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Tiroler Tageszeitung

TirolerseTageszeitung

„Wärme im Miteinander“, Seite25
7.12.2023

Wärme im Miteinander

In der Wärmestube Nikado in Innsbruck finden Obdachlose nicht nur Schutz vor
Kälte, sondern auch Gesellschaft. Das erleichtert ihnen im Winter den Alltag.

Von Leonie Schiessendoppler

Innsbruck — Seit über 20 Jahren schläft Alex auf Österreichs Straßen. In Innsbruck
verbringt er die Nächte unter
der Brücke, weil es dort ruhiger ist als in den Notschlafstellen. Ins Nikado in der
Matthias-Schmid-Straße
10 kommt er für das Essen,
die Gesellschaft und zum
Schachspielen.

50 Personen können sich
hier jeden Tag aufwärmen
und ihre Wäsche waschen.

Eine andere Besucherin ist
Danijela, die in ihrer Freizeit
kommt, um anderen Gehör
zu schenken. Sie kennt die
Situation der Menschen, die
im Nikado ihre Tage verbringen. Lange hat sie selbst solche Stellen gebraucht — damals gab es davon aber nur
sehr wenige. Vor zehn Jahren
sei sie von der Straße und der
Kriminalität weggekommen.
Geblieben sind die Kontakte zu denen, die diesen Absprung (noch) nicht geschafft
haben.

Im Hauptraum sitzen Männer und Frauen an den Tischen, spielen Schach oder
Tischfußball. Überall stehen
Pflanzen und es riecht nach
der Linsensuppe, die heute
angeboten wird. An der kleinen Bar gibt es außerdem
Tee, Kaffee, Toast und Beratung. Die Mitarbeiterinnen

und Mitarbeiter der Tiroler
Sozialen Dienste, die Nikado
betreiben, sprechen verschiedenste Sprachen, um mit allen Besuchenden kommunizieren zu können.

An der Wand hängt ein
Schild mit dem Wort „Res-

Für Alex (kleines Bild) macht die Anlaufstelle Nil£ado in Innsbruck das Leben leichter.

pekt“. Die Toleranz zwischen
den Besuchenden sei das,
was sie am meisten beeindrucke, meint eine Mitarbeiterin. Hier werde ein Füreinander gelebt. Es sei einfach
eine gute Anlaufstelle, um
stressfrei durchs Leben zu

Forır Schiezsendappler

gehen, findet Alex. „Nikado
macht’s einfacher“, erklärt
der 52-jährige.

Weiter hinten im Gebäude
findet man einen kleineren
Raum mit einer Couch, auf
der ein paar Menschen zusammensitzen. Manche re-

den, manche hören zu. Eine
alltägliche Situation ohne
großen Unterschied zu anderen Orten Innsbrucks, an
denen Menschen sich treffen. Im angrenzenden Raum
herrscht absolute Ruhe, die
Fenster sind abgedunkelt.
Eine Person schläft, eine andere rollt gerade ihren Schlafsack zusammen. Wenn die
Nacht besonders kalt war,
wird hier Schlaf nachgeholt.

Auch vor der Türe beim
Rauchen scheint der Grundsatz zu gelten: Gemeinsam ist
man weniger allein,

Die Wärmestube Nikado
hat ganzjährig von 11.00 bis
17.00 Uhr geöffnet. So bleiben
zwischen den Öffnungszeiten
der Notschlafstelle, die ebenfalls von den Tiroler Sozialen
Dienste betrieben wird, nur
wenige Stunden am Tag, die
Betroffene tatsächlich draußen verbringen müssen. In
der Nähe bietet die Teestube
zusätzlich Duschen an. Die
Community ist gut vernetzt
und alle wissen, wo sie im
Fall Hilfe bekommen können
— wenn sie diese wollen. Häufig geht es ihnen aber darum,
einen Ort zu haben, wo sie
sein dürfen, wie sie sind. Einen Ort wie Nikado. Deshalb
ist es auch erlaubt, leichten
Alkohol mitzubringen. Probleme damit hat es in den vier
Jahren, in denen es Nikado
gibt, nur selten gegeben.

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