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Jahr: 2025
/ Ausgabe: 2025_04_25_Presse_OCR
- S.5
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Tiroler Tageszeitung
„Kulturprotest im Sitzungssaal“, Seite 24
Die Aktion der Kulturschaffenden im Plenarsaal dauerte nur wenige Sekun
den - doch die kriti
—. /
sche Botschaft kam an. Bereits am Samstag hatte die freie Szene demonstriert (1.). Fotos: Springet/TT
Kulturprotest im Sitzungssaal
Innsbrucks freie Szene wirft der Stadtführung „leere Worte“ vor, was die Schaffung von
Kulturräumen angeht. Die Koalition bekräftigt, städtische Flächen bereitstellen zu wollen.
Von Michael Domanig
Innsbruck — Es dauerte bis zu
den Schlussworten von Bürgermeister Johannes Anzengruber (JA). Dann, am Ende
der Aktuellen Stunde zum
Thema (fehlende) Kulturräume im Innsbrucker Gemeinderat, erhoben sich die anwesenden VertreterInnen der freien
Kulturszene von ihren Plätzen
und reckten Schilder empor:
„Leere Worte - leere Räume“,
„Kultur ist keine Chefsache“,
dazu Traueranzeigen für geschlossene Kulturorte wie die
Junge Talstation.
Und auch wenn der Protest
schon nach Sekunden unterbunden wurde: Die Botschaft
des Bündnisses „Tag der Kulturarbeit“ an die Stadtführung war unmissverständlich.
Die jüngst von Anzengruber, Kulturstadtrat Georg Willi
(Grüne) und Kulturmanager
Thomas Bonora angekündigten Maßnahmen seien „bei
aller gut gemeinten Rhetorik
nicht mehr als leere Worte“,
kritisiert das Bündnis. So spreche der Bürgermeister zwar
von Flächen im Eigentum
der Stadt und der Innsbrucker Immobiliengesellschaft,
die man verstärkt für Kulturschaffende zugänglich machen wolle. Doch Details zu
diesen Flächen gebe es nicht.
Außerdem liege die Lösung
„nicht in verstreuten Quadratmetern, sondern in gebündelten Zentren, wie sie die BALE
und die Talstation waren“.
In der Aktuellen Stunde, von
der Alternativen Liste Innsbruck unter den Titel „Ver-
‚ Man sollte nicht so
tun, als ob alles in
Schutt und Asche liegt.
Innsbruck ist eine tolle,
lebendige Kulturstadt.“
Georg Willi
(Kulturstadtrat, Grüne)
lorene Orte, verlorene Chancen“ gestellt, verteidigten sich
die VertreterInnen der Dreierkoalition gegen die Kritik,
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die auch von der Opposition
auf sie einprasselte: Man wolle
auf Kulturschaffende zugehen
und ihnen städtische Räume
anbieten, bekräftigte Georg
Willi. So soll etwa der Kultur-
Kubus „Reich für die Insel“
beim Landestheater zeitnah
„neu und dauerhaft bespielt
werden“. Zugleich erneuerte
Willi seine Aufforderung
an Private, geeignete (Leerstands-)Flächen anzubieten.
Keine Ausschreibung
Klubobfrau Julia Payr von Anzengrubers Liste JA sprach von
einem „Maßnahmenpaket“:
„Wir öffnen bestehende Räume aus dem städtischen Immobilienportfolio, ermöglichen die kulturelle Nutzung
von Mehrzwecksälen für Konzerte oder Lesungen.“ Auf dem
ehemaligen Deponieareal in
der Rossau schaffe man zudem eine neue großzügige
Freifläche, die im Juli erstmals
zum Festival-Schauplatz wird.
Mit Thomas Bonora habe
man einen Experten als Kulturraumkoordinator gewonnen, dessen Mission es sei,
Räume „gemeinsam mit den
NutzerInnen zu entwickeln“.
Aber auch rund um diese
Bestellung gibt es Kritik an der
Stadtführung: Statt die Stelle
des Kulturraummanagers auszuschreiben, erfolge die Beschäftigung auf Werkvertragsbasis, moniert Birgit Winkel
von der Oppositionsfraktion
„Das Neue Innsbruck“. Diese
Art der Vergabe werfe „erhebliche Fragen zur Einhaltung der
städtischen Objektivierungsrichtlinien auf“.