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Jahr: 2024
/ Ausgabe: 2024_03_20_Presse_OCR
- S.7
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Tiroler Tageszeitung
» E m
„Bombenrisiko schon länger bekannt“, Seite 5
Eine heikle Situation: Die Bauarbeiter kurz vor der entscheidenden Grabung am Südtiroler Platz. Wenig später stand fest, dass sich im Erdreich keine Bombe befindet. Eine Evakuierung war daher nicht nötig.
Bombenrisiko schon länger bekannt
Obwohl die Behörden bereits seit mindestens einer Woche von der möglichen Bombe im Innsbrucker
Zentrum wussten, wurde die Bevölkerung erst im letzten Moment informiert. Zu Recht?
Innsbruck — „Am 18.3. wurde
bei einem Geoscreening am
Südtwiroler Platz im Erdreich
ein verdächtiger Gegenstand
festgestellt”, heißt es im Polizeibericht vom Dienstagmorgen. Da von einem Kriegsmaterlalfund (Fliegerbombe,
Anm.) ausgegangen werden
musste, seien entsprechende
Maßnahmen bis hin zu einer
möglichen Evakulerung getroffen worden. Doch ganz
so spontan, wie der Polizeibericht impliziert, haben die
Behörden nicht auf die drohende Gefahr reagiert. Ganz
im Gegenteil.
Wie T7T-Recherchen ergaben, war schon länger bekannı, dass sich im Bereich
der Baustelle am Südtiroler
Platz eine Bombe befinden
könnte. Selbst Baggerfahrer
Florian Dorner wusste be-
bereits vor einigen Wochen
durchgeführt.“ Die aufwändige Auswertung sel dann
vor etwa zwei Wochen fertig
gestellt und den Auftraggebern (IKB und Tigas, Anm.)
übermittelt worden. Macek
betont aber auch, dass im
Erdreich lediglich Anomalien festgestellt wurden, deren
Größe in ertwa einer Bombe
entsprachen. „Ob es sich tat-
’ Ob es sich um
ein Kriegsrelikt
handelt, lässt sich erst
feststellen, wenn man
den Boden aufgräbt.“
Manfred Macek
(Chef der Vermessungsfirma)
sächlich um ein Kriegsrelikt
handelt, lässt sich erst feststellen, wenn man den Boden
reits seit „Ende vergangı
Woche”, dass ihm am Montagabend ein heikler Einsatz
bevorsteht. Auch Manfred
Macek, Inhaber der Spezialfirma, die den Boden untersucht hat, bestäcigt, dass das
Ergebnis schon länger vorlag.
„Wir haben die Messungen
fgräb: und nachschaut“,
schränkt Macek ein.
Mit den Recherchen konfrontiert, räumt auch eine
Polizeisprecherin ein, dass
das Messergebnis schon länger bekannı war. „Wir haben
am Dienstag vor einer Woche
im Ral einer Baut
chung von der A e er-
fahren.” Dass das Geoscreening laut Polizeibericht erst
am Montiag (18. März) stattgefunden härte, sei eine falsche Formulierung, bedauert
sie. Für die Entscheidung, die
Bevölkerung erst am späten
Montiagnachmittag — also etwa drei Stunden vor den heiklen Grabungsarbeiten auf der
Baustelle — über die drohende Gefahr zu informieren, sei
der Magisirat, nicht die Polizeiführung zuständig gewesen.
Christlan Schneider, Chef
des städtischen Sicherheits-
„Nervös war ich schon“
2 & — Alle and
einem Gefühl zur
haben sich in Sicherheit gebracht. Als es wirklich brenzlig wurde, waren sie nur
mehr zu dritt am anderthalb
Meter tiefen Loch. Die Männer vom Entminungsdienst
und eben Flortan Damer, 30
Jahre alt und von Beruf Baggerfahrer. !hm wurde aufgetragen, sich Montagabend
vor dem Innsbrucker Hauptbahnhaf mit seiner Maschi-
referats, verteidigt die Vorgehensweise: „Wir wollten
sa wenig Maßnahmen wie
nötlg setzen. Im Nachhinein
war es die richtige Emtscheidung, zumal sich keine Bombe, sondem lediglich Metallsplltter im Boden befanden.”
In Deutschland werde zuerst
evakulert und dann gegraben.
„Bei uns entschied am Montagabend der E &-
dienst, ob Evakulerungen nö
tig seien, was aber nicht der
Fall war.“ Sa blieb es bei Verkehrseinschränkungen. (1om)
ne Schicht für Schicht zu
jener Stelle vorzuarbeiten,
an der Experten eine Bambe
aus dem Zweiten Weltkrieg
vermuteten.
Selt sieben Jahren macht
Domer diesen Job. So einen
Einsatz hatte der Tiroler, der
bei der Firma Erdbau Amo
in Mils angestellt ist, aber
noch nie. „Nervös war ich
schon“, sagt er. „Ich habe
daheim eine Prau und Kinder. Vielleicht bin ich am
Montag auch deshalb mit
Arbeit gefahren.“
Berelits Ende
wurden, hat ihn selbst überrascht. Die Straßen wurden
M
Woche erfuhr er vom nicht
alltäglichen Einsatz. Dass
da im Innsbrucker Zentrum
aber derarı große Sicherhaif n A
5 x
grub nach der BOMbE. ız Da
geriegelt, Autos und Pußgänger umgeleitet, der Zugang zum Bahnhof gespemt.
„Mit dem Tamtam habe ich
definitiv nicht gerechner”,
erzählt Dorner.
„Kurz bevor es losging,
gab es eine Besprechung mit
den Verantworllichen”, sagt
der 30-Jährige. „Mir wurde gesagt, dass ich mich an
die Anweisungen der Leute
vom Entminungsdienst halten soll.” Das habe er auch
getan. „Das Vertrauen war
groß. Aks dann die Arbeiten
begannen, war meine Nervosität weg.”
Kurz nach 22 Uhr dann
die Entwarnung: doch keine
Bombe, falscher Alarm. Dorner und seine Kollegen waren noch bis 4.15 Uhr Dienstagfrüh vor Ort. Um das Loch
zuzuschütten, in dem nichts
gefunden wurde. (bfk)
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