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Jahr: 2023
/ Ausgabe: 2023_12_10_Presse_OCR
- S.4
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Gesamter Text dieser Seite:
Tiroler Tageszeitung
„Für den Glauben geopfert“, Seite 12
Landespollzaidirektion
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Arnold Wallnöfer wurde eingezogen, da er sich
gegen das NS-Verbot von Prozessionen aussprach.
Kriminalisten übergaben den Akt nun seinem Sohn.
Von Alexandra Plank
Innsbruck —- Im Februar
dieses Jahres erhielt ein
83-jähriger Innsbrucker
einen Anruf von der Kriminalpolizei. „Mich hätte es fast auf den Hintern
gesetzt, ich hatte noch
nie mit Ermittlern zu
tun“, erzählt Karlheinz
Wallnöfer. Die Beamten
erklärten ihm, dass sie
im Zuge der Aufarbeitung
des Archivs im Keller der
Bundespolizeidirektion
auf die Akte von Arnold
Wallnöfer, seinem Vater,
gestoßen seien.
Die Ermittlungsergebnisse wurden 1946, ein
Jahr nach Kriegsende,
abgelegt. Der Tatbestand
lautete Denunziation.
Einem Kollegen von Arnold Wallnöfer wurde
vorgeworfen, den Gartenarchitekten der Stadt
Innsbruck ans Messer geliefert zu haben.
Wallnöfer war sehr religiös. Als er im Büro erfuhr, dass die Nazis die
Landesprozession verboten hatten, wurde er
zornig und schimpfte
lauthals. Er konnte nicht
ahnen, dass ein Hilfsgärtner, der das hörte, mit
Gauleiter Franz Hofer befreundet war. Der Hilfsgärtner verriet Wallnöfer
beim Gauleiter: „Hofer
wollte meinen Vater zuerst ins Konzentrationslager schicken“, erzählt
der Sohn. Der Denunziant riet dem Gauleiter ab,
da das im „katholischen
Land Tirol sicher für sehr
viel Aufregung in der Bevölkerung sorgen würde“.
Hofer entschied sich
dafür, Arnold Wallnöfer
einzuberufen. „Ihm war
klar, dass mein schwer-
kranker Vater an der Front
nicht überleben würde“,
erzählt der 83-Jährige.
Arnold Wallnöfer wurde
von der Stadt Innsbruck
, Ich bin dankbar, dass mir
die Kriminalisten
den Akt gegeben
haben, der das Bild
vervollständigt hat.“
Karlheinz Wallnöfer
(Sohn)
fristlos entlassen, bekam keinen Lohn mehr
und erhielt eine negative Dienstbeschreibung
mit auf den Weg. An der
Front in Frankreich wurde er mehrmals versetzt
und musste als Fernsprecher auch Schützengräben ausheben. Am
Pfingstmontag 1944 sank
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er in seiner Dienststelle
in Chartres tot zusammen. Er starb an Angina
Pectoris (Herzenge). Am
Pfingstsonntag war er
noch beim Gottesdienst
in der Kathedrale und
schilderte dem Sohn in
einem letzten Brief, wie
festlich diese Feierstunde gewesen war. Arnold
Wallnöfer wurde nur 42
Jahre alt. „Ich bin den Kriminalisten sehr dankbar,
dass sie mir den Akt übergeben haben, der das Bild
vervollständigt hat“, sagt
Karlheinz Wallnöfer.
Als Arnold Wallnöfer
starb, war sein Sohn gerade einmal vier Jahre alt:
„Meine Mutter hat mir oft
erzählt, dass mein Vater,
obwohl er nur eine Niere
und ein schweres Blasenleiden hatte, eingezogen
wurde.“ Arnold Wallnöfer
schrieb viele Briefe von
der Front: „Er hat nie geschildert, wie schlecht es
ihm geht. Er wusste, dass
Innsbruck bombardiert
wird und wollte meine
Mutter nicht noch mehr
)
beunruhigen“, sagt der
83-Jährige. Er hat den
Briefwechsel säuberlich
in Klarsichtfolien mit der
Akte in einer Mappe abgelegt. Es sind auch Postkarten dabei, auf denen
er dem Papa geschrieben
hat: „Meine Mutter hat
meine Hand beim Schreiben geführt, damit er von
mir eine Nachricht bekommt“, sagt Wallnöfer
berührt.
Am eindrücklichsten
erinnere er sich an Weihnachten 1943. Damals
durfte der Vater heim —
für drei Stunden: „Er hat
mich auf den Arm genommen und zur Mutter
gesagt: Schau auf den Buben.“ Sein liebevolles Andenken an den Vater sei
seiner Mutter am wichtigsten gewesen: „Obwohl
ich ihn nur kurz kennen
durfte, fühle ich mich ihm
sehr verbunden“, sagt er.
In einer Broschüre der
Diözese Innsbruck wird
Arnold Wallnöfer als Märtyrer der katholischen
Kirche gewürdigt.