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Jahr: 2024
/ Ausgabe: 2024_01_4_Presse_OCR
- S.16
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Gesamter Text dieser Seite:
6020 Stadtmagazin
„Eine andere Welt“, Seite 18-21
AL
‚IN
in kleiner Schub
Das Haus in der Schöpfstraße 9 bot türkischen
politischen Flüchtlingen in den 1980ern Obdach -
seither hat es sich zu einem Ort der Begegnung
entwickelt - für alle, die nach wie vor an die
Möglichkeit einer anderen Welt glauben,
K
„Für Tiroler
Verhältnisse ist
es ein besetztes
Haus.“
MARCO FREI
Anliegen seiner etwa einer meinte, sie müsse sich um
2.000 Mitglieder ein, sandern die Kinder kümmern, während
forderte damals bereits das der andere sagte, sie dürfe nicht
aktive und passive Wahlrecht z solchen Veranstaltungen",
für Ausländer:innen - eine erzählt die selbstbewusste Ver
Forderung, die bis heute nicht einsobfrau.
erfüllt ist. Aus diesem Bund Mit Lilith habe sie sich dem
haben sich in der Folge viele Kampf gegen pdfl1il."ha"lll. Strukandere Initiati ickel In migrandie Spuren in der Stadt hinter l.nhcn (xul!iohaftm gebe cs
lassen h: 7 ’h viel zu viel, weil dort
-‘i("]l."rurß Wurte und Verhal
GEGEN ä h
F
ter, Schwarze 1ose, rosa Shirt,
Waumpe, Bart und lange Haare
— diese hächstens auf Kra-
wall gebürstet: Als die Tiroler
Landesregierung mitten in der
Pandemic entschieden hatte,
Musikka; n ü
schlug eine seiner rebellischen
Stunden: „Wir fanden das natür-
Tich super”, sagt Marco slightly
iromisch, „wir erlaubten uns
aber anzumerken, dass Heavy-
Me1all-, Jazz- und Wip-Map
Bands sich den gleichen Suppnn verdienen würden — na
wir waren damit erfulgrei
Die Schöpfstraße 9 ist seicher
Sitz des Krawallmusik Vorvins,
der nach Ungerechtigkeiten in
der Kulturszene Ausschau hälr
und dagegen ankämpft.
Mit seinem anderen Verein
Melanzali bringt er Filme und
Theaterproduktionen nach
Virnl, die seichte Gemüter als
mu heftig bezeichnen würden.
„Es geht uns darum, Grenzen
Jeicht zu überschreiten und zuw
zeigen, dass man zum Beispiel
l .nr5 von Trier-Filme hierzu
DENKEN.
„Manchmal müssen wir Basisarleisten”, erklärt Nafiye Dag,
„einige I’rauen sagen uns zum
Beispiel, dass Gewalt bei ihnen
ü r kein Thema sei.”“
sche. Diesen würden Mitglieder
von Lilith und vorm Demokratischen Migrantenverein ablehnen, Mehmelt Ali Tohumcu,
Obmann des Demokratischen
Migrantenvereins, a us (19m Lilith he ‚gangen ist, erklärt
das s oder un tere Varfahrun, kormmen aus Gegenden, die
Manche Frauen dürfien -
Teil nicht ohıne Erlaubris vinen
Kaffee trinken oder spazieren
gehen.
Erst kürzlich hätten sie einen
zu de
Männer, drei davon ahne Frauun, „Ich fragte sie, wu die Frauen
geblieben sind, und musste mit
zwei der Männer streiten, weil
sind, und nicht wenige mussten
gerade des;
Wir sehen es als unsere Aum:he‚
gegen genau dieses fası c
Denken zu kämpten. Ganz egal,
‚wo wir uns gerade befinden und
wo wir leben.!
AUF KRAWALL GEBÜRSTET.
Kinen Stnck höher sitzt Marcn
Frei, trinkt Kaffoo und sicht
80 aus, als hätre auch er was
gegen Caschistoide Denkmus-
kann, wenn man
möächte”, erzählt Frei,
In die Schöpfstraße 9
habe es ihn über mehrere
Freund:innen und Bekannte
ser und die Tür
geht auf, Esist
dunkel im Gang.
Und es sieht
aus, als würde
satz TäNlt fast gar nicht auf, Der
Ausgang zum Innenhof ist versperrt: „Das hat die Baupolizei
geschlussun“, vrzählt Charles
Guenec, „das muss wohl renoviert werden.“ Charles ist der
Besitzer des Hauses. Immer
wieder traten in der Vergangen-
heit Kaufinteressent:innen an
ihn heran und wollten ihm ein
Angehot für das günstig gelegene Haus in Wilten machen.
