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Jahr: 2024
/ Ausgabe: 2024_03_4_Presse_OCR
- S.4
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Tiroler Tageszeitung
„Hier hellgrün, dort dunkelrot“, Seite 11
Am 14. April wird in Innsbruck ein neuer Gemeinderat gewählt. Die Entscheidung um den Bürgermeistersessel dürfte 14 Tage später in einer Stichwahl fallen. Die ÖVP muss zittern. Ein Duell zwischen Grün und Blau kündigt sich
an. Bereits am 10. März wählt Salzburg. Dort stehen die Grünen und die Blauen im Abseits. Zittern muss auch dort die ÖVP. Um den Bürgermeistersessel könnte es ein Match KPÖ gegen SPÖ geben.
Fotos: iStock
Hier hellgrün, dort dunkelrot
Das Super-Wahljahr beginnt mit den Gemeinde- und Bürgermeisterwahlen in Salzburg und Innsbruck.
Unterschiedlicher könnte die Ausgangslage in den beiden Landeshauptstädten nicht sein. Ein Vergleich.
Von Michael Sprenger
Innsbruck, Salzburg —- Beide
Städte haben eine große Anziehungskraft auf Touristen.
Salzburg baut auf Hochkultur und Natur, Innsbruck
auf Natur und Kultur. Beide
Landeshauptstädte sind eingebettet in ein bürgerliches
Umfeld samt ÖVP-Landeshauptmann. Salzburg und
Innsbruck sind Städte mit
einer Universität, wenn auch
keine Universitätsstädte. In
beiden Metropolen leiden
die Bewohnerinnen und Bewohner unter enorm hohen
Wohnkosten. Damit sind die
Gemeinsamkeiten kurz umrissen. Politisch treten hingegen die Unterschiede hervor.
Salzburg am 10. März, Innsbruck am 14. April eröffnen
das Superwahljahr. In beiden
Städten gilt eine Stichwahl
um das Bürgermeisteramt
als sicher. Wobei Salzburg rot
Endergebnis 2018
Stimmenanteile
Gemeinderatswahl in Innsbruck
in Prozent Bürgermeister
Georg
24,2 { Willi,
Grüne
186 16,2
122 10,3
l l 27 242
N m E
Grüne FPÖ FI ÖVP SPÖ NEOS Gerecht TSB ALI Bl
2018 lagen die Grünen am Boden. Sie flogen 2017 aus dem Nationalrat. Dann kam die Wahl in Innsbruck. Und die Grünen lieferten
die Sensation. Eine Art Wiedergeburt: stärkste Partei und mit Georg
Willi erstmals einen Bürgemeistersessel erobert. Die Wahlbeteiligung
lag bei 50,4 Prozent. Am 14. April will die FPÖ die Grünen ablösen.
Grafik Austria Presse Agentur AA
oder dunkelrot werden könnte, Innsbruck grün oder blau.
In der Festspielstadt wird
es jedenfalls einen neuen
Bürgermeister geben, denn
Harald Preuner von der ÖVP
tritt nicht mehr an. Die ÖVP
geht mit Florian Kreibich in
die Wahl. Er nannte sich einmal einen „Hobbypolitiker“.
Aufgrund interner Umfragen rechnet die ÖVP mit
herben Verlusten. Offen ist,
ob es Kreibich in die Stichwahl schafft. Eine Parallele zu
Innsbruck?
In die Stichwahl will
Bernhard Auinger. Es ist sein
dritter Versuch, Bürgermeister zu werden. Er will die SPÖ
zudem wieder zur stärksten
Partei machen. Die echte
Sensation könnte sich aber
links von der SPÖ ereignen.
Kay-Michael Dankl, Spitzenkandidat der KPÖ Plus, wird
zugetraut, in die Stichwahl
zu kommen. Der ehemalige
Grüne hat mit KPÖ Plus bereits bei der Landtagswahl
im Vorjahr für eine Sensation
gesorgt. Dankl genießt in der
Mozartstadt von allen Politikerinnen und Politikern die
höchsten Sympathiewerte.
Der FPÖ werden zwar Zugewinne vorhergesagt, doch
ihr Spitzenkandidat Paul
Dürnberger spielt bei der Bürgermeisterwahl wohl keine
Rolle. Ihm wird ein Nahver-
hältnis zu den rechtsradikalen Identitären nachgesagt.
Die NEOS und die Grünen versuchen sich nach den
Dämpfern bei der Salzburger Landtagswahl politisch
zu stabilisieren. Die Grünen
schicken mit Anna Schiester
als einzige Partei eine Frau in
die Bürgermeisterwahl.
In Salzburg gibt es übrigens keine Prozenthürde für
den Einzug in den Gemeinderat. Anders in Innsbruck:
Dort gibt es erstmals eine
Vier-Prozent-Hürde. So treten zwar 13 Parteien zu Wahl
an, aber fünf bis sechs Listen dürften den Einzug nicht
schaffen. Um den ersten Platz
könnten die Grünen und die
FPÖ rittern.
Obwohl die seit Jahren zerstrittenen Bürgerlichen vor
Monaten stolz verkündet hatten, nach der Fusion von Für
Innsbruck und ÖVP zu „Das
neue Innsbruck“ wieder als
Einheit auftreten zu wollen,
könnte ihr Spitzenkandidat
Florian Tursky (ÖVP) zum
großen Verlierer der Wahl gehören. Dem abtrünnigen früheren ÖVP-Vizebürgermeister Johannes Anzengruber
wird hingegen ein großer Erfolg zugetraut. Staatssekretär
Tursky und Ex-Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer
(Für Innsbruck) könnten ihr
Machtspiel also verlieren.
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Auf einen Neuanfang setzt
die angeschlagene SPÖ, die
nach internem Streit mit der
umtriebigen Spitzenkandidatin Elisabeth Mayr auf einem
Linkskurs segelt. Die NEOS
müssen hingegen zittern —
wie in Salzburg. Die Pinken
dürften unter anderem an die
Liste Fritz verlieren.
Trotz gescheiterter Koalition und Querelen werden dem
bürgerlich-grünen Georg
Willi gute Chancen zugetraut,
Bürgermeister zu bleiben. Er
ist übrigens Österreichs einziger grüner Bürgermeister.
Sein Herausforderer dürfte
Markus Lassenberger (FPÖ)
sein. Auch die Innsbrucker
FPÖ war gespalten. Jetzt will
sie ein Bündnis mit der ÖVP.
Im Loden-noblen Salzburg
und im Intrigantenstadl Innsbruck geht die Anziehungskraft von anderen Polen aus.
Kurzum: Richtungswahlen
stehen an. Hier wie dort.
Endergebnis 2019
Stimmenanteile
in Prozent
36,7
ÖVP
SPÖ Grüne
Gemeinderatswahl Stadt Salzburg
Bürgermeister
26,8
152
. 84 60
N =
FPÖ NEOS KPÖ Sonstige
Die Stadt Salzburg war lange eine rote Hochburg. Sie wurde
unter Harald Preuner schwarz-türkis eingefärbt. Bei der Wahl 2019
profitierte die ÖVP vom Kurz-Effekt. Die Wahlbeteiligung lag bei 48
Prozent. Preuner tritt am 10. März nicht mehr an. Dies könnte der
SPÖ nützen. Oder - nach Graz jetzt auch in Salzburg - der KPÖ.
A Harald
Ereuner‚
OVP
3,7
—]
3,3
Grafik: Austria Presse Agentur fi