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Jahr: 2023
/ Ausgabe: 2023_12_15_Presse_OCR
- S.13
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Gesamter Text dieser Seite:
Kronenzeitung
„Härtefallfonds. Mutter mit Baby von Straße geholt‘“, Seite 18, 19
15.12.2023
TIROL
THEMA
DES TAGES
DARUM MACHEN WIR ES ZUM THEMA
Auch in Tirol gibt es wohnungslose Frauen und Kinder.
Beim Verein lilawohnt melden sich jährlich rund 300
Frauen. Die Stadt Innsbruck reagiert auf das Problem
und hat nun einen Härtefallfonds eingerichtet.
rlrn tuNg at
HÄRTEFALLFONDS
Mutter mit Baby von
Straße geholt
Für wohnungslose Fraucn
bzw. jedes Elternteil mit
Kind in Innsbruck wurde ein ohne fixes Zuhause: Julia Schratz ist Geschäftsführerin
Härtefallfonds in der Höhe - - vom Verein lilawohnt. Sie und ihr
von 20.000 Euro eingerich- Julia Schratz erklärt, I::"“":":*::f ilw: m‘:::"‘
tet. Die Idee dahinter ist, den RET n F uen bei hnungs-
Mitarbeiterinnen von lila- wie sich die Situation Arbeitssuche.
wohnt eine Verschnaufpau- WE
se zu geben. Das Wohnang;:- in Tirol darstellt.
bot von lilawohnt ist schr be-
grenzt und mit Warteliste — jerdosen, Bahnhof,
für den Akutfall also keine Betteln — diese kli-
Option. Was macht man, schechaften Bilder
wenn eine Mutter mit ihrem
vier Monate alten Baby bei
Wind und Wetter auf der
Straße steht und nicht weiß,
wohin? Die Mitarbeiterinnen von lilawohnt machen
sich daran, irgendwo cine
UÜbernachtungsmöglichkeit
aufzutreiben und das bedeutet: telefonieren. telefonieren, telefonieren. Der Härtefallfonds verschafft so ctwas
Nicht auf der Straße,
Frauen und Kinder
können cinen in den Sinn
kommen, wenn man an
Obdachlosigkeit denkt.
Und: Es sind meistens
Männer. Gibt es denn keinc wohnungslosen Frauen
und Kinder? Doch, die
gibt es — nur ist die Wohnungslosigkeit von Frauen und Kindern meist
„versteckt”. Die Geschäftsführerin von „lila-
mehr Zeit, wie im Fall der wohnt“, Julia Schratz,
Mutter mit dem vier Monate kann Genaueres erklären.
alten Kind. Sie konnte mit-
hilfe des Fonds kurzfristig Toxische Beziehung }
im Boarding House unterge- gegen Schlafplatz %
bracht werden — bis die Mit- „Bei Frauen zeigt sich 3
arbeiterinnen schließlich Wohnungslosigkeit ganz £
einen Platz in einem Kloster
finden konnten. „Klar ist:
Jede Frau, die den Härtefall-
anders”“, sagt Schratz. Sie
fallen weniger in die
Gruppe der „rough slee-
knüpft ist.” So haben sie
|
mens großen Dunkelziffer
fonds in Anspruch nchmen r“ (deutsch: „rauc immer wicder ein Dach ausgegangen!
muss, ist eine zu viel. Gerade Schläfer“). also der Ob- über dem Kopf, irgendwo, An einer Adresse bzw.
bei Frauen findet die Woh- dachlosen, die tatsächlich irgendwie, doch oft kein si- einem Hauptwohnsitz
nungslosigkeit oftmals ver- ohne Dach über dem Kopf cheres und kein dauerhaf- hängt viel: „Wenn ich
steckt statt. Mit dem necu geschaffenen Härtefallfonds
ist cin erster, kleiner Schritt
auf der kommunalen Ebene
clungen — weitere auf dem
Veg zu einem selbstbestimmten und gewaltfreien
Leben für alle Frauen in
Innsbruck müssen folgen“,
betont GR Janine Bex (Grüne), die den Antrag auf den
Härtefallfonds initiiert und
mit ALI und Neos im Innsbrucker Gemeinderat eingebracht hat. nais
auf der Straße schlafen.
Es gibt sie auch, die
„Tough sieeperinnen“, die
mit dem Zeilt am Campingplatz schlafen, doch
meist suchen sie woanders
Unterschlupf: „Ganz viele
sind in ungünstigen Bezichungskonstellationen.
Sci es das Kinderzimmer
der Nichte zu okkupieren
oder in einer toxischen
Bezichung zu bleiben,
weil der Wohnplatz ganz
oft an Bezicehung ge-
tes. Das zeigt sich auch daran, wenn Frauen als ihren
Hauptwohnsitz und somit
auch als Postadresse den
Verein „lilawohnt“ in der
Innsbrucker Adamgasse
angeben. „Das sind teilweise auch Kinder, die gehen
ganz regulär in eine Schule,
aber haben die Adresse hier
bei uns gemeldet. Es sind
an die 300 Frauen und 100
Kinder im Jahr“., gibt
Schratz Auskunft. l)ocfi cs
wird leider von einer im-
arbeiten will, brauche ich
eine Adresse. Wenn ich ein
Bankkonto möchte. brauche ich eine Adresse. Eine
Adresse hat eine große Bedeutung.“ Eine Anschrift
zu haben ist wichtig, doch
noch viel wichtiger ist cs,
eine Wohnung zu haben.
Allcs andere ist zweitrangig: „Doch auch die Schule, der Sprengel, Orte —
selbst die Nahrung, wenn
ich ctwas Gescheites kochen will, brauch ich eine
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