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Jahr: 2024
/ Ausgabe: 2024_04_29_Presse_OCR
- S.11
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Tiroler Tageszeitung
„Politik ist beinhartes Geschäft““, Seite 3
„Politik ist beinhartes Geschäft“
Politologin Lore Hayek ortet in Innsbruck einen „Amtsinhaber-Malus“ statt eines Bonus.
Von Denise Daum
Innsbruck —- Johannes Anzengruber hat mit seinem
klaren Sieg (59,59 Prozent)
viele überrascht. Auch die
Innsbrucker Politologin Lore Hayek. Das Wahlergebnis
wertet sie als „sensationellen
Erfolg“ und Ergebnis eines
„megaprofessionellen und
auch ungewöhnlichen Wahlkampfs“. Gleichzeitig sei eine Stichwahl nicht nur eine
Wahl für einen Kandidaten,
sondern auch gegen einen.
„Es gab den Wunsch nach einem neuen Stil“, sagt Hayek.
Die Situation heuer sei ähnlich wie bei der Wahl vor
sechs Jahren, als Georg Willi
die amtierende Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer
vom Thron gestoßen hat.
„In Innsbruck kann man fast
schon von einem Amtsinhaber-Malus statt eines Bonus
sprechen“, sagt Hayek.
Johannes Anzengruber hat
sich nach dem Rauswurf aus
Lore Hayek von der Universität Innsbruck analysiert für die TT die Gemeinderats- und Bürgermeisterwahl.
der ÖVP bewusst als „Mann
der Mitte“ positioniert und
immer wieder hervorgestrichen, dass er parteifrei
und ohne Apparat im Hintergrund agiert. Genau das
könnte ihm nun als Bürgermeister aber ein „infrastrukturelles Problem“ bringen,
Fotoc Thomas Böhm
erklärt Lore Hayek. Eine
neue politische Bewegung
habe zwar den „Nimbus des
Erfrischenden. Aber Politik
ist ein beinhartes Geschäft.“
Da brauche es auch erfahrene Leute.
Johannes Anzengruber will
heute mit Sondierungsge-
sprächen starten. Hinsichtlich möglicher Koalitionen
ist für Lore Hayek alles offen.
Rein rechnerisch geht sich
eine Dreierkoalition aus Anzengrubers Liste „JA — Jetzt
Innsbruck“, Grünen und
SPÖ aus. Auch wenn die Entscheidungsfindung mit zwei
Partnern einfacher ist, geht
Hayek davon aus, dass Anzengruber auch seinem ehemaligen ÖVP-Parteikollegen
Florian Tursky („Das Neue
Innsbruck“) Ressortverantwortung anbieten wird.
Eine Herausforderung werden die Koalitionsverhandlungen so oder so. „Für den
Verhandlungsführer ist das
eine fragile Geschichte.“ Zum
einen müsse der Bürgermeister viel für sich herausholen,
zum anderen aber auch den
anderen Fraktionen Zugeständnisse machen. Zudem
müsse Anzengruber nun konkrete Inhalte auf den Tisch legen. „Im Wahlkampf blieb er
ja sehr vage“, sagt Hayek.
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