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Jahr: 2025
/ Ausgabe: 2025_04_14_Presse_OCR
- S.5
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Tiroler Tageszeitung
„Druck auf Mietmarkt hoch wie nie“, Seite 17
Druck auf Mietmarkt hoch wie nie
Vor allem in Innsbruck herrscht eine Knappheit an Mietwohnungen wie nie zuvor. Die Nachfrage
ist so groß, dass Makler ihre Inserate nach einem Tag von den Plattformen nehmen müssen.
Von Brigitte Warenski
Innsbruck — Die Situation
am Wohnungsmarkt ist vor
allem in Innsbruck und den
Umlandgemeinden trist wie
nie zuvor. Die Möglichkeit
eines Wohnungskaufs ist für
viele in weite Ferne gerückt,
nicht nur wegen der geforderten Eigenmittelquote bei
Krediten von 20 Prozent. Wer
einen Blick auf die Immobilienportale wirft, weiß, dass
auch mit jahrelanger Arbeit
ein Kauf fast unerschwinglich
ist. Preise von z.B. 527.000
Euro für eine Zwei-Zimmer-
Wohnung in der Höttinger Au
oder von 1,5 Millionen Euro
für eine 4-Zimmer-Wohnung
in Saggen sprechen Bände.
P E
‚ Der Druck auf den
Mietmarkt wird bei
steigender Nachfrage
nicht kleiner, sondern
sogar größer werden.“
Arno Wimmer
(Berufsgruppensprecher)
Weil zudem nicht jeder
die Voraussetzungen für eine der Sozialwohnungen erfüllt, „müssen die Menschen
auf Mietwohnungen am freien Markt ausweichen. Das
hat zu einer Verknappung
und damit einhergehend zu
Preissteigerungen geführt“,
erklärt der Berufsgruppensprecher der Immobilienmakler, Arno Wimmer. Das
zeigen auch die Zahlen: Auf
den zwei am meisten frequentierten Portalen für die
Wohnungssuche sind nur 50
bzw. 248 Mietwohnungen in
Innsbruck (Stand Freitag) als
verfügbare Objekte gemeldet. „Es waren noch nie so
wenige Mietwohnungen am
freien Markt wie jetzt und
das ist nicht nur ein Problem von Innsbruck oder Tirol, sondern von ganz Österreich“, sagt Wimmer.
Wie groß die Nachfrage
ist, erfahren Maklerkollegen
im täglichen Geschäft. „Wir
haben so viele Anfragen gerade bei kleineren Mietwohnungen, dass wir die Inserate
einen Tag nachdem wir sie
online gestellt haben, wieder
rausnehmen müssen“, so Andreas Kössler (Immo Kössler).
Den Sturm auf die Wohnungen bestätigt auch Harald
Knoll (Knoll Immobilien).
„Bei einem jüngsten Projekt
in Wilten waren die 12 Mietwohnungen innerhalb einer
Woche vergeben. Wir hätten
jede von ihnen sogar dreimal
vermieten können.“
Zwei Zimmer für 1348 Euro
Wer Glück hat und eine Mietwohnung ergattert, muss tief
in die Tasche greifen. Für eine Garconniere sind in Innsbruck 900 Euro inklusive Betriebskosten keine Seltenheit.
Dass man für eine 2-Zimmer-Wohnung mit 1100 bis
1300 Euro (inklusive oder
exklusive Betriebskosten) zu
rechnen hat, ist inzwischen
normal. Sogar Mietpreise
von 1348 Euro plus 227 Euro Betriebskosten können
Interessierte nicht mehr abschrecken. Noch ist es nicht
so wie in München, wo aufgrund des ausgedünnten
Mietmarktes schon seit Langem nur noch Massenbesichtigungen angeboten werden,
aber der Druck auf die Mieter
hat sich auch hier verschärft.
„Die Makler verlangen heute
in der Regel eine Selbstauskunft oder den Lohnzettel
eines Interessenten“, weiß
Wimmer. Für die Zukunft
sieht der Berufsgruppensprecher keine rosigen Zeiten. „Obwohl die KIM-Regeln
(Kreditvergaberichtlinien)
auslaufen, sollen strenge Ver-
g In bei der Eig
‚ Bei der Hotellerie
sind hohe Gebäude
in Innsbruck nie ein Pro-
blem, bei Wohnungen
schon. “
Harald Knoll
(Immobilienmakler)
telquote bleiben. Damit wird
der Druck auf den Mietmarkt
bei steigender Nachfrage
nicht kleiner, sondern noch
größer werden.“
Zu wenig verdichtet gebaut
Grund für die steigende
Nachfrage sind auch die Veränderungen in der Gesellschaft. „Es gibt immer mehr
Singlehaushalte, die mehr
kleinere Einheiten brauchen.“ In Innsbruck gesellt
sich dazu die wachsende
Zahl der Studierenden. „Das
alles wiegt die demographi-
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v
Noch gibt es keine Münchner Verhältnisse für Wohnungsinteressenten: In der bayerischen Landeshauptstadt sind Massenbesichtigungen längst die
Regel. Aber auch in Innsbruck steigt der Druck auf Wohnungsbewerber, vielfach wird ein Einkommensnachweis verlangt.
sche Entwicklung bei Weitem auf“, so Wimmer.
Dass der „Wahnsinn weitergehen wird“, liegt laut
Knoll nicht nur an der
schlechten Wirtschaftslage,
sondern vor allem an der
‚ Es gibt immer mehr
Singlehaushalte
und dazu kommt noch
die steigende Zahl der
Studenten.“
Arno Wimmer
(Berufsgruppensprecher)
Symaotioto: Spmger
Politik. „Im Moment sind
nicht nur die Bauträger zurückhaltend, es wurde in den
letzten Jahren einfach viel zu
wenig verdichtet gebaut. Bei
der Hotellerie sind hohe Gebäude in Innsbruck nie ein
Problem, bei Wohnungen
schon.“ Zudem könnte man
laut Knoll „längst die Rossau
von einem Gewerbegebiet in
ein Mischgebiet umwidmen.
Und man hätte auf dem riesigen neuen Polizeizentrum
mitten im besten Wohngebiet Wohnungen draufbauen
können.“