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Jahr: 2025

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Tiroler Tageszeitung

TirolerseTageszeitung

„Es braucht Offenheit bei Großprojekten in Tirol“ Leserbrief, Seite 6

28.4.2025

Thema: Artikel „Land spart sich
nach Stopp 864 Millionen Euro“,
TT, 22.4.

it Interesse haben wir

den Beitrag über den
Stopp des MCI-Neubaus und
die angeblich damit verbundene Einsparung von 864
Millionen Euro gelesen.

Die Entscheidung wird als
wirtschaftlich und zukunftsweisend dargestellt, doch es
bleiben Fragen offen. Wird
ein Projekt über Jahre mit öffentlichen Mitteln geplant,
verdient auch dessen Abbruch eine sachliche, kritische und faktenbasierte öffentliche Debatte.

Die angebliche Einsparung
von 864 Millionen Euro wird
plakativ kommuniziert, ohne
nachvollziehbare Belege. Dabei fehlt eine seriöse Gegenüberstellung der kurz- und
langfristigen Auswirkungen:
Was hätte ein Neubau an Arbeitsqualität, Energieeffizienz, Forschungs-, Studiums-,

Betriebsansiedlungs- und
Start-up-Potenzialen, Synergieeffekten und internationaler Attraktivität für den Standort ermöglicht? Entscheidend
ist die transparente Offenlegung von Annahmen und
Bewertungsmaßstäben — wie
sie in Wissenschaft und professioneller Projektplanung
üblich ist. Nur so kann Vertrauen entstehen und eine
sachliche Debatte jenseits populistischer Rhetorik geführt
werden. Das angekündigte
Sanierungskonzept sorgt für
Spannung —- doch neue Fenster und frische Farbe lösen
keine strukturellen Probleme.
Wer profitiert von Sanierungen mit öffentlichen Mitteln?
Und bleibt es bei intransparenten Verträgen mit privaten
Eigentümer:innen und Bauträgern?

Sachliche Kritik an öffentlichen Entscheidungen ist kein
Störfaktor, sondern Ausdruck
demokratischer Kultur und
Kontrolle. Wer Verantwortung

für Steuergeld reklamiert,
muss sich der öffentlichen
Prüfung stellen und faktenbasierte Argumente liefern. Medien kommt dabei eine zentrale Rolle zu.

Die Debatte um den MCI-
Neubau ist wichtig und sollte nicht auf plakative Zahlen
reduziert werden. Dennoch
ist sie symptomatisch für den
Umgang mit Großprojekten
in Tirol. Es fehlt ein transparenter Diskurs über Qualität,
Verantwortung und die langfristige Entwicklung öffentlicher Infrastruktur —- nicht nur
in Kosten, sondern auch in
gesellschaftlichem Mehrwert
wie Innovation, Know-how,
Standortentwicklung und
Wettbewerbsfähigkeit.

Unabhängig von der Haltung zum konkreten Projekt
sollten Transparenz, sachliche Kommunikation und die
Einbeziehung ökologischer
und sozialer Perspektiven zur
Grundhaltung werden - beim
Fernpasstunnel, bei der Sa-

Es braucht Offenheit bei
Großprojekten in Tirol

nierung der Luegbrücke, dem
Verkehrskonzept Tirol, der
Diskussion um öffentliche Bäder, beim MCI und darüber
hinaus.

Nachvollziehbare Entscheidungen, bei denen alle (!) Fakten auf dem Tisch liegen, und
ein offener Diskurs stärken
das bessere Argument - und
fördern Vertrauen. Das sollte unser Ziel sein: Transparenz und Offenheit bei allen
Großprojekten, unabhängig
von persönlichen Befindlichkeiten. Ein kluger Diskurs
kann aus heutigen Gegnern
die Verbündeten von morgen
machen. Wo er fehlt, wachsen
Misstrauen, Frust und Verdrossenheit. Wir bauen auf
einen entsprechenden Dialog
und eine mutige Lösung für
die Zukunft.

Lukas Kerschbaumer
Siegfried Walch

(MCI, Sozial-, Gesundheits- &
Public Management)

6020 Innsbruck

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