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Tiroler Tageszeitung

„Tirols größte Sport-Baustelle“, Seite 27

N 7

i ü

Eine Kurve mehr, eine um 134 Meter längere Bahn: Die Adaption des Igler Eiskanals war aus sportlicher Sicht unumgänglich, für Viererbobs war der Bremsweg längst zu kurz.

Tirols größte Sport-Baustelle

Dem Igler Eiskanal, Tirols größter Sport-Baustelle, wird ein Facelifting verpasst. Betreiber, Nachbarn und
andere Sportfraktionen über Zeitdruck, Bedeutung und Lobbyismus bei einem 30-Millionen-Euro-Projekt.

Von Florian Madi

Innsbruck - Mittagspause an
der Bobbahn Igls. Rechts ruht
die Patscherkofelbahn, links
gilt dasselbe für Bagger und
Kran. Auch auf Tirols größter und mit 30 Millionen Euro teuerster Sport-Baustelle
muss zwischenzeitlich Ruhe
einkehren.

„Wir sind im Zeitplan“,
meint Bahnchef Reinhard
Poller, der das Race Office zu
einem Behelfsbüro umfunktionierte. Die Bahn-Übergabe erfolgt Ende Oktober, als
erster Betriebstag wurde der
3. November fixiert. Dann
sollte alles - nach einer gewissen Zeit - wie geschmiert laufen. „Zeitnehmung, Abläufe —
das muss sich einspielen.“

Es muss schnell gehen,
denn von den vier Monaten Betriebszeit sind acht
bis neun Wochen bereits mit
Events ausgebucht. 23.000
Fahrten registrierte man im
Winter 2023/24, daneben 800
Gästebobfahrten. Dieselben

Hier soll das Ziel stehen. Die tiefste
Meter höher als die der alten.

Argumente verwendete auch
das Dolomiten-Juwel Cortina
bezüglich seiner neuen Olympia-Bahn für 2026.

Der Umbau war unumgänglich. Schließlich sind die
alten Bobs von Olympia 1964
nicht mehr mit den neuen
vergleichbar, es brauchte einen geeigneten Bremsweg.
Die Bahn wurde um 134 Meter länger (jetzt 1385 m), als
Höchstgeschwindigkeit berechnete der deutsche Planungs-Experte Uwe Deyle 125
km/h (Viererbob).

Ob es die Bahn um 30 Millionen Euro wirklich braucht?
Rodelpräsident Markus Prock
verwies in der Vergangenheit
auf das Alleinstellungsmerkmal in Österreich, auf die Rolle als Garant für Olympia-Medaillen. 17 Eiskanäle gebe es
weltweit, auf den Erdball und
alle Altersklassen verteilt rund
7000 aktive Rodler und kaum
noch Bob- und Skel fah

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, Es wird überall

gespart. Wir sind
wohl eine der wenigen
Großbaustellen, wo das
Budget hält.“

Reinhard Poller
(Bahnchef Igis)

ton 1600 Mitglieder, Rodeln
15.941) ...

„Von der Igler Bahn lebt
die ganze Region“, meint der
Lanser Gastronom Gerhard
Jennewein („Der Walzl“). Bis
zu 6000 seiner 40.000 Nächti im Jahr stünden

rer. Das relativiert jedenfalls
die Zahlen einer österreichischen Statistik (Bob/Skele-

Foto. Springer

mit dem Eiskanal im Zusammenhang, die Klientel aus der
Schweiz, aus Italien, Großbri-

Foto: Springer

Wir brauchen Hallen! Was Igls an-

belangt: Da spielt wohl
auch der touristische
Hintergedanke mit.“

Thomas Lintner
(Sportchef Handball Tirol)

„ Von der Bobbahn
lebt die Region. Bis
zu 6000 unserer 40.000
Nächtigungen gehen auf
den Eiskanal zurück.“

Gerhard Jennewein
(Gasthof „Der Walz!*/Lans)

tannien, Korea, Kanada oder
den USA sei eine durchaus
zahlungskräftige. „Vor allem
in der Zwischensaison hat das
einen enormen Stellenwert.“
30 Millionen Euro — auf
diese Summe wurde zuletzt
einmal der Bau einer neuen
Schwimmhalle taxiert. Einer
dringend benötigten, wie Tirols Verbandspräsident Mar-

’ Wir brauchen
Wasserflächen,
wollen uns aber nicht
mit anderen vergleichen.
Die haben mehr Lobby.“

Markus Senfter
(Präs. Tiroler Schwimmverband)

Seite 5 von 6

kus Senfter meint. Neid wolle
er mit Blick auf Igls aber keinen aufkommen lassen: „Wir
vergleichen uns nicht mit anderen, aber die Lobby ist dort
wohl eine stärkere.“ Das ändere nichts daran, dass man
Schwimm- und keine Spaßbäder brauche. „Es sagen
ja alle, dass Schwimmen so
wichtig ist.“

Auch eine Ballsporthalle braucht es in Tirol. Thomas Lintner, Sportchef der
Schwazer Handballer, anerkennt allerdings die finanziellen Realitäten: „Nirgendwo
ist Geld da.“ In Sachen Sport-
Infrastruktur sei viel verschlafen worden, wofür die aktuell
handelnden Personen wenig
könnten. Und die Igler Eisbahn? „Da spielte sicher auch
der touristische Hintergedanke, nicht nur der sportliche eine Rolle.“

Neutral blickt Julian Pernsteiner, Verwalter des Tiroler
Pfadfinderzentrums Igls und
Nachbar innerhalb des Eisrings, auf die Großbaustelle.

Schon vor den ersten Olympischen Winterspielen 1964 gab
es den Verein hier, demnächst
feiert man das 111-Jahr-Jubiläum. „Natürlich komme es
manchmal zu Einschränkungen, aber das Einvernehmen
ist ein gutes.“ Bei der Rodel-
WM 2027 stellen die Eissportler sogar ein Festzelt auf dem
Pfadfinder-Areal auf.

Sie ergänzen sich ja ganz
gut, die beiden Nachbarn:
Während im Winter die Kufensportler an der Reihe sind,
kommen die Pfadfinder auf
bis zu 500 Nächtigungen an
Sommertagen. „Wir finanzieren uns, indem wir vermieten“, erklärt Julian Pernsteiner,

In Igls endet die Mittagspause, Bahnchef Reinhard
Poller muss zum nächsten
Termin. Viel wurde geredet,
viel vor allem über die 30
Millionen Euro Baukosten.
Dem Zillertaler ist dabei eines
wichtig: „Wir sind wohl eine
der wenigen Großbaustellen,
wo das Budget hält.“

Kein Geld für Extras, Das Budget des Igler Eiskanals ist in Stein gemeißelt,

Spielraum bleibt keiner.

Foto. Spfinger