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Jahr: 2025
/ Ausgabe: 2025_04_26_Presse_OCR
- S.5
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Tiroler Tageszeitung
„‚Weitere Bäder-Sperren lassen sich nicht verhindern‘“, Seite 6
„Weitere Bäder-Sperren
lassen sich nicht verhindern“
Ohne Verdoppelung des Bäder-Topfs auf 150 Mio. € rechnet die Wirtschaftskammer mit neuen Schließungen. Förder-Politik des Landes fehle Strategie.
Von Manfred Mitterwachauer
Innsbruck - Galtür könnte
das nächste sein, das nächste
Hallenbad, das in Tirol seine
Pforten für immer geschlossen hält. Vorerst bleibt dessen Zukunft offen, das Bad
deshalb zu. Aus wirtschaftlichen Gründen. Galtür würde
sich einreihen: Wörgl, Axams,
Ehrwald ...
Michael Kirchmair weiß,
welche Stunde es für die hiesige Bäderlandschaft geschlagen hat. Nicht nur als frisch
gekürter neuer Obmann der
Bäder in der Tiroler Wirtschaftskammer (WK), sondern
auch als Praktiker. Kirchmair
war langjähriger Geschäftsführer des Axamer Hallenbades und ist nun für jenes in
Telfs verantwortlich. Den 75
Millionen Euro schweren „Bäder-Topf“ des Landes bis 2029
lobt Kirchmair am Freitag anlässlich einer Saisonrück- und
-vorschau. Nur: „Auch damit
werden wir nicht auskommen. Er muss verdoppelt werden - zumindest im Investitionsbereich.“ Also auf 100 bis
150 Millionen. Wenn nicht,
so Kirchmairs langjähriger
Amtsvorgänger in der WK Ulrich Mayerhofer, „lassen sich
weitere Bädersperren nicht
verhindern“.
Wo bauen, wo zusperren?
Die Kämmerer vermissen zudem landesseitig eine deutliche Förder-Strategie. Also eine klare Ansage, wo Bäder neu
gebaut und welche Betriebe
nicht mehr bezuschusst bzw.
zugesperrt werden sollten. Aktuell würde der Beirat (in ihm
ist auch die Wirtschaftskammer vertreten) - auch losgelöst von den Ergebnissen der
„Bäder-Studie“ aus dem Vorjahr —- eingereichte Projekte
prüfen und Finanzmittel freigeben. So wie für das Neubauprojekt in Axams, aber auch
für die Wiederbelebung in
Ehrwald. Erstere Freigabe ist
begründbar, zweitere diskussionswürdig. Die Kammer kritisiert, dass der Bäder-Topf so
zu schnell und unstrukturiert
geleert werde. Es fehle folg-
Noch lässt das Freiluft-Badewetter auf sich warten und die Situation bei den Hallenbädern ist durchwachsen.
Ulrich Mayerhofer übergibt seinen Obmann-Job dennoch nicht mit Wehmut an Michael Kirchmair (r.). _ Foto: Springer
‚ Wir sitzen im Bei-
rat acht Beamten
gegenüber - die politischen Kräfte sollten das
Geld verteilen.“
Michael Kirchmair
(Wirtschaftskammer)
lich an (politischer) Schwerpunktsetzung. Darüber hinaus fordern Kirchmair und
Mayerhofer, dass der Topf
über 2029 hinaus verlängert
wird, zumindest aber, was die
Betriebszuschüsse betrifft, in
eine Dauerlösung übergehen
muss. Den aktuellen Investitionsstau in der Hallenbad-
Landschaft bewerten beide
mit rund 100 Millionen Euro.
Und noch eines dürfte für
Debatten sorgen: Die WK
drängt darauf, über die Förderrichtlinien eine verpflichtende Kostenbeteiligung der
Umlandgemeinden von Bäder-Standorten festzuschreiben. Wie berichtet, scheitert
, Wir haben jetzt
über 19 Millionen
Euro freigegeben. Sollen
wir den Topf auffüllen,
noch bevor er leer ist?“
Philip Wohlgemuth
(Landeshauptmann-Stv., SP)
genau daran derzeit ein dringend benötigtes Regionalhallenbad im Raum Wörgl.
Wohlgemuth ist „entspannt“
Der ressortzuständige LHStv.
Philip Wohlgemuth (SP) gibt
sich auf TT-Anfrage betont
„unaufgeregt und entspannt“.
Bereits bei Erstellung des Bäder-Topfs sei dessen Evaluierung nach einem Jahr fixiert
worden: „Sollen wir den Topf
etwa auffüllen, noch bevor er
überhaupt geleert ist?“ Aktuell sehe er weder Grund, am
Topf zu rütteln noch am Beirat. Und zur Strategie? Der
Bedarf werde präzisiert, so
Wohlgemuth.
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Reaktionen
Grüne: Dass mit der Novelle
des Sportförderungsgesetzes den Gemeinden ihr
Pflichtanteil am Bäder-Topf
mit 12,5 Millionen Euro bis
2029 einfach so gesetz-
lich vorgeschrieben wird,
kritisiert Grünen-Abgeordnete
Petra Wohlfahrtstätter: „Wir
hätten zugestimmt, wenn die
Gemeinden eine Garantie
bekommen hätten, dass
tatsächlich an den empfohlenen Standorten neue
Infrastruktur entsteht.“
NEOS: Von Seiten des
Tourismus werden derzeit die
jährlichen 2,5 Millionen Euro
für den Bäder-Topf lediglich
„in Aussicht gestellt“, wie
Tourismuslandesrat Mario
Gerber an die NEOS schreibt.
Das ärgert LA Birgit Obermüller: „Fix ist das also nicht.“