Interessiert habe ihn das aber
m/. wi xrk]
Küste von
Dante Alighieri am Treppenab-
mictet. Der wurde i im ersten.
wusste, wohin sie verschwunden waren,“ Und sie ließen ihn
auf den Kosten sitzen. Eine
Zeit lang gab es hier auch ein
Restaurant. Das !ief auch nicht
gut. Jerzt giht es keine Prob-
Teme - und Gu&nec kann sich
was
auf das konzentriere:
ihm Spaß macht: sei
der Schöpfstraße 9 unl„lhhgc
Vereine -und
und er versteht sich gut mit
ihnen. Das reicht ih:
Selbst v n‚.imllu.h ist das
nämlich nicht: Es hatte sich
hier asuch mal ein Club einge-
„Gewalt
fängt oftmals
vermeintlich
harmloser an.‘
NAFIYE DAG
kämpfen für eine andere Welt,
DIE WELT ERREICHT
INNSBI
Alles begann mit einem Putsch.
e unruhigen Zeiten in der
Türkei Ende der 1970er-Jahre
gipfelten in einer Machtüber-
Regierung wurde untmachtet,
auch Gewerkschaften, Stiftungen und uvmv. \llll{“n
aufgelöst und dere:
‚vor Gericht ge«nellf Wer sich
ein Leben in einer Militärjunta
nicht vorstellen kannte, musste
sich einen ncuen Ort zum Leben
suchen - und so erreichte das
Weltgeschehen auch Inı m"hrm.k
und die Schöpfs:
In den ersten 9"nnk des Wil-
Aoner Hauses zug 1982 der Bund
‚er Arbeiter ein. Durch
und dulh politisch setzte sich
dieser nicht nur für alltägliche
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Lcke vorset,
verschlagen, die meinten, dass
dort spannende Sachen enl
stehen würden. „Hier bespremachen wir
"ssch
bereiten wir vor Demos alles
wor, Für Tirler Verhältnisse ist
es ein besetzres Haus”, sagt Frei
schmunzelnd. Kenavierungen
werden vor dm Mitgliedem der
Vereine getätigt. Dass diese im
Dachgeschuß vine
und ein Kino eingerichter haben,
findet der Filmfan natürlich
super. Und nicht nur er.
EINE SPUR IN DER STADT.
Berna Karayilan ist Sprecherin
von Evrensel, dem Verein, der
den Bund Türkischer Arbeiter
beerhen durfte, „Fs war lange
Zeit der einzige Ort und Verein,
wo türkische Kulturarheit in
Erstsprache guleistet wurde“,
erzählt Berna, die 80 zum Theater gefunden hat, „Hier lornte
man, lagerfeuertaı gi.ch Gmm
m spielen, zu
und das Haus habe sich seit ih
Ter Kindheit zu einer Plattform
gewandelt und sei üher seine
Rolle als einfacher Sitz von
Migrantenvereinen hinausgewachsen.
„Hier sind die Bilderberg-
Prnteste arganisiert worden und
viele andere Demonstrationen,
die in der Stadt viel Beachtung
bekamen?, erzähl! Onay, „Aber
auch die Versammlung, bei der
entschieden wurde, dass Wa
cker Innsbruck wieder seinen
traditionsträchtigen Namen
tragen soll, hat hier stattgefün
den. Fußballprofis, Funktionäre
und Farıs saßen damals in der
Schöpfstraße 9.“
Kaum zu glauben, wenn
man bedenke, dass alles mit
einem Migrantenverein begonnen hat,
DIE MÖGLICHKEIT
EINER WELT.
Diese argnngenleu verpfhch
te, mein Karayiları,
Und die 5:höpislrlßa 9
stünde heule als Denkmal l"ur
„alle, die gegen
rung und Bevormundung um1
für ein Miteinander und das
CGemeinsame" kämpfen, Die
Tür stehe offen „r aNe, die
ausgeschlossen und marginalisiert werden - allein deswegen
können wir nicht unpolitisch
sein“, erklärr Karayilan.
Der Kampf lohne sich auf
jeden Fall. Dass die Schöpfstraße 9 der beste Boweis dafür
sei, zeige, wu dnn inden
allez
‚en, zu tanzen und Fußball zu spielen”, ennnerr snch
Mesul Onay, G
entstanden ist, „Die politischen
Dissident:innen, die damals in
PEF
Vorsitzender der Alternmven
Liste Innsbruck, die ihren
Sitz selbstverständlich in der
Schöpfstraße 9 hat, Berna und
er seien hier gruß geworden
die BUZOR|
sind, hatten nicht viel mehr
als die Überzeugung, da< eine
andere Welt möglich ist", sagt
Karayilan. „Und es ist 4n: Eine
andere Welt ist möglich,“ =
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Helfende Nände
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Fin ungewöhnticher Mausbesitzer
Charles Gußrer Ist auf Spakalantinnen
micht gut zu sprachen — er hat lobar
Ine Ruhe und MuBa, um sich auf seine
Uhöra zu konzerzrieren.
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