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Jahr: 2024
/ Ausgabe: 2024_02_13_Presse_OCR
- S.7
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Tiroler Tageszeitung
„Hochhaus-Aufstockung würde alte Bausünde verstärken“, Leserbrief,
Seite 7
Hochhaus-Aufstockung würde
alte Bausünde verstärken
Thema: „Neues Gesicht für Casino und Hotelkomplex*“, 7T,
ET
n den meisten europäi-
schen Städten haben ihre
historischen Altstädte oder
auch Teile ihrer Innenstädte
— mit ihren baulichen Wahrzeichen, Straßenräumen und
Plätzen sowie den stadtbildprägenden Ansichten und
Blickbeziehungen - einen sehr
hohen immateriellen Wert.
Als Ergebnis der im Laufe der
Jahrhunderte getätigten baulichen Aktivitäten kulturbeflissener Bürger und Regenten
bestimmen sie wesentlich die
jeweilige Stadtidentität. Sie
sind daher Gegenstand von
erhaltenden Maßnahmen der
Denkmalpflege.
In Innsbruck betrifft dies in
besonderer Weise die Altstadt
sowie das städtebauliche Juwel der Innenstadt, die Maria-
Theresien-Straße. Immerhin
hat die „Innsbrucker Prachtstraße“ mehrere charakteristische Attribute der unverwechselbaren Stadtraumidentität:
so z. B. im südlichen Abschluss
des Straßenraumes durch die
Triumphpforte mit der in der
Sichtachse dahinter liegenden
Serles. Aus der Altstadt in den
beeindruckenden Straßenraum der nördlichen Maria-
Theresien-Straße kommend,
Das Hochhaus zählt keinesfalls als
sind die Annasäule sowie das
barocke Landhaus besondere
Blickpunkte. Allerdings wird
die eindrucksvolle räumliche
Wirkung durch die im Hintergrund wahrnehmbaren oberen Geschoße des Hotelhochhauses gestört.
Im Vorfeld der Errichtung
dieses Hotelhochhauses neben der Triumphpforte (vor
den Olympischen Spielen
1976 ) wurde - dem Vernehmen nach - leider übersehen, dass durch den „Knick“
der Maria-Theresien-Straße
im Bereich des Alten Landhauses dieser Neubau sichtbar sein wird. Seither ist er
als „Fremdkörper“ Teil des
Erscheinungsbildes der Innsbrucker Prachtstraße. Wie mir
berichtet wurde, hat dieser
Eklat damals heftige Reaktionen in der Öffentlichkeit aus-
Prachtbau in Innsbruck.
Fotn: Falk
gelöst. Deshalb wurde in den
darauffolgenden Jahrzehnten
die Frage eines Rückbaus, d. h.
die Abtragung einiger Geschoße des Hotelhochhauses, wiederholt thematisiert, aber nie
realisiert.
Jetzt soll sogar das Gegenteil erfolgen: eine Aufstockung
des Hotels. Mit einem „neuen
Gesicht für Casino und Hotelkomplex“... Mit Verlaub, es
kann doch nicht sein, dass —-
vor lauter Euphorie über ein
Sanierungs- und Neubauvorhaben im Bereich Triumphpforte — jetzt ein zweites Mal,
und diesmal sogar die stärkeren negativen Auswirkungen
einer Aufstockung des Hotelhochhauses auf das über
Jahrhunderte gewachsene typische Erscheinungsbild der
Maria-Theresien-Straße ignoriert werden!
Im Übrigen liegt seit dem
Jahr 2002 die von der Stadt
Innsbruck (der Stadtplanung,
dem Architekturforum Tirol und von internationalen
Architektur- und Planungsexperten) erstellte bemerkenswerte „Hochhausstudie
Innsbruck“ vor. Demnach
sollten im größeren inneren
Stadtbereich keine Hochhäuser mehr errichtet werden.
Wie jeder Beobachter feststellen kann, wurde dieser
Empfehlung in den letzten
20 Jahren leider nicht überall
Folge geleistet. In diesem Fall
ist es unabdingbar, auf die
Aufstockung des Hochhauses zu verzichten. Widrigenfalls würde dem einmaligen
Erscheinungsbild der Maria-
Theresien-Straße ein weiterer
nicht mehr gutzumachender
immaterieller Schaden zugefügt.
Insofern ist an die Eigentümer sowie an die Entscheidungsträger der Stadt der
dringende Appell zu richten,
das Gesamtprojekt dem „Genius Loci“ entsprechend zu
überarbeiten. Ggf. besteht ohnedies die Möglichkeit, unbedingt notwendige zusätzliche
Nutzflächen stadtbildverträglich in anderen Bereichen des
„Gevierts“ unterzubringen.
DI Manfred Kolb, 6020 Innsbruck
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