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Jahr: 2024
/ Ausgabe: 2024_04_6_Presse_OCR
- S.14
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Tiroler Tageszeitung
„‚Alternative wäre Untergang von Traditions-Sportarten“‘“, Seite 34
„Alternative wäre Untergang
von Traditions-Sportarten“
Sportminister Werner Kogler über den Umbau des Igler Eiskanals,
beratungsresistente italienische Kollegen und die Turbulenzen im Ö0C.
In Igls erfolgt demnächst
der Umbaul/die Homologierung, der/die 27,4 Mio. Euro
kostet. Verstehen Sie die Kri-
1ik an der Summe, zumal es
sich beim Eiskanalsport um
eine Nische handelt?
Werner Kogler: Es stimmt,
Rennrodeln, Bob und Skeleton werden nie massentaugliche Sportarten sein. Und der
Eiskanal in Igls nie zum Tummelplatz für Unmengen von
Breitensportler:innen werden. Aber auch Skisprungschanzen werden immer
dem Hochleistungssport vorbehalıen bleiben. Trotzdem
wird die öffentliche Hand immer wieder Schanzen renovieren, da und dort vielleicht
sogar neue bauen. Die Kosten für einen Eiskanal können und sollen natürlich kritisch durchleuchtet werden.
Man sollte aber auch benennen, was die Alternative zur
Homologierung wäre: keine
Weltcuprennen, keine Weltmeisterschaften mehr, der
Niedergang für drei traditi-
Onsreiche Sportarten vorprogrammiert. Dabei ist der Rodelverband mit 25 Medaillen
hinter dem ÖSV der zweiterfolgreichste heimische Verband bei Olympischen Spielen.
Wie bewerten Sie das
Beharren der Italiener, in
Cortina für Olympia 2026
eine Bahn zu bauen? Wäre
es nicht Aufgabe des IO0C,
seiner eigenen Nachhaltigkeits-Agenda nachzukommen?
Kogler: Nach meinem Kenntnisstand hat das I10C sehr
viel versucht, um die italienische Regierung von den
Vorteilen einer Verlegung zu
überzeugen. Leider haben
sich einige Politiker in Rom,
insbesondere Matteo Salvini,
als beratungsresistent erwiesen. Da wird aus falsch verstandenem Nationalstolz ein
Betonklotz ohne realistisches
Nachnutzungskonzept in die
Landschaft gestellt. Dabei hat
ltalien schon eine Eiskanal-
Ruine produziert (Cesana
2006, Anm.).
Sportminister Werner Kogler tauschte sich mit Rodel-Wi
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eisterin Lisa
Schulte (Mitte) und Skeleton-Aushängeschild Janine Flock aus. Fot. gepa/sanme
Tirols Sport-Infrastruktur
stand zuletzt immer wieder
im Fokus. Sind die Seefelder WM-Nachwehen mittlerweile ausgestanden?
Kogler: Definieren Sie „ausgestanden“. Der Tourismusverband Seefeld und die Gemeinde haben in den letzten
Monaten notwendige und
wichtige Schritte gesetzt, die
nun von der Finanzprokuratur geprüft werden. Für eine
Entwarnung ist es noch zu
früh, aber das Licht am Ende
des Tunnels, so nehme ich es
jedenfalls wahr, wird langsam
heller und größer.
Sie sprachen beim Weltcupfinale in Saalbach davon, dass man „Wirtschaft,
Ökonomie, Ökologie und
Umwelt unter einen Hut
zaubern“ müsse — auch in
Hinblick auf die WM 2025.
Kogler: Der Skisport für sich
wird das Welıklima nicht retten - und schon gar keine einzelne WM. Aber im Verbund
mit allen anderen Maßnahmen kann er natürlich einen
nicht zu unterschätzenden
Beitrag leisten. Ich finde es
jedenfalls erfreulich, dass
sich die neue Führung des
Skiverbandes den Problemen stellt und erkennt: Einen
Winter wie früher gibt es in
Mitteleuropa kaum noch. Die
Zeit ist ja noch nicht fern, als
im Verband Klimawandelleugner den Ton angaben.
Wir hatten heuer in Gurgl das
erste als Green Event organisierte Weltcuprennen, die
WM in Saalbach wird in dieser Hinsicht auch neue Maßstäbe setzen.
Im ÖO0C stehen Neuwahlen
bzw. die Neubesetzung des
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Generalsekretärs an. Sehen
Sie nach den Vorwürfen der
jüngeren Vergangenheit
bereits einen Schrift Richtung Aufarbeitung/Transparenz?
Kogler: Um es klar zu sagen:
In den letzten zwölf Monaten
hat keine der Konfliktparteien eine glückliche Figur abgegeben. Nun wird unter anderem an einer Statutenreform
gearbeitet. Ich bin sicher,
dass hier schon ein wesentlicher Schritt in Richtung mehr
Transparenz und Teilhabe
gelingen wird. Was die Personalfragen anbelangt, stelle
ich fest: Für österreichische
Verhältnisse sind wohltuend
wenige Gerüchte im Umlauf.
Die Nationalratswahl wirft
ihre Schatten voraus, wir
wollen keine politische
Analyse. Aber ungeachtet
des Ausgangs: Würden Sie
sich wieder gerne um das
Sportressort kümmern,
das in den vergangenen
Legislaturperioden einem
Wanderpokal glich?
Kogler: Kontinuität würde
dem Sport tatsächlich guttun.
Das sehen auch viele Stakeholder so. Zumal seit 2020 so
viel weitergegangen ist wie
nie zuvor — denken Sie an die
Beinahe-Verdoppelung des
Sportbudgets, Offensiven zur
Förderung von Frauen, Menschen mit Behinderung und
sozial Benachteiligten bis hin
zur Ausrollung der täglichen
Bewegungseinheit in Pflichtschulen und Kindergärten.
Allein mit der Fortsetzung
dieser erfolgreichen Projekte
gäbe es in der nächsten Gesetzgebungsperiode genug zu
tun. Es sollte aber auch eine
Modernisierung der Strukturen in Angriff genommen
werden. Ob es dazu kommen kann, entscheiden parlamentarische Mehrheiten
und damit die Wählerinnen
und Wähler. Ich würde den
erfolgreichen Weg jedenfalls
mit der gleichen Leidenschaft
fortsetzen.
Das Gespräch führte
Florian Madi