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Jahr: 2024
/ Ausgabe: 2024_04_30_Presse_OCR
- S.4
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Tiroler Tageszeitung
„Querdenker statt Parteisoldaten“, Seite 2
Querdenker statt Parteisoldaten
Innsbruck hält der Tiroler Volkspartei und Parteichef Anton Mattle schonungslos den Spiegel vor. Mit alten
Seilschaften, angepassten Mitläufern und Inszenierung statt Inhalten lassen sich keine Wahlen gewinnen.
Von Peter Nindler
uerst schließt die ÖVP Johannes
Anzengruber aus der Partei aus, jetzt
biedert sie sich dem neuen Innsbrucker Bürgermeister an. In der Landeshauptstadt ist allerdings nicht nur der ehemalige
Digitalisierungsstaatssekretär Florian Tursky
gescheitert, sondern auch Landesparteiobmann und Landeshauptmann Anton Mattle.
Und mit ihm alle parteiinternen Seilschaften
von Altlandeshauptmann Günther Platter
angefangen bis hin zu Ex-Parteimanager
Martin Malaun, die im Innsbrucker Wahlkampf kräftig mitgemischt haben.
Mattle ist es bisher nicht gelungen, der
Tiroler Volkspartei einen modernen und vor
allem neuen personellen Anstrich zu geben.
Bei der Landtagswahl 2022 kam die ÖVP mit
einem blauen Auge davon, in Innsbruck holte sie sich jetzt allerdings ein richtiges Veilchen. Im Wissen, dass sich die Schwarzen
im urbanen Bereich ohnehin schwertun,
wollte just ein abgehobener Machtklüngel
einen Neuanfang vermitteln. Das war wenig
glaubwürdig und führte schnurstracks ins
Debakel. So gesehen war sein Rauswurf ein
Glücksfall für Johannes Anzengruber, weil er
sich im Wahlkampf gegen das schwarze Establishment positionieren konnte. Obwohl
der schließlich auch abgewählte Vizebürgermeister jahrelang selbst ein Teil davon war.
Welche Lehren müsste die ÖVP deshalb
aus der Innsbruck-Wahl ziehen? Zum einen
benötigt es attraktive Kandidaten und keine
aus dem Hut gezauberten Parteisoldaten.
Inszenierung ersetzt keine Inhalte, die Zeit der
Altvorderen wie Ex-Kanzler Wolfgang Schüssel
oder Herwig van Staa ist bereits seit ihrer Abwahl abgelaufen. Andererseits verhindert die
Machtbalance zwischen Bauern-, Wirtschaftsund Arbeitnehmerbund längst notwendige
strukturelle Reformen. Wer dabei nicht mitspielt, hat keine Chance in der Parteihierachie.
Anzengruber ist kein ÖVP-Rebell, son-
dern die Volkspartei hat ihn dazu gemacht.
Eigentlich müsste sich Parteichef Anton
Mattle rasch auf die Suche nach bürgerlichen Querdenkern machen, die dann auf
drängende Fragen wie leistbares Wohnen,
Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Chancengerechtigkeit sowie Daseins-
fürsorge nicht nur in alten
Parteimustern antworten.
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peter.nindler@tt.com
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