tratter wird ab Jänner Geschäftsführer
‚’ Tratters Privilegien
waren unrechtmä-
Big. Und Landeshauptmann Anton Mattle hat
ihn dabei gedeckt.“
Gebi Mair/Grune
(Klubobmann)
’ Wo bleibt der
Anstand, wo die
Moral. Dazu kommt
noch ein widerlicher
Postenschacher.“
Markus Abwerzger/FPÖ
(Parteicbifänn)
in Anspruch zu nehmen, geht
gar nicht.”
Tratter sei eine klassische
„ÖVP-Sonderbehandlung“,
jetzt werde versucht, diese
Vorgangsweise zu rechtfertigen, empärt sich Liste-Fritz-
Klubobmann Markus Sint.
„Das kann es nicht sein, das ist
eine Missachtung sämtlicher
politischer Anstandsregeln.
Tratter ist als Neue-Heimat-
Chef nicht tragbar.”
Sein grüner Kollege Gebi
Mair spricht davon, dass Landeshauptmann Anton Mattie
(VP) Tratters ungerechtfertigte Privilegien gedeckt habe. „Für dieses Vorgehen der
ÖVP, geduldet vom Koalitionspartner SPO unter Georg
Dornauer, muss es Konse-
der Newen Heimat, die Opposition speicht von Postemschacher, rr Dı Woer, Börm
‚ Die Causa Tratter
ist eine klassische
ÖVP-Sonderbehandlung.
Er ist als Neue-Heimat-
Chef nicht tragbar.“
Markus Sänt/Liste Fritz
{(Klubobmann)
’ Die Generalversammlung hat
sich einstimmig für
Johannes Tratter ent-
schieden.“
LR Mario Gerber/ÖVP
(Wirtschaftstandesrat)
quenzen geben“, will Mair
den Landeshauptmann im
Finanzkontrollausschuss zur
Rede stellen.
Fassungslos ist NEOS-
Klubobmann Dominik Oberhofer. „Wenn Tratter einen
Funken Anstand hätte, würde er nach diesem Bericht
des Landesrechnungshofs als
Geschäftsführer der
Neuen Heimat sofort
zurücktreten.”
Das wird wohl
nicht passieren.
Auch der zuständige Landesrat Mario
Gerber (ÖVP) sieht
keine Veranlassung
zum Handeln. „Die
Generalversammlung entschied auf
Grundlage der öffentlichen
Ausschreibungskriterien einstimmig, Johannes Tratter mit
der technischen Geschäftsführung zu betrauen. Dem ging
ein faktenorientiertes, transparentes Auswahlprozedere
voraus, bei dem Tratter überzeugte”, betont Gerber gegenüber der T7T. Die Entscheidung
der Generalversammlung sei
auf Empfehlung der Personalberatungsagentur und der
Hearingkommission erfolgt.
„Dementsprechend wird Johannes Tratter mit 2024 die
Geschäftsführeragenden offiziell übernehmen.”
Von März bis zu seinem
Wechsel in die Neue Heimat
Anfang Juli war Tratter übrigens kurzzeitig zu 80 Prozent
beim Tiroler Bodenfonds tätig.
Dort sollte er sich u.a. um die
neu gegründete Initiative „Sicheres Vermieten“ kümmern.
Kürzlich gab es dafür jedoch
einen Neustart unter Raumordnungsreferent
LHSitv. Josef Geisler.
Was sagen die
Tirolerinnen und
Tiroler zu den Urlaubsprivilegien des
ehemaligen ÖVP-
Landesrats? Die T7-
roler Tageszeitung
hat sich umgehört,
das Video finden sie
auf ff.com
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